Lucius
„Aurelia." Meine Stimme war nicht mehr als ein flüstern als ich mein Gesicht in ihren Haaren vergrub und ihren Duft ein sog. Meine Arme umschlungen ihre Taille und langsam spürte ich, wie mein vor Wut schneller klopfendes Herz, sich Stück für Stück wieder beruhigte. Lias Haar roch so gut, ich hätte ewig in dieser Position verharren können. Die Zeit schien still zu stehen, nur sie und ich, für immer. Ich wünschte es könnte wirklich so sein. Ich wünschte es mir so sehr. Ich hätte sie so gerne einfach weiter in meinen Armen gehalten, mir ihr gelacht, mit ihr geweint. Doch es war nicht mehr so, wie es zuvor war. Die kleine perfekte Welt, die wir um uns errichtet hatten, war in sich zusammengebrochen. Ich würde Heiraten und ich wusste nicht wie ich es Lia beibringen sollte. Was würde passieren? Würde sie weinen, wie es Caius gesagt hatte? Ich wollte meine kleine Prinzessin nicht noch mehr weinen sehen. Ich wollte nicht, dass sie leidet. Ich konnte es ihr nicht erzählen. Ich konnte es einfach nicht. Zumindest nicht jetzt. Ich konnte den Gedanken daran nicht ertragen. Es war doch immer noch ihr Geburtstag. Ich wollte ihren Tag doch perfekt machen. Ich wollte sie auf Händen tragen. Ich hatte es ihr Versprochen. Wieso musste gerade heute alles so aus dem Ruder laufen? Wieso musste Caius hier auftauchen und alles, unser kleines perfektes Leben, so durcheinander bringen?
"Lucius?" Ihre Stimme war lieblich und fürsorglich, wie immer. Meine Stimme zitterte und meine Fäuste ballten sich zu Fäusten. Caius war mir heute den ganzen Tag auf der Nase herum getanzt. Dieser Bastard hat Lia weh getan und er war immer noch hier in meinem Haus.
Lia drehte sich um und legte ihre Hand an meine Wange während die andere auf meiner Brust, in Höhe meines Herzens ruhte. "Was ist los? Du wirkst aufgebracht. Ist was passiert?" Lias Stimme klang besorgt. Ich wusste ich könnte ihr nichts vormachen. Dafür kannte sie mich einfach zu gut. Ihre Smaragdgrünen Augen fixierten meine blauen so intensiv, dass ich weggucken musste, aus Angst sie könnte in ihnen lesen, was in mir vorging.
"Ich kann nicht. Ich kann es dir nicht sagen. Nicht jetzt. Nicht heute. Heute will ich nur für dich da sein. Ich habe es dir versprochen. Wie geht es dir? Hat er dir weggetan? Was hat er getan?" Meine Stimme klang aufgebracht, doch Lia blickte mir nur weiter in die Augen, als wäre sie mit den Gedanken woanders. „Lia bitte, sag doch was. Woran denkst du?", flehte ich und meine Sorgen nahmen immer weiter zu. Hatte er sie angefasst? Dann war er schon so gut wie tot. „Lucius. Guck mich an." Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Blick zu Boden gegangen war. Ihre Augen leuchteten immer noch im gleichen wunderschönen grünen Ton, wie immer. „Mir ist nichts passiert. Ich war bloß in Gedanken. Er hatte mir solche Angst gemacht, doch ich hatte mich von ihm losgerissen und." Sie stockte und ihre Augen weihten sich. „Lucius, ich hab ihn geschlagen. Ohne über die Konsequenzen nach zu denken. Ich hab einen Mann, in seiner Position geschlagen." Ich sah wie entsetzen Lia überschwemmt, als ihr bewusst wird, was sie getan hatte, doch ich begann zu lachen und meine Augen funkelten. „Das ist wunderbar Lia.", meinte ich dann. „Genau, was er verdient hatte. Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich beschützen, er kann dir nichts anhaben. Ich lasse nicht zu, dass er es als ein Fehlschlag deinerseits darstellt und du um Konsequenzen fürchten musst." Mein Lachen verstummte und ich wurde wieder Ernst. „Ich glaube, sowieso nicht, dass er es Melden wird. Wahrscheinlich wird ihn das nur noch mehr angespornt haben." „Bei den Göttern.", ertönte Lias aufgebrachte Stimme und sie ließ ihren Kopf gegen meine Brust fallen. Behutsam strich ich ihr durch die Haare. „Ich möchte heute Nacht nicht hier sein, Lucius. Darüber hatte ich vorhin nachgedacht.", fing sie plötzlich an. „Ich weiß, dass das viel zu viel verlangt ist, doch ich würde so gerne einmal die Stadt sehen, wie ein normales Mdchen. Für einen Tag keine Sklavin, Caius und alle anderen wiedervergessen, die mir böses wollen. Nur du und ich. Ich möchte an deiner Seite sein, mir dir übers Forum schlendern. Einmal wie ein richtiges Paar sein. Ein einziges mal." Lia presste ihren Kopf noch enger an mich und schniefte kurz. "Ich weiß nicht was passiert ist, aber es ist nichts Gutes richtig? Bitte lass uns noch etwas schöne Zeit verbringen bevor du es mir erzählst."
