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Lucius

Mit Genugtuung beobachtete ich Lias Gesicht, wie sich ihre Augen bei meinen Worten weiteten und ihre Wangen anfingen zu glühen. Ihre Mitte drückte auf meine und ihre Augen wurden glasig, als sie es realisierte und ich würde lügen wenn ich leugnen würde wie sehr es mir gefiel, wie Lia auf mich reagierte. Ich hatte mich wie ein Arsch verhalten und trotzdem presste sie sich so vertrauensvoll an mich, als wäre nie etwas geschehen und wahrscheinlich hatte ich das überhaupt nicht verdient. Lia war so süß, wie sie sich auf die Unterlippe biss, ihre Nägel in meine Schultern krallte und ihre Beine gegen meine drückte, als hätte sie sich selbst nicht mehr unter Kontrolle. Mein Grinsen wurde breiter und doch gab ich ihr nur noch einen Kuss auf die Stirn und schob sie dann von mir runter. Ihr ungläubiger Blick amüsierte mich viel zu sehr, doch ich wollte nicht, dass sie wieder sauer auf mich werden würde, also setzte ich einen entschuldigenden Blick auf und versuchte das Grinsen zu unterdrücken. "Ich glaube, wir haben jetzt leider keine Zeit für so was. Wir werden sicherlich schon erwartet." Kurz schob meine kleine Prinzessin ihre Unterlippe vor und guckte mich mit ihren großen wunderschönen Augen bittend an. Ich konnte nichts dagegen tun, meine Mundwinkel zuckten, wie von alleine und ich raunte ihr leise zu: "Nicht schmollen, Prinzessin. Wir verbringen immerhin den ganzen Tag zusammen." Ihre Wangen wurden noch roter bei meinen Worten, bevor sie mir gegen die Schulter boxte und abfällig schnaubte: "Halt die Klappe!" Nun konnte ich mich wirklich nicht mehr zusammenreißen und fing an zu lachen. Wie ich es liebte wenn sie so war. Lia war einfach unfassbar niedlich bei allem was sie tat. Sie war der gutherzigste, freundlichste und schönste Mensch, den ich je getroffen hatte. Sie war ein Schatz und ich musste diesen Schatz beschützen, komme was wolle. Ich durfte nicht so die Kontrolle verlieren, egal was geschah. "Ach Prinzessin. Du weißt doch, als dein quasi großer Bruder hab ich das Recht dazu, dich zu ärgern. Das ist sogar meine Pflicht.", erwiderte ich und zog sanft an einer ihrer Haarsträhnen, wie ich es früher schon immer getan hatte. Lia lachte leise bei meinen Worten und schenkte mir ein Blick, mit so viel liebe, wie ich es gar nicht verdient hatte. „Und ich muss dir immer mal wieder sagen, wie doof du bist.", meinte sie dann in die Stille hinein und legte ihren Kopf kurz auf meine Brust bevor sie wieder ein Stück wegrutschte und lächelte. Der Moment war nur kurz, doch er war magisch gewesen. Lia hatte mir verziehen, voll und ganz, und ohne, dass ich etwas gemacht hatte. Einfach weil sie ein so reines Herz hat. auch ich lächelte meine Prinzessin nur an bevor ich meine Sprache wieder gefunden hatte. "Und jetzt sollten wir dir mal was Anständiges anziehen und dann runter gehen." Mein Blick glitt anzüglich ihren Körper entlang. "Obwohl du mir ohne Klamotten sowieso am besten gefallen würdest." Und wie schon in der Nacht setzte ich meine Hand an die eine Schleife und zog leicht dran. Nun wurde sogar ihr Dekolleté von einem zarten Rosa eingefärbt. "Lucius!", schrie sie empört und schlug mir auf die Hand. Wie ich dieses Mädchen liebte. Jede einzelne Fassette an ihr war schön, süß, toll und einfach schier perfekt. "Meine kleine Prinzessin." Meine Hand ließ die Schleife los und fuhr ihren Hals entlang, bevor ich sie auf ihrer glühenden Wange liegen ließ und sie zu mir zog. Ihre weichen Lippen landeten auf meinen und sofort verlor ich jede Kontrolle. Ich wollte sie so sehr. Ich wollte ihren Duft verinnerlichen. Ihren Körper zum Beben bringen. Und vor allem ihr Herz besitzen. Lias Lippen schmiegten sich, wie für einander bestimmt, auf meine. Meine andere Hand fuhr in ihre langen Haare. Ihre wunderschönen Haare. Ihre ganze Erscheinung wirkte wie eine Droge auf mich und ich wusste, ich war süchtig nach ihr. Lias Hände ruhten auf meiner Brust und ihre Finger zeichneten kleine Kreise. Sie machte mich wahnsinnig, ich war nicht mehr Herr meiner Sinne und das durch so einen kleinen Kuss. Meine Zunge glitt über ihre Unterlippe und bat um Einlass, doch Lia gab mir keinen. Plötzlich drückten ihre kleinen Hände gegen meine Brust und ich war so überrascht, dass ich zurück auf die Matratze fiel. Ich spürte einen kleinen Stich im Herzen, doch dann erfüllte ihr engelhaftes Lachen den Raum und sie beugte sich zu mir herunter um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. " Ich muss doch auch meine Pflicht erfüllen und dich ärgern. Und erwarte gar nicht, dass du auch noch einen richtigen Kuss als Belohnung erhältst." "Ach ja?", erwiderter ich und ließ mich von ihrem Lächeln anstecken.

