Nach dem „Date" in der Bibliothek hatten sie sich getrennt. Draco wollte zum Quidditch-Feld gehen, um etwas zu fliegen, und Hermione hatte vor, in ihrem Zimmer zu lernen. So schlenderte sie allein die verwaisten Gänge entlang, bis sie in der Ferne einen Tumult hörte. Ein Streit kam es ihr, den sie als Schlichterin beenden musste. Seufzend kam sie ihrer Rolle als Schulsprecherin nach.
Von hinten erkannte sie Dean Thomas, Cormac McLaggen und Padma Patil. Was sie zuerst für einen handfesten Streit gehalten hatte, schien doch nur ein Spaß zu sein. Sie wollte schon vorbeigehen, als sie einen Satz hörte, der sie innehalten ließ. „Wir helfen dir dabei, ein paar deiner Pfunde zu verlieren. Du musst nur den Flüchen ausweichen!" Hermione erstarrte, während die anderen lachten.
Als sie näher eilte konnte sie eine vierte Gestalt ausmachen. Millicent Bulstrode.
Ein Fluch löste sich von Cormacs Stab und Millicent sprang in die Luft, um nicht von ihm getroffen zu werden. Hermione zog sich der Magen zusammen. „Was ist hier los", ging sie dazwischen. Millicent nutzte die Chance sofort, um sich hinter Hermione in Sicherheit zu bringen.
„Geh aus dem Weg", fuhr Cormac sie an, „das geht dich nichts an!"
„Ich bin Schulsprecherin", widersprach Hermione. Ihre Blicke trafen sich und sie konnte Wut in dem seinen erkennen. „Drei gegen eine?", fragte sie herausfordernd, „ist das unser Gryffindormut?" - „Du bist keine Gryffindor mehr", entgegnete ihr Cormac boshaft, „du hast dich mit dem Feind verbrüdert."
„Mit dem Feind", sie zog ihre Augenbrauen hoch, „du meinst, weil ich mit Draco...", sie stockte kurz. Beinahe hätte sie gesagt, 'befreundet bin'. War es das, was sie war? Egal, davon durfte niemand außer ihnen etwas wissen. „... ausgehe?"
„Ich hätte nie gedacht, dass du so tief sinken würdest", warf Dean ihr entgegen.
„Sinken?", etwas in ihr riss und machte sich Luft. „Ich bin nicht so feige, dass ich jemals in der Überzahl, auf jemanden losgegangen bin. So tief, bin ich nie gesunken." Sie funkelte ihn boshaft an.
„In meinem Amt, als Schulsprecherin, ziehe ich euren Häusern fünfzig Punkte für jeden von euch ab", setzte sie nach. Cormac lief knallrot an, während seine Spießgesellen erbleichten. Millicent nutzte den Moment, um die Flucht zu ergreifen. Hermione kam sich kurz allein gelassen vor, bis Padma eher kleinlaut einwarf: „Sie entkommt."
Hermione richtete ihren Zauberstab auf die Hexe. Allein die Geste war Drohung genug, um Padma zurückweichen zu lassen.
„Hundert Punkte Abzug für Gryffindor?", fragte Seamus ungläubig.
„Oh du kannst also rechnen?", zischte ihm Hermione böse entgegen, „stimmt und fünfzig für Ravenclaw."
„Du hast doch echt einen Schlag, oder? Wie sollen wir das je wieder reinholen?", erwiderte Seamus böse. „Wie wäre es ausnahmsweise einmal mit vorbildhaften Verhaltensweisen?", konterte Hermione. „Ich habe, wenn ich mich nicht täusche Gryffindor mehr Punkte geholt, als jeder andere Schüler."
„Damals hast du auch noch zu uns gehört, nicht zu den Schlangen", warf er ihr vor. Sie konnte nicht anders, als ihn erneut böse anzufunkeln. „Weißt du was, lieber gehöre ich zu den Schlangen als zu feigen Löwen. Als Schulsprecherin stehe ich allerdings zwischen den Häusern." Sie maß ihn von oben herab. „Aber als ehemalige Gryffindor schäme ich mich gerade für mein Haus!"
Sie ließ die Gruppe stehen und folgte dem Gang, durch den Millicent geflohen war. Ein Schnüffelzauber verriet ihr, wo sie entlang gelaufen war. Solange sie nicht hinaus ging, konnte sie sich an ihre Fersen heften wie ein Spürhund.
Die Spur endete unter einer Treppe, vor dem Porträt einer mürrisch aussehenden Hexe.
„Was willst du hier", fragte die Frau auf dem Bild mit hochgezogener Nase. „Ich suche jemanden", erwiderte Hermione.
„Du brauchst gar nicht zu suchen! Sie ist nicht hier!", keifte die Frau zurück.
Das 'sie' ließ Hermione stutzen. „Woher weißt du, dass es ein Mädchen ist?", fragte sie das Porträt. Dieses kniff nur die Lippen zusammen und sah Hermione abwertend an. Unten war eine Plakette angebracht, auf der der Name 'Arithma Bulstrode' eingraviert war. Der Name Arithma kam Hermione vage bekannt vor. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
„Sie sind die Erfinderin der Arithmantik!", rief sie aus. Millicent hatte nie besonders helle gewirkt, aber Arithmantik, war mit Abstand Hermiones Lieblingsfach. Das Porträt errötete leicht.
„Nun ja, ich war einfach nur die Erste, die erkannte, dass einige Zahlen besser zusammenpassen als andere", fuhr es geschmeichelt fort. Konnte es wirklich sein, dass eine Ahnin von Millicent die Arithmantie erfunden hatte?
„Arithmantik ist mein Lieblingsfach", schwärmte Hermione und wurde mit einem Lächeln belohnt. „Warte einen Moment", befahl das Bild, dann verschwand es für wenige Sekunden. Als es wiederkam, musterte es Hermione noch einmal von Kopf bis Fuß. „Sie sagt, es sei ok dich reinzulassen. Ich denke, sie meint damit, dass du passieren darfst."
Mit diesen Worten öffnete sich das Porträt und gab den Zugang zu einem kleinen Raum preis. „Danke", flüsterte Hermione dem Bild noch einmal zu, bevor sie das Zimmer betrat. Es war vollkommen kahl, aber die Wände waren vollgeschrieben mit wirren Zahlen. Millicent saß in einer Ecke mit einer Tafel Schokolade.
„Danke", flüsterte die Slytherin. „Geht es dir gut?", fragte Hermione besorgt, „haben sie dir etwas getan?"
„Nein, alles ok. Heute war es nicht so schlimm. Du warst ja rechtzeitig da", antwortete Millicent.
Hermione setzte sich neben sie. Heute? Das klang gar nicht gut...
„Haben sie das schon öfter gemacht?", fragte sie einfühlsam. Millicent zuckte mit den Schultern und schob sich ein Stück Schokolade in den Mund. „Anderen geht es schlechter als mir."
„Anderen?", Hermione wurde erst jetzt, die ganze Tragweite dieses Vorfalls bewusst. „Welchen anderen?" Sie hoffte immer noch, dass ihre Vermutung nicht zutraf.
„Na ja, sie hacken am liebsten auf den Schwächeren aus Slytherin herum. Aber wenn sich mehrere zusammentun, dann sind sie fast immer hinter Pans oder Draco her." Draco... Hermione lief es heiß und kalt den Rücken herunter. Er hatte ihr nie gesagt, dass er von anderen Schülern gemobbt wurde. Millicent hielt ihr eine Schokoladenspalte hin. „Hier", meinte sie lächelnd, „du siehst aus, als könntest du sie brauchen. Meine Mutter sagt immer, Schokolade heilt alle Wunden."
Hermione glaubte nicht daran, nahm die Schokolade dennoch aus Höflichkeit. Gerade als sie eine Frage stellen wollte, hörten sie Stimmen. Millicent blickte erschrocken in Richtung des Porträts. „Geh in die Ecke dort", wies sie Hermione an, leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit. Hermione folgte ihrem Befehl, ohne wirklich zu verstehen. „Invisibilis", sprach Millicent einen Unsichtbarkeitszauber aus und Hermione wurde genau in diesem Moment schmerzlich bewusst, dass sie die Andere für eine miserable Hexe hielt.
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...