POV Sascha
Ich hatte schon lange nicht mehr so heftige Schwierigkeiten mich zu konzentrieren wie in der Folgewoche, als ich dieses Seminar besuchte. Unruhig sass ich auf dem Stuhl, hatte ständig diese Ungewissheit in mir, die mich beinahe umbrachte. Um mich wieder zu bodigen, verbrachte ich viel Zeit im Fitnessstudio, trieb Sport, schaltete den Kopf aus und konzentrierte mich ausschliesslich auf mein Training.
Bereits am ersten Abend setzte ich mich dann, nach dem Training, in mein Büro und vertiefte mich in eine ausgiebige Recherche über diesen Rodrigo. Es war mir ein Leichtes ihn auf sämtlichen sozialen Plattformen zu finden und mir von da aus den Weg in die Tiefen seines Netzwerks zu erarbeiten. Seine sogenannte Stassenmafia stellte tatsächlich etwas dar. Da war auch schon eine beträchtliche Summe an Straftaten vorhanden, mehrfacher Verstoss gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz, Körperverletzung, Erpressung, das volle Programm. Zur Rechenschaft wurde er selbst nie gezogen. Wen wundert's, dreckiger Mistkerl. Vermutlich hatte er ein grosses Talent darin Leute von sich zu überzeugen, sodass stets andere Personen die Drecksarbeit für ihn erledigten. Durch diese Überzeugungskraft musste es ihm auch gelungen sein Valeria so lange an sich zu binden.
All seine Delikte fanden allerdings in einem eher kleinen Rahmen statt. Sein Netzwerk ging nicht über seine Stadtgrenze hinaus, was mich etwas verwunderte. Ich schaute mir ihn auch als Person genau an. Leider konnte ich ich auf keinem einzigen Bild seine Tatoos genauer erkennen, sodass ich ihre Bedeutung hätte erahnen können. Die reptilischen Augen, die Valeria beschrieben hatte, waren tatsächlich fast schon gelb. Es gab kein einziges Bild von ihm, auf dem er normal schaute, immer hatte er diesen teuflischen Blick und dieses hinterlistige Grinsen im Gesicht. Er war 29 Jahre alt, war wohl bereits in seiner Kindheit und Jugend mehrfach in psychiatrischer Behandlung, hatte dann zu meinem Erstaunen seinen Bachelor in Pädagogik gemacht, wurde dann aber nicht berufstätig.
*Zum Glück, wer lässt schon freiwillig so einen Typen auf seine Kinder los?!*
Dumm war er definitiv nicht, aber eben auch nicht wirklich zurechnungsfähig.
*Du bist doch nur in deinem Stolz gekränkt, weil er, im Gegensatz zu dir, sein Studium abgeschlossen hat. Na los, erzähl Valeria doch mal, dass du dein Psychologie UND dein Informatikstudium hingeworfen hast, bloss um zu den Seals zu gehen!*Ich betäubte meine innere Stimme, in dem ich mich wieder auf die Recherche konzentrierte. Irgendwas im Leben dieses Mannes war eindeutig falsch gelaufen, und ich wollte herausfinden, wo der Kern seiner offensichtlichen Störung sass. Er war mit allen Wassern gewaschen und wusste genau, was er da tat. Er wusste, dass es keinen Sinn machen würde ins ZEUSS Areal einzubrechen, da er keine Chance hatte unbemerkt in Valerias Zimmer vorzudringen. Ich hatte auch die wage Vermutung, dass sein Interesse nicht mehr ausschliesslich ihr galt. Nein, er interessierte sich für den Menschen, der sich ihm in den Weg stellte. Er interessierte sich für mich. Er wollte mich ausschalten. So wie er vermutlich schon vorherige Bekanntschaften von ihr ausgeschaltet hatte. Der einzige Grund, weswegen er es bei mir noch nicht getan hatte, war, dass er genug über mich wusste, um sich vor mir zu fürchten. Ziemlich sicher wusste er bereits mehr über mich als Valeria.
Beinahe erschrak ich, als laut gegen meine Bürotür geklopft wurde. Wer konnte das schon sein? All meine Schüler waren ja entweder in Russland oder bei den Survivern untergebracht. Kurz befürchtete ich, dass mich ein Vorgesetzter aufsuchte, um mich wegen Valeria anzusprechen.
Ich atmete erleichtert auf, als Thierry seinen Kopf durch den Türrahmen steckte.
"Alles okay bei dir? Was treibst du so spät noch hier?"
Verwirrt sah ich auf die Uhr. Tatsächlich war schon fast Ein Uhr Nachts, ich hatte nicht gemerkt, dass das einzige Licht, durch welches ich beleuchtet wurde, jenes vom Screen des Laptops war.
"Ja, alles bestens."
Ich klappte den Laptop zu und ging in mein Zimmer.Die ganze Woche gestaltete sich im selben Muster. Den Tag über versuchte ich mich krampfhaft auf das Seminar zu konzentrieren, während ich jede freie Minute im Fitness meinen Kopf versuchte frei zu bekommen. Immerhin erreichte ich somit einen neuen, persönlichen Rekord im Bankdrücken. Abends sass ich dann verbissen am Laptop und versuchte weitere Informationen über Rodrigo zu erhalten.
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Discipline and Desire
RomanceTeil 1 "Sarasin, ich habe nicht vor meine Forderung ein zweites Mal auszusprechen!" Er stand nun direkt vor mir und blickte erhobenen Hauptes streng auf mich nieder. "Sir, ich bin hier, um meine sportliche Leistung zu verbessern und nicht, um Ihren...