Kapitel 13

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POV Valeria

Ein bisschen konnte ich meine Leistung bezogen auf die Klimmzüge schon verbessern. Gerade hing ich an der Metallstange am Klettergerüst und vollendete mit Mühe und Not die zehnte Wiederholung. Komplett erschöpft liess ich mich im Anschluss zu Boden fallen.

Nun sass ich angelehnt am Pfosten des Gerüstes und blickte hoch zur Stange über mir, als wär sie mein grösster Feind. Die Hitze in mir war schier unerträglich, die Sonne brannte an diesen Tagen erbarmungslos auf uns nieder. Meine Oberarme und mein Rücken brannte, meine Hände waren zittrig, an den Druckstellen weiss und schmerzten. Ich bekam die Finger kaum mehr auseinander.

Ich drehte den Kopf nach rechts. Matteo, einer der Performer meines Jahrgangs von der Gruppe B, trainierte am Gerüst neben mir. Gerade hatte er sich zwischen zwei Stangen in etwa zweieinhalb Metern Höhe, abstützend auf den Unterarmen, in die Horizontale gebracht und war nun dabei Push Up's zu machen. Nach einer Weile verlagerte er sein gesamtes Körpergewicht auf seinen rechten Arm und stiess sich empor, bis er einarmig den Handstand auf der Metallstange balancierte.

*Blöder Angeber.*

Das alles tat er natürlich ohne Shirt, weil er sich keine Gelegenheit entgehen liess, um seinen Körper zur Schau zu stellen.

*Wenigstens muss ich nicht auf Kohlenhydrate verzichten!*

"Sarasin!"

Ich drehte mich in die Richtung, von der aus mein Name gerufen wurde. Sofort stand ich wieder auf und legte meine Hände hinter den Rücken, als ich sah, dass Tschopp mit entschlossenem Schritt auf mich zu kam. Ich gab mein Bestes, ihn als dieselbe Autoritätsperson wahrzunehmen wie zu Beginn meiner Zeit hier bei den ZEUSS. Da er aber wirklich sehr ähnlich aussah wie Andrin, war das nicht ganz einfach.

Kurz vor mir blieb er stehen, beobachtete erst einen Moment lang Matteo, der im selben Moment vom Gerüst runtersprang und sich anderweitig zu beschäftigen begann. Dann wandte er sich mir zu.

"Sturm wünscht Sie zu sprechen. Er erwartet Sie in der nächsten halben Stunde in seinem Büro."
"Ja, Sir!"

Er nickte mir zu und drehte sich wieder um. Einen Moment lang schaute ich ihm hinterher, bevor auch ich mich auf den Weg machte.

Kurze Zeit später klopfte ich an Sturms Büro. Ich war neugierig und etwas nervös. Hatte ich etwas falsch gemacht? Oder noch schlimmer: Wollte er das Ganze, was zwischen uns entstanden war, nun doch unterbinden, weil er Angst um seinen Job hatte?

"Eintreten!"
Sachte drückte ich die Türfalle nach unten und trat langsam ein.
"Schlissen Sie die Tür hinter sich, Sarasin."
Ich tat, was er sagte. Dann ging ich auf ihn zu und stellte mich direkt vor seinen Schreibtisch, Füsse hüftbreit, die Hände hinter dem Rücken und mit stets geradem Rücken.

Kurz überkam mich ein Flashback zum ersten Mal, als ich hier stand, wie er mich damals mit seiner dominanten Art und Weise musterte und über mich bestimmte, als stünde es völlig ausser Frage, dass ich zu einhundert Prozent ihm gehörte. Ich war damals gleichermassen erregt wie auch verletzt gewesen.

Nachträglich fragte ich mich, was ihn damals geritten haben muss. Nun, da ich ihn etwas besser kannte, konnte ich mir kaum vorstellen, dass er zu sowas in der Lage wäre.

Sein Blick wanderte kurz zur Tür hinter mir, dann wieder in mein Gesicht.

Er deutete auf den Stuhl vor mir. "Setz dich hin, Valeria."

Ich tat, was er sagte und schaute ihn erwartungsvoll an. Die Angst, dass er das Ganze zwischen uns abrupt beenden könnte, war plötzlich wieder sehr präsent. Ich führte gerade jede einzelne meiner Bewegungen und Gesten mit kompletter Achtsamkeit aus, um ihm möglichst wenig Angriffsfläche für Kritik zu geben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich bemüht war, seinem Blick Stand zu halten.

Discipline and DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt