Lucius
„Ich möchte für immer bei dir sein."
Mein Herz zog sich zusammen bei ihren Worten und ich presste sie noch näher an mich. Ich wollte sie nie wieder loslassen. Ich wollte für immer bei ihr sein. Nur mit ihr. Für immer, bis in alle Ewigkeit. Es wäre zu schön. Es wäre ein Traum. Aber das Leben war nun mal kein Traum und vieles was man sich wünschte, blieb unerfüllt. Es ging nicht. Ich hatte meine Pflichten, die ich erfüllen musste und Lia ebenfalls.
„Ich wünschte, es wäre so einfach, Prinzessin. Ich wünschte, es hätte einfach so weiter gehen können, wie bisher. Doch es geht nicht."
„Ich weiß." Ihre Stimme klang schwach und zittrig, doch ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich konnte sie weder trösten noch beruhigen, da sie meinetwegen so fühlte. Egal was ich sagen könnte, es glich einer Lüge. Ich konnte diese Heirat nicht verhindern und das wussten wir beide.
„Müssen wir wieder Heim?" Ich nickte und hielt sie noch fester.
„Ich bin schon viel zu lange weg. Vater wird nicht erfreut sein." Meinem Vater wäre es am liebsten gewesen, ich wäre überhaupt nicht gegangen, hätte mich vorbeireitet und auf das Wesentliche konzentriert. Stattdessen war ich einfach ohne etwas zu sagen erneut verschwunden und dann noch mit Lia. Er war sicher außer sich vor Wut gewesen.
„Wie oft darf ich dich noch sehen, wenn du Verheiratet bist? Darf ich noch bei dir schlafen? Darf ich überhaupt bei dir sein oder lässt du mich allein?" Ihre Stimme überschlägt sich und als sie mich anguckt, sind ihre Augen voller Angst.
„Es wird sich einiges ändern, Prinzessin, aber wir werden das hinkommen. Ich werde dafür Sorgen."
Sie nickt, doch ich kann nicht erkenne, ob sie mir meinen Worte glauben schenkt oder nicht. „Dann lass uns gehen."
"Eins noch. Es tut mir ebenso weh, wie dir. Ich will niemand anderen außer dich, doch ich hatte keine Chance. Ich konnte nicht ablehnen. Ich muss diese Frau heiraten. Ich hätte dich sonst verloren. Für immer."
Lias Augen weiteten sich bei meinen Worten. "Was? Wieso das denn?" Verwirrung spielte in ihrer Stimme mit und ich schloss resigniert die Augen. Ich konnte es nicht sagen. Ich konnte ihr nicht erzählen, wenn ich heiraten müsste. Es war noch viel schlimmer als das zuvor und ich hatte sie grade erst wieder gefunden. Was, wenn sie erneut weglaufen würde? Ich könnte es nicht zulassen.
"Man hätte mich dir weggenommen. Du wärst verkauft wurden." Meine Worte waren kaum mehr als ein flüstern. Diese Vorstellung war zu schlimm um sie tatsächlich laut auszusprechen. Caius würde alles in seiner Macht stehende tun, um seine Schwester mit mir zu verheiraten. Er war das Oberhaupt seiner Familie, nachdem seine Eltern gestorben waren und Verknüpfungen mit meiner Familie zu schließen, war strategisch gesehen am lukrativsten für ihn und sein Haus. Ich hatte nicht mitbekommen, über was für Geschäfte Caius und Vater verhandeln wollten, doch sie schienen wichtig für Vater zu sein. Caius hielt die Fäden in der Hand und momentan konnten wir nicht anderes zu tun, als uns davon leiten zu lassen und das gefiel mir ganz und gar nicht. Ich werde mich dem Willen meines Vaters beugen, ich werde sie heiraten, doch weder werde ich sie lieben, noch sie in meinem Bett schlafen lassen. Lia würde bei mir bleiben, oder ich würde die Nächte bei ihr verbringen. Nichts würde mich jemals von ihr trennen. Egal was für ein Spiel Caius mit uns spielte. Bloß bei der Frage nach Nachkommen, wusste ich keine Antwort darauf. Es wurde von mir Erwartet, einen Erben zu zeugen. Ich musste meine Pflichten erfüllen. Das war schon immer das wichtigste für Vater. Pflichten.
