Aurelia
Die Sonne stand hoch am kristallklaren Himmel, strahlte auf meine sanft gebräunte Haut und hinterließ ein angenehmes Gefühl. Der Wind wehte leicht durch meine braunen Haare, ebenso wie durch Lucius blonde, der neben mir stand und sein Pferd sattelte. Er liebte sein Pferd und pflegte und versorgte es am liebsten selber, statt den Sklaven, dies zu überlassen, die sich um die anderen Pferde, die im Stall standen, kümmerten. Liebevoll streichelte er dem schönen Tier über den Kopf und ich konnte nicht anders als mich in diesen Anblick zu verlieren. Lucius wirkte so friedlich und glücklich in der Nähe des Pferdes, dass war schon immer so gewesen. "Bist du so weit?" , fragte Lucius plötzlich und ich spürte seine Augen auf meine gerichtet. "Natürlich.", erwiderte ich augenblicklich und legte meine Hand in seine, die er mir entgegenstreckte. "Es ist lange her, dass du auf einem Pferd sahst oder?", fragte er grinsend. "Ich mochte es lieber dir zuzuschauen als selber zu reiten. Ich konnte dir immer stundenlang dabei zu sehen." Tatsächlich hatte ich kaum noch Erinnerungen an meine eigene Reitstunde. Lucius Eltern hatten einen Reitplatz hinter dem Anwesend, auf dem auch Lucius diese Sportart lieben gelernt hat. Schon seit er klein war, liebte er es Zeit mit seinem Pferd zu verbringen und ich hatte es geliebt, wie glücklich er war, wenn er auf ihm saß, wie der Wind ihm die Haare ins Gesicht gepeitscht hat, wie er mit Leichtigkeit von Schritt in Galopp gewechselt war. Ich habe es geliebt, wenn er fertig mit Reiten war und mich mit geröteten Wangen angestrahlt und mich umarmt hatte. Ich wollte damals, diese Freude auch verspüren. Doch ich hatte noch nicht verstanden, dass es nicht das Reiten war, was mich glücklich gemacht hat, sondern ihn dabei zu sehen. Lucius warme Finger streiften über meine Wangen und rissen mich aus meinen Gedanken. "Alles in Ordnung?" Ich nickte. "Ich hab bloß in Erinnerungen geschwelgt." Ich lächelte Lucius zu und ließ mich von ihm näher an seinen schwarzen Hengsten heranziehen, der mich sofort mit der Schnauze anstupste. "Er scheint dich zu mögen." Lucius lächelte mir zu und wuschelte mir dann kurz durch die Haare bevor er mir half auf den Rücken des Tieres zu kommen. Es war ein sehr großes Pferd und plötzlich wurde ich nervös. "Was ist wenn ich runterfalle?", fragte ich leicht besorgt und guckte herunter. Es waren vielleicht anderthalb Meter aber wenn ich im Galopp runterfallen würde, würde das sicherlich sehr wehtun. "Keine Sorge, ich pass auf dich auf. Ich sorge schon dafür, dass du bei mir bleibst." Mit diesen Worten schwang er sich hinter mich auf sein Hengsten und zog mein Rücken enger gegen seine Brust bevor er die Zügel in die Hand nahm und irgendwie konnte ich das Gefühl nicht abschütteln, dass er mit seinen Worten nicht nur, den Ausflug gemeint hatte. Das Pferd setzte sich in Bewegung und ich presste mich noch enger an Lucius, weil es mir nicht ganz geheuer war auf diesem wackeligen Pferderücken zu sitzen. Ich spürte Lucius Atem an meinem Nacken und augenblicklich fing mein Körper an zu kribbeln, ohne, dass ich es verhindern konnte. "Hast du Angst, Prinzessin?", fragte Lucius schmunzelnd und normalerweise hätte ich ihm dafür gegen die Schulter geboxt, doch ich traute mich nicht die Hände von den Griffen zu nehmen. "Hab ich nicht.", brachte ich stattdessen heraus und versuchte dabei Stark zu klingen, was mir nicht wirklich gelang. Lucius legte, ohne mich wie sonst aufzuziehen, einen seiner Arme um meine Taille und ich beruhigte mich wieder ein wenig auch wenn ich es nicht zugeben würde. "Wir hätten öfter mal zusammen reiten sollen.", stellte Lucius bedauernd fest und ich konnte ihm nur zustimmen. Es machte mir etwas Angst aber das Gefühl hier durch den Wald zu reiten, mit Lucius an meiner Seite, war wirklich schön.
„Können wir ja noch nachholen oder?"
„Natürlich.", antwortete er sofort, doch etwas in seiner Stimmlage machte mich stutzig. Ach ich hatte mich sicherlich irgendwie geiirt.
"Ist es ein weiter Weg von hier in die Stadt?"
"Nein, es dauert nicht lange. Bist du aufgeregt?"
"Ja irgendwie schon.", gestand ich und spürte Lucius lächeln. "Verständlich. Immerhin hast du sie noch nie aus der Nähe gesehen. Lass uns heute Nacht in einem der Gasthöfe übernachten und erst morgen zurück kehren. In Ordnung?"
"Das wäre toll."
