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Aurelia

„Du blödes Balg!", fauchte einer der Männer mich an und drückte mir seine Hand auf den Mund, was meinen Schrei abrupt zum Verstummen brachte. Der andere lachte nur. „Reg dich nicht auf. Hier hört sie niemand und selbst wenn, warum sollte sie schon jemand retten?"
„Hast recht. Ich mag es nun mal nicht wenn Frauen mir nicht gehorchen. Und dann noch so dreckige kleine Sklavinnen."
Die Angst, die mich bis eben noch gelähmt hatte, wurde von einem Mal wieder von Wut übermannt. Wie können es diese Männer wagen so mit mir zu reden? Ich hatte nie zuvor Diskrimierung, abgesehen von der Sache mit Caius, erlebt. Ich wurde immer wie ein normaler Mensch behandelt und nicht wie jemand der weniger Wert war, doch diese Männer sahen nur das in mir und es machte mich rasend.
„Aua, verdammt!", schrie der Mann erneut und ließ mich vor Schreck so plötzlich los, dass ich zu Boden fiel. „Das kleine Miststück hat mir in die Hand gebissen!" ,fluchte der Mann und besah sich seine Hand.

Schnell rappelte ich mich auf und rannte los. Doch der Schock hielt zu kurz und ich fiel, als einer der Männer mich am Arm festhielt und ich versuchte mich loszureißen. Der grobe Waldboden bohrte sich in meine Haut, als ich auf ihm landete und mich nur schlecht abfangen konnte. Ich wollte sofort wieder aufspringen, doch ich spürte ein schweres Gewicht auf meinem Rücken und meine Hände wurden festgehalten.

„Geh nicht so hart mit ihr um. Sonst bekommen wir weniger." , gibt der eine zum besten, doch der, der mich herunter drückt lacht nur.

„Vielleicht sollten wir dich einfach behalten. Ich liebe Frauen mit Feuer. Solange sie wissen, wann sie endlich still zu sein und sich dem Mann beugen müssen."

Sein Gesicht wanderten zu meinem Ohr.
„Aber das kann ich dir ja noch anerziehen. Das ist sowieso das einzige was ihr Sklavinnen könnt. Schön für uns Männer die Beine breit machen, nicht wahr? Flavius, was hältst du davon, sie noch ein bisschen zu behalten?"

Ein weiteres Lachen.

„Meinetwegen. Solange du sie nicht so zurichtest, wie die letzte."

Die Angst ist mit einem Schlag wieder da und erneut versuche ich mich zu wehren.

„Lass deine dreckigen Finger von mir!" , fauchte ich den Mann an.

„Du solltest lieber mal dein Mund halten, sonst stopfe ich ihn dir hier sofort!"

„Du solltest lieber tun was er sagt, Süße, er...", doch weiter kam der Mann, der wohl Flavius heißt nicht. Ich wusste nicht was passierte, doch ich hörte wie jemand zu Boden krachte und der Mann, der mich festhielt, plötzlich aufsprang und herum wirbelte.

Ich rappelte mich auf und schaute mich um. Mein Herz setzte kurz aus. Seine blonden Haare waren völlig durcheinander und seine blauen Augen sprühten vor Hass. Blut tropfte seine Knöchel herunter. Doch er war es. Lucius. Er war hier. Wegen mir. Flavius lag am Boden, seine Lippe aufgeplatzt und Dreck klebte an seinem Gesicht. Lucius Hände waren zu Fäusten geballt und er holte aus um Flavius mit voller Wucht in die Seite zu treten, was diesen gegen einen Baumstamm krachen ließ. Er wimmerte kurz auf und schloss schmerzverzerrt die Augen.

„Dafür wirst du büßen!" ,sagte der andere, der scheinbar gerade aus seiner Starre erwacht war und preschte auf Lucius zu. Doch er reagierte schneller, duckte sich vor dem Schlag und versetzte ihm selbst einen in die Magengrube, was den Mann zu Boden taumeln ließ.

Lucius beugte sich zu ihm herunter und drückte sein Gesicht herunter in die Erde.

„Du kannst froh sein, dass ich dich nicht vor Ort und stelle so zurichte, dass du nie wieder einer Frau was antun könntest! Und wenn du oder dein Freund meinem Mädchen noch einmal zu nahe kommst, dann Gnaden dir die Götter." Mit diesen Worten ließ Lucius den Mann los und kam auf mich zu. Er ließ sich vor mir auf die Knie fallen und zog mich sofort an sich.

„Tut mir leid, dass ich so lang gebraucht hab Prinzessin." Seine Stimme war leise und ich sah Tränen in seinen Augen glitzern.

Ich presste mich an ihn und auch mir schossen Tränen in die Augen.

„Ich dachte, du würdest nicht kommen.", flüsterte ich leise und ließ mir von Lucius die Strähnen aus dem Gesicht streichen.

„Ich würde dich nie allein lassen, Lia." Seine Lippen drückten sich auf meine und ich klammerte mich an ihm fest, aus Angst, ich würde bloß träumen und er wieder verschwinden.

Seine Hände schoben sich unter meinen zitternden Körper und er hob mich hoch. Seine Haut glühte förmlich und entspannte meine Muskeln. Geborgenheit überflutete mich, die einzig und allein von Lucius ausgelöst werden konnte. Ich dachte, ich würde ihn nie wieder sehen, doch er hatte mich gesucht, gefunden und gerettet. Er lächelte mich an und ich erwiderte es augenblicklich.

„Lass uns gehen.", hauchte er mir leise zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann schaute er zu den beiden Männern, die sich langsam wieder aufrappelten.

„Ihr verschwindet jetzt lieber, ansonsten kommt ihr das nächste mal nicht so glimpflich davon!" Von einem auf den anderen Moment war seine Stimme wieder vollkommen Gefühllos.

Die Männer schauten Lucius voller Wut an. „Das alles für 'ne dreckige Sklavin! Glaub mir, wir sehen uns wieder und dann wirst du dir wünschen, du hättest uns das Mädchen einfach überlassen."
Mit diesen Worten verschwanden die Männer im Wald.

„Was für Idioten." ,meinte Lucius Kopfschüttelnd, doch die Worte hatte ein unangenehmes Gefühl bei mir hinterlassen.

Diese Männer könnten gefährlich werden, das spürte ich einfach. Sie schätzen Frauen nicht und Sklavinnen nich viel weniger. Ich hatte darüber gelesen, über die Rollenverteilung, der Gesellschaft, doch ich war nie wirklich damit in Berührung gekommen. Lucius Mutter wurde geschätzt und hatte sehr wohl Einfluss im Haus und die Sklaven mussten zwar hart arbeiten, aber Anfeindungen ihnen gegenüber hatte ich noch nie erlebt. Oder hatte ich es nur einfach nicht bemerkt, weil ich davon immer verschont wurde? Ich wusste es nicht.

Doch die Männer hatten mir Angst gemacht. Sie waren wie Caius. Böse und nur auf das bedacht, was sie wollten, ohne Rücksicht auf Verluste.
Meine Finger krallten sich in Lucius Shirt und ich hauchte ihm ein Kuss aufs Kinn.
Flavius Worte hallten in meinem Kopf hin und her. Was die Männer wohl mit mir angestellt hätten, wäre Lucius nicht aufgetaucht? Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Ich war einfach glücklich, dass Lucius hier war. Bei mir.

„Ich will dich nicht teilen.", flüstere ich leise und spüre sofort wieder den Schmerz in meiner Brust, als ich daran denke.

„Ich möchte für immer bei dir sein."

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