"Aber wieso? Ich verstehe das nicht. Warum hätte man mich weggeben sollen, hättest du zu der Hochzeit nein gesagt? Das hätte doch überhaupt keinen Sinn ergeben. Ich gehöre dir. Ich existiere nur für dich, oder nicht? Ich bin dein, seit ich geboren wurde. Wieso hätten deine Eltern dies tun sollen?" Ihr fragender Blick durchbohrte mich förmlich. Lia war schon immer überdurchschnittlich intelligent gewesen und wissbegierig. Sie hatte alles richtig kombiniert aber es war unmöglich von allein auf diese Verbindung zukommen. Ich seufzte gequält und sofort stahl sich sorge auf ihr Gesicht.
"Du wirst es verstehen, wenn wir angekommen sind" ,antworte ich ausweichend und meide es in ihre grünen Augen zu blicken, die mich immer dazubringen wollen, ihr alles zu erzählen.
Lia öffnete den Mund um zu einer Antwort anzusetzen, doch verstummte, bevor auch nur ein laut ihre Lippen verlassen hatte und nickte stattdessen nur erschöpft, bevor sie ihren Kopf an meine Brust lehnte und die Augen schloss.
Mein Blick verweilte kurz auf ihr. Sie sah so friedlich und ruhig aus und ich hoffte, sie könnte sich tatsächlich noch etwas ausruhen, bevor das Chaos über ihr hereinbrach.
Der Wald war hier schon deutlich lichter und es dauerte nicht lange bis ich das ende erreichte und auf eine grüne Wiese trat, ein ganzes Stück entfernt von unserer Bleibe. Der Wirt stand noch immer vor dem Haus, doch statt zu Fegen, beschäftigte er sich nun damit seine Beete zu bewirtschaften.
"Oh der werte Herr", begrüßt er mich lächelnd, als ich ihn erreichte. "Ihr habt sie gefunden. Das ist gut."
Ich nickte kurz zustimmend. "Bereite unser Pferd vor. Wir wollen abreisen", befahl ich ihm und er eilte sofort zu seinen Ställen, während ich hineinging und die Treppe hoch stieg. Ich legte Lia auf dem Bett ab, die inzwischen eingeschlafen war und deckte sie zu. Meine Lippen landeten wie von alleine auf ihrer Stirn und meine Finger strichen kurz über ihre Wange, bevor ich unsere Sachen zusammenpackte und in den Taschen verstaute. Dann ließ ich mich neben Lia auf das Bett fallen und genoss ihre Nähe und ihre Wärme. Sie war so süß wenn sie schlief und ich hätte sie stundenlang weiter betrachten könne, doch es dauerte nicht lange bis der Wirt leise klopfte, unser Gepäck holte und es nach unten trug, um es an meinen Hengst zu befestigen und wenig später bescheid gab, dass nun alles vorbereitet sei. Wir mussten los. Die Zeit war um. Vorsichtig schob ich einige Strähnen, die Lia im Schlaf ins Gesicht gefallen waren, zur Seite und stupste sie sanft an.
"Prinzessin, wir müssen los."
Lia öffnete langsam die Augen und blinzelte einige male etwas durcheinander, um den Schlaf zu vertreiben. Dann richtete sie sich auf und ich nahm ihre Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen.
"Ich hab Angst", flüsterte sie leise.
"Ich auch, Lia. Ich auch."
Doch die Zeit war gekommen und als ich Lia half auf meinen Hengst zu kommen, mich hinter ihr niederließ und los ritt, wurde mein Herz mit jedem Schritt, den wir näher ans Ziel kamen und die Stadt hinter uns ließen, immer schwerer und ich bekam das Gefühl nicht los, dass wir mitten ins Verderben ritten.
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Du gehörst mir!
RandomSeit Aurelia denken kann, ist er an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, wie ein Bruder für sie. Doch Aurelia ist für etwas anderes bestimmt und das weiß er auch. Denn Aurelia ist das Kind zweier Sklaven des Hauses Cornu, das Haus seiner Eltern un...