Es dauerte nicht mehr lange bis ich mich an das Reiten vollständig gewöhnt hatte. Ich genoss den Wind auf meinen Wangen und das Gefühl zu spüren, wie Lucius Muskeln in meinem Rücken arbeiteten, als er uns leichter Hand in die Stadt brachte. Dennoch zitterten meine Beine leicht als wir ankamen, Lucius vom Pferd sprang und mich herunter hob. Ich musste mich kurz an Lucius Arm festklammern um wieder fest auf meinen Füßen zu stehen und Lucius grinste darüber: "Daran gewöhnst du dich schon noch. Am Anfang ist das eine ziemliche Umstellung."
Lucius brachte sein Pferd in einen kleinen Stall, hinter einem kleinen aber sehr schönen Gebäude bevor wir zusammen das Haus betraten. Es schien sich um einen der Gasthöfe zu handeln, den Lucius vorhin angesprochen hatte und Lucius klärte kurz mit einem Mann mittleren Alters alles weitere ab.
Ich mischte mich nicht in das Gespräch ein, sondern ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, in dem Tische und Bänke standen und eine Treppe nach oben führte. Die Sonne schien durch die Fenster und warf ein schönes Licht auf die Blumen, die in dem Raum verteilt standen.
"Gut, ich hab alles geklärt, Lia. Willst du dir das Zimmer erst angucken in dem wir heute schlafen oder erstmal die Stadt?"
"Erstmal die Stadt. Dann haben wir noch eine Überraschung wenn wir wieder kommen."
"In Ordnung." Lucius nahm meine Hand und verschränkte sie mit seiner bevor wir durch die Tür erneut ins freie traten. Der Gasthof war etwas außerhalb der Stadt, nicht viel, aber sodass wir noch ein Stück gehen mussten. Wir gingen über eine kleine Brücke, die über einen Fluss gebaut wurde und auf der ich kurz stehen bleiben musste um ins tiefe, klare Nass zu blicken.
"Wenn du nicht aufpasst, schubse ich dich noch rein.", sagt Lucius, der hinter mir stand und seine Hände um meine Taille und sein Kopf auf meiner Schulter gelegt hat. "Das würdest du dich eh nicht trauen.", zog ich ihn auf und stand plötzlich nicht mehr auf meinen Füßen sondern wurde von Lucius hochgehoben, der mich auf das Geländer der Brücke setzte. Ich schrie erschrocken auf und krallte meine Finger in Lucius Arme, die immer noch um mich geschlungen waren. "Ach ja? Würde ich das nicht?", raunte Lucius mir zu und ein Schauer durchfuhr mich. Seine Stimme benebelte mich und ich bekam das Gefühl das wir auf einmal über etwas ganz anderes Sprachen. Unbewusst leckte ich mir über die Lippen. „Nein, ganz sicher nicht.", flüsterte ich zurück und presste mich enger an ihn. Seine Augen funkelten, wie vorhin auf dem Flur. Obwohl es sich anfühlte als wäre dieser Moment ewig her. Es war zu viel passiert danach. Doch jetzt waren es wieder nur Lucius und ich. Wie es auch sein sollte. „Und was wenn doch." Lucius drückte seine Lippen auf meinen Hals und ich seufzte leise. Das Blut schoss mir augenblicklich in die Wangen und ich biss mir auf die Lippen, um mich schnell panisch umzugucken. Keine Menschenseele war hier. Lucius allerdings brach in schallendes Gelächter aus, bei dem er etwas von mir wegrutschte. „Lucius!", schrie ich erschrocken und krallte mich noch fester an ihn. „Ich dachte, du hast keine Angst, dass ich dich schubse?", meinte er gespielt unschuldig und hielt mich wieder so fest, wie zuvor. "Erschreck mich doch nicht so. Ich nehme es zurück.", brachte ich heraus und schaute dann vorsichtig nach unten. Es war nicht tief bis zum Wasser, aber die Strömung des Flusses wirkte stark und ich konnte den Grund des Flusses nicht erkennen. Lucius Griff verstärkte sich noch mehr, als ich mich leicht nach vorne beugte. "Ich hab doch gesagt, ich würde dich nie fallen lassen." Mit diesen Worten hob Lucius mich zurück auf die Brücke, drehte mich zu sich und drückte seine Lippen auf meine Stirn. "Lass uns weiter gehen, sonst schaffe ich es niemals dir alles zu zeigen." Lucius nahm erneut meine Hand und wir gingen weiter. Ein kleines Stück mussten wir durch einen Wald geben, bevor wir endlich die Stadt erreichten. Unzählige Gebäude standen vor mir und Menschenmengen schlängelten sich durch die Straßen und Gassen, die zwischen den Häusern lagen. Plötzlich fühlte ich mich unfassbar klein. Die Wände in denen ich mich auf einmal so gefangen gefühlt hatte, erschienen mir nun als sichere kleine Festung. Hier war alles so anders, so laut, so... atemberaubend. Meine Hand schloss sich enger um Lucius, aus Angst er könnte verschwinden, wenn ich nicht genau auf ihn achtete und mich hier in dieser fremden großen Stadt allein lassen. "Du brauchst nicht aufgeregt sein. Ich bin ja bei dir. Lass uns heute viel Spaß haben." Lucius lächelte mir aufmuntert zu und ich erwiderte es ohne zu zögern und schluckte meine Nervosität herunter. Ich wollte diese Zeit heute in vollen Zügen genießen.
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Du gehörst mir!
RandomSeit Aurelia denken kann, ist er an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, wie ein Bruder für sie. Doch Aurelia ist für etwas anderes bestimmt und das weiß er auch. Denn Aurelia ist das Kind zweier Sklaven des Hauses Cornu, das Haus seiner Eltern un...