"Wenn du ganz lieb bist, vielleicht."

"Ich werde dich heute nur auf Händen tragen, Prinzessin. Versprochen."

Ihre Hand spielte mit einer meiner Haarsträhnen, wickelte sie um ihren Finger, ließ sie wieder zurück auf ihre Position fallen und begann von vorne, ihr Blick war verträumt, wie in einer anderen Welt, dann nickte sie leicht. "Find ich gut. Aber jetzt mal zum eigentlichen Thema zurück. Ich sollte mich jetzt wirklich mal hübsch machen und mir was Anständiges anziehen." Mir entging nicht, dass sie das 'ich' extra stark betonte und mir bei den Worten ein strahlendes Lächeln zeigte, bevor sie vom Bett aufsprang und aus meinem Zimmer verschwand, bevor ich es überhaupt richtig realisiert hatte. Ein Lachen erklang erneut aus meinem Mund. Ihr Duft lag noch in der Luft und ich schloss für einen Moment die Augen. Meine Prinzessin.

Zwanzig Minuten später stand ich vor ihrer Tür. Ich wollte nicht so lange von ihr getrennt sein, diese merkwürdige Angst, sie doch irgendwie zu verlieren, war seit gestern Abend so furchtbar real. Ich klopfte an. Stille. Kein Geräusch war hinter der Tür zu hören. Ich stöhnte auf und fuhr mir durch die Haare. Lia schien noch nicht fertig zu sein, sonst würde sie ja wohl die Tür öffnen. Was taten Frauen nur so lange, um sich Fertig zu machen? Dabei waren zwanzig Minuten wirklich lange genug. Ungeduldig drückte ich die Türklinke herunter und trat in ihr Gemach. Das war schließlich mein Haus, also konnte ich eigentlich hingehen, wo ich wollte. Eine Melodie erfüllte leise und gedämpft den Raum. Von Lia keine Spur, doch sowohl die Stimme als auch die Melodie kannte ich gut genug, um nicht in Panik zu verfallen. Es war Lia, die in einem der anderen Zimmer sang, und zwar das Lied, was ich ihr früher stundenlang vorsingen musste. Na ja, von müssen konnte keine Rede sein, aber wenn ihre Augen begannen zu funkeln, wenn sie mich darum bat, hätte ich es nicht ablehnen können. Ich setzte mich auf einen Sessel, ließ meinen Kopf an die Lehne sinken und schloss die Augen. Ihr Gesang zog mich in ihren Bann, denn ich hatte meine Prinzessin noch nie singen gehört. Dieses Lied weckte so viele Erinnerungen. Es war mein Lied für sie und sie es singen zu hören, machte mich unbeschreiblich glücklich. Lia war wahrlich ein Geschenk der Götter. Mein Geschenk. Ich durfte sie nie verlieren, ihr durfte nie etwas zustoßen. Ich musste sie einfach beschützen, für immer. "Lucius." Das Lied war verstummt. Ich hatte sie gar nicht kommen hören, doch als ich nun die Augen wieder öffnete, stand sie vor mir. Wie eine Königin strahlte sie, in ihrem langen alt-rosafarbenen, bodenlangen Kleid, was ihre dunklen Haare betonte. Sofort stand ich auf und legte meine Hände auf ihre Wangen. "Du bist wunderschön.", flüsterte ich. Lia blickte mich nur mit ihren großen Augen an. "Du weinst?" Besorgnis lag in ihrer Stimme und jetzt erst bemerkte ich, wie Tränen meine Wangen hinunter liefen. Lia war die einzige Person, vor der ich meine Gefühle zeigen konnte. Die einzige, wo ich sein konnte, wie ich war. Zumindest zum größten Teil. Lia zog mein Gesicht zu sich herunter und legte ihre Lippen auf die Stellen, wo die Tränen hinuntergeflossen waren und küsste sie liebevoll weg. "Ich möchte nicht, dass du traurig bist."

"Ich hab aus Glück geweint, Prinzessin. Wenn du bei mir bist, hab ich gar keine Chance, unglücklich zu sein."

Lias Augen wurden feucht und sie legte erneut ihren Kopf an meine Brust und brachte mein Herz mit dieser Geste zum rasen. So verharrten wir in purer Glückseligkeit, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.

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