Lucius
Wut machte sich in mir breit und ich hatte das Gefühl jeden Moment aus der Haut zu fahren. Als Mutter vorhin den Namen dieses widerlichen Schmarotzers ausgesprochen hatte, als Überraschung für Lia, wollte ich es erst gar nicht wahr haben. Ich hatte so gehofft, sie hätte sich im Namen geirrt doch er war es. Caius Markus. Und die Art, wie er Aurelia angeguckt und mich dabei verhöhnt hatte, trieb mich schier in den Wahnsinn. Er hatte hier absolut nichts zu suchen. Rein gar nichts! Aurelia flüsterte einen zaghaften Dank und presste sich dann sofort ängstlich an mich. Verdammt. Sie hatte auch jeden Grund Angst vor diesem Mistkerl zu haben. Was fällt ihm nur ein, hier an ihrem Geburtstag aufzutauchen?! Er lächelte und auf Außenstehende wirkte es sicherlich sehr charmant, doch ich wusste es besser. Seine Augen sprachen Bände, sie strahlten etwas Bösartiges aus und sobald sie auf Aurelia fielen definitiv verlangen. "Lucius. Mein alter Freund.", richtete er nun an mich und klopfte mir auf die Schulter. "Lange nicht gesehen, Caius.", erwiderte ich und rang mir ein Lächeln ab wobei ich es aber nicht lassen konnte, Aurelia hinter mich zu schieben.
"Ach wie wunderbar. Dann lasst uns endlich essen!", erklang die fröhliche Stimme meiner Mutter und ich nahm Lias Hand um sie schnell an ihren Platz zu ziehen. Sie ließ sich neben mir auf dem Sofa fallen und rückte wieder nah an mich heran. Ihren Blick hatte sie auf ihre Hände gerichtet, an denen sie nervös rumspielte. Auf dem Sofa gegenüber ließ sich in all seiner Arroganz Caius nieder und starrte vergnügt Lia an, die Mitten in ihrer Bewegung verharrte und seinen Blick erwiderte. Sie griff nach meiner Hand, die neben ihr lag und verschränkte ihre mit meiner. Ich sah immer nur Angst in ihren Augen doch auch Wut und diese legte Lia in ihren Blick und guckte Caius trotzig an. Aurelia war definitiv Sauer. Immerhin war es ihr Tag und er war schon chaotisch genug und jetzt tauchte auch noch dieser Mistkerl hier auf. Seine Mundwinkel zuckten und er konnte es nicht lassen sich anrüchig über die Lippen zu lecken. Lia zuckte leicht zusammen und richtete ihre Augen zu mir um mich flehend anzusehen. "Es tut mir so leid.", flüsterte ich ihr zu während ich aus dem Augenwinkel sah, dass Mutter begann Caius in ein Gespräch zu verwickeln, was ihn dazu brachte sich von Lia ab- und ihr zu zuwenden. "Du kannst nichts dafür.", antwortete Lia leise."Ich hatte dir aber versprochen, dass es heute ein schöner Tag werden sollte."
"Wenn du bei mir bist, ist immer alles schön."
Ohne es kontrollieren zu können, begann ich zu Lächeln und wie automatisch wollte ich mich vorbeugen um sie zu Küssen als meine Mutter erneut, das Wort an alle richtete und mich in meinem Vorhaben unterbrach: "Dann lasst uns mal Essen, meine Lieben!" Aurelia biss sich leicht auf die volle Lippe und starrte auf meine bevor sie ihren Blick auf das Essen auf dem Tisch richtete. Ihre Hand war immer noch fest mit der meinen verschränkt und selbst als ich mich vorbeugte um ihr und mir etwas zu Essen zuholen, ließ sie mich nicht los. Während wir aßen, kehrte schweigen über allein ein. Aurelias Blick war auf ihren Teller gerichtet und von dem Essen darauf hatte sie kaum etwas angerührt. Sie ließ sich nichts anmerken, doch ich spürte noch immer ihre Angst und ihre Wut. Caius hatte seinen Teller bereits zur Seite gestellt und sich auf dem Sofa nach hinten gelehnt. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Dieser Typ fühlte sich hier definitiv zu wohl, was mir gar nicht passte. Es schien mir als würde seine ganze Präsenz, den Raum verdunkeln und Lia schien dies auch wahrzunehmen. Ich spürte ihren Puls am Handgelenk rasen und die Art, wie sie leicht stoßartig durch den Mund atmete, machte mich auch nervös. Dabei hatte ich im Gegensatz zu ihr keinen Grund Angst zu haben und viel eher spürte ich einen unbändigen Hass auf diesen Menschen, der sich benahm als würde ihm dieses Haus gehören. Ich wollte nicht, dass Lia sich fürchtete, auch wenn ich es ihr nicht verübeln konnte. Mein Vater räusperte sich leicht und schob seinen Sessel zurück um aufzustehen: "Entschuldigt mich bitte, ich hab noch etwas zu erledigen. Caius ich erwarte dich später dann in meinem Arbeitszimmer." Mit diesen Worten verschwand er ohne weiteres durch die Tür. Mein Vater mochte feierlichen Anlässe nicht besonders und zog es vor zu Arbeiten. Außerdem missfiel es ihm wahrscheinlich immer noch, wie ich mit Lia umging. Dennoch machten mich seine Worte stutzig. Was könnte er noch mit Caius zu besprechen haben? Was könnte mein Vater von ihm wollen? Meine Augen schossen sofort zu ihm und sein arroganter Gesichtsausdruck versicherte mir, dass mir dieses Geschäft ganz sicher nicht gefallen würde.
