Im Krankenflügel angekommen, bemerkte sie als Erstes, dass Madame Pomfrey erschöpft wirkte.
„Hallo Miss Pomfrey. Können sie mir bitte sagen, wo ich Draco Malfoy finde?", fragte sie höflich.
Die Angesprochene verzog sofort ihr Gesicht. „Was hat der Junge jetzt wieder angestellt? Er ist doch nicht auf dem Weg in sein Zimmer wieder einmal eine Treppe hinuntergefallen?"
Diese Aussage war verwirrend. Er war nicht mehr hier? Zwar wusste sie nun, dass es Draco wohl nicht so schlecht gehen konnte, wie sie befürchtet hatte, aber die Behauptung an sich war doch sehr seltsam. „Nein, ich dachte nur, ich könnte ihn hier finden. Fällt er öfter Treppen herunter?", wollte wissen. Es gab zwar Schüler wie Neville Longbottom, die tatsächlich häufig die Stufen herunterfielen, aber Draco schien ihr nicht von der tollpatschigen Sorte zu sein.
„Er ist inzwischen mein häufigster Gast", kommentierte Madame Pomfrey. „Mal eine gebrochene Rippe, mal ein Arm, Hämatome, Schürfwunden, teilweise sogar offensichtliche Zaubereiverletzungen, aber es war immer eine Treppe." Madame Pomfrey sortierte entnervt ein paar Medikamente. „Verstehen sie mich nicht falsch, Miss Granger, aber ich werde einfach nicht gerne angelogen."
„Er hat sie belogen?" Hermione war entsetzt. Man log keine Lehrer an und schon gar keine Ärzte. Madame Pomfrey seufzte nur gequält auf. „Er ist nicht der Einzige." Hermione war ganz Ohr. „Eigentlich sind es alle aus dem Hause Slytherin. Sie entfernen sich noch weiter von den anderen Häusern, als bisher ohnehin schon. Nicht einmal unter sich können sie Frieden wahren. Vorhin war quasi das halbe Haus hier... herrje... was für eine Aufregung. Heilkunde sollte wirklich ab dem ersten Jahr in Hogwarts als Pflichtfach gelehrt werden. Es ist erschreckend, wie viele ein einfaches Episkey nicht zustande bringen." Unausgesprochen blieb, dass Draco, genau wie Hermione, Heilkunde belegt hatte. Wegen eines Episkeys wäre er nicht in den Krankenflügel gegangen.
Schließlich kramte Madame Pomfrey eine kleine Phiole von ganz hinten aus dem Medizinschrank hervor. „Wenn sie ihn sowieso noch treffen wollen, bringen sie ihrem Freund das doch mit. Es ist ein Blutbildungstrank. Der Blutstiller sollte inzwischen so weit gewirkt haben, dass es keine zu große Sauerei gibt." Sie schüttelte den Kopf. „Jemanden mit einem Buttermesser anzugreifen... auf so eine Idee, kann nur wer kommen, der aus mindestens drei Generationen reinem Zaubererblut abstammt."
Wie Hermione die Phiole zu Draco bringen sollte, war ihr ein Rätsel. Ihr fiel ein, dass sie sowieso noch mit Zabini reden wollte. Also suchte sie als erstes Harry auf.
Ausgerüstet mit der Karte der Rumtreiber, war der große Slytherin schnell gefunden.
„Hermione", begrüßte er sie, mit einem strahlend, weißem Lächeln. Sofort fühlte sie sich willkommen, obwohl noch andere Slytherins bei ihm standen. Zwar wusste sie nicht, mit was sie das verdient hatte, dennoch begrüßte er sie für alle erkennbar als Freundin. Sie konnte nicht anders als zurück zulächeln.
„Blaise, schön dich zu sehen! Wie geht es Draco?", war die erste Frage, die sie stellen musste. Beinahe hätte ihre Stimme versagt, deshalb schluckte sie schwer. Aber Blaise schien ihre Bedenken einfach wegzuwischen. „Der Schwerenöter hat sich in unserem Zimmer verkrochen und jammert dort herum. Nicht zum aushalten, sag ich dir." Er zwinkerte ihr zu.
Sie atmete tief durch. Ja, Draco war schon immer ein Schwerenöter gewesen.
Blaise löste sich von der Gruppe. „Du hast Fragen oder? Lass uns irgendwohin gehen, wo wir allein sind." Sein Lächeln irritierte sie. Während sie gingen, überlegte sie, warum. Dann kam es ihr.
„Du hast dich sehr verändert." Als Blaise nicht antwortete, fügte sie hinzu: „Früher warst du so arrogant, dass du niemals mit mir geredet hättest, geschweige denn, mit mir irgendwohin gegangen wärst."
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Die WinWin Situation (Dramione)
RomanceWill man einen Plan für eine gute Intrige spinnen, fragt man am Besten einen Slytherin. Doch in dieser speziellen Situation, ist es der Slytherin, der einer Gryffindor anbietet Teil einer Intrige zu werden, natürlich nicht ganz selbstlos. Aber Pläne...