Ihre Worte klangen so abschließend, als hätte sie bereits erfasst was passier war, als wäre es die letzte Gelegenheit noch einmal nur zu zweit Zeit zu verbringen und es schien mir das Herz zu zerbrechen. Ab morgen würde ich Lia kaum noch sehen können. Ich müsste mich auf die Hochzeit vorbereiten. Denn auf wenn ich mich vorhin dagegen gewehrt hatte, wusste ich doch eigentlich längst, dass es beschlossen war. Caius war das Oberhaupt seines Hauses. Sein Vater war bereits tot und vermutlich würde er sich in naher Zukunft ebenfalls eine Gattin nehmen. Das Angebot stand schon längst vor heute. Vater und er hatten nur die letzten Hindernisse und Uneinigkeiten aus dem Weg geräumt. Es war wirklich ein perfekter Plan gewesen und mir waren schlicht und ergreifend die Hände gebunden. Ich legte meine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf hoch. Sie lächelte leicht doch ihre Augen sahen immer noch leicht geschwollen aus und sofort brachen meine Schuldgefühle wieder über mich herein. "Es tut mir so leid, Lia. Ich hätte vorhin bei dir bleiben müssen. Ich hätte dich besser beschützen müssen. Ich hätte..."
Lias Lippen legten sich sanft auf meine und unterbrachen damit meine Worte. "Es ist alles gut. Lass nicht zu, dass Caius sich zwischen uns stellt, selbst wenn er nicht mal da ist. Ich liebe dich, Lucius. Ich konnte es dir vorhin nicht mehr sagen. Lass uns nicht mehr darüber nachdenken, was vorhin passiert ist. Lass es uns vergessen und die restlichen Stunden einfach glücklich sein."
Erneut zuckte ich leicht zusammen bei ihren Worten und ich bekam das Gefühl nicht los, dass sie wusste, was passiert war. Doch ich sollte jetzt nicht weiter drüber nachdenken. Ich wollte nicht, dass meine betrübten Gedanken uns diese Zeit zerstörten.
"Du möchtest also in die Stadt, fragte ich sanft und Lia nickte lächelnd. „Es wäre so wundervoll." Ihre Stimme klang sehnsüchtig und ich wüsste nicht, was dagegen sprechen könnte, ihr die Stadt zu zeigen. "Alles was du möchtest, Prinzessin. Es ist mir sowieso genauso unlieb, wenn ich mir vorstelle, dich noch länger in seiner Nähe zu wissen." Auch wenn ich dabei verschwieg, dass Caius morgen nicht weg wer. Er würde nie wieder gehen. Schlimmer noch, er würde zur Familie gehören. Doch Lia musste das heute noch nicht wissen. Unwissenheit ist ein Segen manchmal. Lias Augen begannen zu strahlen, als sie ihre Arme um meinen Hals warf und mir einen Kuss auf die Wange drückte. "Danke.", flüsterte sie sanft und ich legte meine Arme wieder um ihren Körper um sie enger an mich zu ziehen. Ich brauchte ihre Nähe einfach. Lia war wie mein Ruhepol. Sie machte mich so glücklich. Lia war mir nie von der Seite gewichen, seit ihrer Geburt und ich wusste nicht wie ich es schaffen sollte, mich plötzlich auf eine neue Freu in meinem Leben einzulassen. Auf jemanden der Lias Platz einnehmen soll. Wie soll das gehen? Irgendwas würde in mir zerbrechen, wenn ich Lia nicht mehr jeden Tag sehen konnte, ihre Stimme hören konnte oder ihre Hände auf meiner Wange spüren konnte, das wusste ich. Wieso mussten mir die Götter, das Mädchen, das ich liebte als Sklavin in mein Leben setzen? Es war so ungerecht.
„Komm.", sagte ich dann und ergriff ihre Hand. „Wir ziehen uns was anders an für die Stadt und packen kurz unsere Sachen, bevor es losgeht." Lia nickte und lachte leise. „Das lange Kleid, wäre auf jeden Fall unpraktisch zum Reisen."
Ich stimmte in ihr lachen mit ein. Dann zog ich sie nach innen und schlüpfte in meine Reithose, sowie den Stiefeln. Dann kramte ich in meinem Schrank. Zum Glück waren Lias meisten Klamotten bei mit untergebracht. Ich zog ein schlichtes Kleid heraus, was zum reiten gut geeignet war und reichte es ihr. Sie drehte sich um und zog es sich schnell an. Scheinbar konnte sie es kaum erwarten hier rauszukommen. „Prinzessin." Ich hielt ihr meine Hand hin, als sie fertig war und zog sie zu mir. „Ich werde dich immer beschützen. Ich verspreche es dir." Ich spürte wie die Worte sie beruhigten und sie tief durchatmete. Das war mein Vorhaben gewesen, allerdings wusste ich nicht mal selbst ob ich dieses Versprechen halten konnte.
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Du gehörst mir!
CasualeSeit Aurelia denken kann, ist er an ihrer Seite. Er ist ihr bester Freund, wie ein Bruder für sie. Doch Aurelia ist für etwas anderes bestimmt und das weiß er auch. Denn Aurelia ist das Kind zweier Sklaven des Hauses Cornu, das Haus seiner Eltern un...