"Da fällt mir ein, ich hab ja noch ein Geschenk für unsere kleine Lia.", sprach er plötzlich süffisant und ich spürte wie Lia neben mir zusammen zuckte. Allein die Tatsache, dass Caius es nicht lassen konnte sie mit meinen Kosenamen anzusprechen, brachte mein Blut zum Kochen und auf keinen Fall wollte ich das dieser verfluchte Dreckskerl meiner kleinen Prinzessin etwas schenkte. In einer fließenden Bewegung erhob sich Caius und trat zu uns um sich vor Lia hinzuknien, den Teller auf ihrem Schoss beiseite zu stellen und ihr stattdessen ein kleines Päckchen drauf zulegen. Er ließ ihr gar keine Zeit selber zu reagieren und kam ihr viel zu nah. Meine Wut wuchs, doch ich konnte schlecht vor Mutter einen aufstand machen. Lia starrte kurz auf die Schachtel, dann zu Caius, der immer noch Grinste und in mir den Wunsch entfachte solange auf dieses drauf zu prügeln bis er nicht mehr so schaute, und dann zu mir. Erneut bis sie sich auf die Lippe, schien abzuwiegen, was sie tun sollte. Doch Lia war zu gut erzogen wurden um Caius das Geschenk zurück zugeben, denn es schickt sich in unserer Gesellschaft nicht. Trotzdem wünschte ich mir sie würde es tun. Doch so war Lia nicht, sie besaß zu viel Anstand und so rang sie sich zu einem schüchternen Lächeln ab und bedankte sich bevor sie ihre Hand von meiner löste und mit zitternden Händen die kleine Box öffnete. Behutsam holte sie eine feine, goldene Kette mit einem filigranen Anhänger der Göttin Venus heraus. Eifersucht überflutete mich, als Aurelia die zarte Kette in ihre Hand gleiten ließ und sie betrachtete. Er hatte kein Recht ihr so etwas zu schenken. "Sie ist wunderschön." hauchte sie "Vielen dank." Mit diesen Worten legte sie die Kette zurück in die Schachtel und eine Spur Erleichterung durchfuhr mich, als Lia sie zurück auf den Tisch stellte. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie von jemand anderen Schmuck trug. Ich sollte der einzige sein, der ihr so was schenkte. Erneut flogen meine Augen zu Caius in der Hoffnung, dass ihre abweisende Art ihm einen Tritt in sein Ego verpasst hat, doch ich hatte mich getäuscht. Sein Lächeln war genauso da wie zuvor, wenn es nicht sogar ein Stück breiter geworden war.
"Gefällt sie dir?"
"Natürlich.", brachte sie hervor und ich spürte, dass Caius nicht so einfach aufgeben wollte. Er mochte dieses Spiel, er liebte es sogar, Abweisungen trieben ihn an, so war er schon früher und ich war froh, als er weg war. Also warum war er jetzt auf einmal wieder aufgetaucht?
"Wir haben uns so lange schon nicht mehr gesehen, doch als ich neulich diese Kette sah, musste ich augenblicklich an dich denken. Du bist noch viel hübscher geworden als damals. Ich würde mich sehr freuen, die Kette an dir zu sehen."
Aurelia atmete einmal tief ein und aus und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen als meine Mutter erneut dazwischen funkte. "Ach Caius, was bist du nur für ein Charmeur. Nach den Jahren, die du nicht mehr hier warst, trotzdem Aurelias Geburtstag nicht vergessen zu haben. Natürlich wird Aurelia die Kette tragen, nicht wahr Liebes?" Hilfe suchend wendete sich Lia zu mir als die Kette auf einmal kurz vor ihrem Gesicht baumelte und sich dann um ihren Hals legte. "Ich helfe dir auch dabei, Prinzessin." Sie erstarrte, denn Caius war plötzlich direkt hinter ihr und hatte ihr die Kette um den Hals gelegt, nicht ohne dabei seine Hände eine Spur zu lange an diesem verweilen zulassen. Ich sah wie sich Tränen in ihren Auen bildeten und Panik in ihr aufstieg. Zu nah. Zu nah! Schrie alles in mir und ich konnte nicht anders als ihren Arm zu packen und sie zu mir zu ziehen. Weg von Caius. Hauptsache Abstand zwischen seinen Händen und ihr. Ich konnte nicht zulassen, dass er sie berührte. "Ach Lucius, du warst schon früher so dermaßen beschützerisch. Lass mir wenigstens ein Tanz mit ihr. Nur einen Tanz, dann lass ich sie in Ruhe. Immerhin waren wir früher doch alle so gute Freunde, nicht wahr Aurelia? Du wist dich doch noch daran erinnern, oder?" Panisch klammerte sich Aurelia an mir fest. "Lucius.", flüsterte sie leise und ich konnte nicht anders als sie bei diesen Worten noch fester an mich zudrücken.

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Du gehörst mir!
LosoweSeit Aurelia denken kann, ist er an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, wie ein Bruder für sie. Doch Aurelia ist für etwas anderes bestimmt und das weiß er auch. Denn Aurelia ist das Kind zweier Sklaven des Hauses Cornu, das Haus seiner Eltern un...