POV Valeria
Noch immer war ich unschlüssig darüber, ob all das, was hier passierte, genial oder völlig hirnrissig war. Ich könnte in Teufels Küche erwachen nach der wohl schönsten Zeit meines Lebens. Nichts von all dem, was ich tat, fühlte sich im Einzelnen falsch an. Doch die Summe aller Dinge konnte einfach nicht richtig sein.
Nach einem solchen Wochenende wieder zurück zu kehren war hart. Besonders weil Sascha wie ausgewechselt war, kaum hatte er einen Fuss durch das Tor des ZEUSS Areals gesetzt.
In der Folgewoche stand wieder eine Übernachtung oben auf den Bergen an. In diesen Tagen kämpfte ich etwas mit menstruationsbedingten Bauchschmerzen. Ich versuchte den Schmerz so gut es ging zu unterdrücken, wohlwissend dass ich vergebens nach Mitleid suchen würde. Als die Wanderung dann losging, schien mein Körper nochmals alles zu geben, um mir das Leben zu erschweren.
"Alles klar bei dir?"
Rico, der vor mir ging, drehte sich zu mir um. Er gesellte sich neben mich, während er auf meine Antwort wartete.
"Ja, schon."
Misstrauisch sah er mich an.
"Red keinen Scheiss! Sag schon, was ist los?"
"Mein Bauch tut etwas weh, das ist alles."
Ich legte meine Hände auf den Unterbauch, als sich ein weiterer Krampf anbahnte. Rico musterte mich. "Hast du gerade deine Frauenprobleme?"
Hatte er mich das gerade wirklich gefragt?
Lachend drehte ich mich zu ihm um und schlug ihm gegen die Schulter.
"Rico! Das geht dich gar nichts an!"
Er lachte und warf seine Hände in die Luft.
"Scheint wohl so zu sein!"
Fassungslos blickte ich zu ihm rüber und begann zu lachen.
"Rico! Halt die Schnauze!"
Ich schlug ihm erneut gegen die Schulter.
„Nein aber ernsthaft: Geht's? Oder brauchst du eine Schmerztablette? Ich hab leider keine krampflösenden Medikamente dabei, aber ne Packung Paracetamol. Und eine Thermosflasche Tee, wenn du magst."
Verwundert blickte ich zu ihm hoch.
„Du scheinst dich gut damit auszukennen. Wie kommt's?"
„Ich hab eine ältere Schwester." Er schmunzelte. „Da lernt man einiges, was man im Aufklärungsunterricht nicht beigebracht bekommt."
Ich lächelte ihn an.
„Du bist süss, Rico."Ich war heilfroh, als wir nach 8 Stunden strammem Schritt endlich unser Ziel erreichten.
Es war klar, dass Sturm früher oder später das Gespräch mit mir suchen würde bezüglich Rico. Ich wusste ja, dass er mich in der Nacht oben in der Scheune gesehen hat, als ich mir mit Rico einen Schlafsack teilte. Es war offensichtlich, was damals in dieser Nacht geschehen war.
Der Rest der Gruppe war bereits in ihre Schlafsäcke gehüllt und lag dicht an dicht unter dem klaren Sternenhimmel. Hier oben in den Bergen waren die Nächte selbst im Sommer kalt. Sturm und ich sassen derweilen auf dem Dach der Scheune und beobachteten, wie sich die Gruppe ähnlich sich verpuppenden Raupen in den Schlafsäcken zur Ruhe gelegt hatte.Das war er nun wohl, der Moment, vor dem ich mich schon seit längerem gefürchtet hatte.
"Die letzte Nacht, die wir oben in der Scheune verbracht hatten, hast du dir mit Schaub den Schlafsack geteilt."
Ich wusste nicht genau, wie ich reagieren sollte, wie er reagieren würde.
"Darf ich fragen, wie ihr zueinander steht?" fragte er schliesslich.
"Ja Sir, also Rico und ich wir sind nur..."
Ich suchte nach dem richtigen Wort.
"Also bitte, verstehen Sie das nicht falsch, Sir. Es, es tut mir leid, ich wollte nicht..."
Er schnitt mir das Wort ab.
"Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Und du brauchst mich auch nicht zu siezen, Valeria. Sei einfach ehrlich zu mir."
"Okay."
Ich begann von vorn.
"Rico und ich sind uns in dieser Nacht näher gekommen. Mir war in dieser Nacht unglaublich kalt. Er hat dann vorgeschlagen, dass wir unsere Schlafsäcke verbinden könnten, um mehr Wärme zu erzeugen. Danach, naja, haben wir erst darüber gescherzt, wie das wohl aussehen würde, wenn uns jemand sehen würde. Dann wurde daraus aber mehr."
"Habt ihr zusammen geschlafen?"
Seine Frage erstaunte mich.
"Nein, haben wir nicht. Wir haben uns nur geküsst, ehrlich."
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hatte Angst ihn durch diese unüberlegte Handlung zu enttäuschen. Das wäre für mich das wohl Schlimmste, was hätte passieren können. Er musterte mich, während ich den Tränen nahe war. Seine Blicke wanderten von meinem linken zu meinem rechten Auge, während er jede noch so kleine Veränderung meiner Mimik zu bemerken schien.
"Was empfindest du dabei? Welche Gefühle hast du für ihn?" wollte er wissen.
"Es ist einfach schön jemanden in der Gruppe zu haben, dem man vertrauen kann. Rico ist wie ein Bruder für mich, wie ein bester Freund. Manchmal tut es gut etwas Körpernähe zu genießen, besonders in diesem rauen Umfeld."
Er schaute auf meine Hände, während ich nervös mit meinen Fingern spielte. Mir wurde in diesem Moment das erste Mal bewusst, wie stark meine Gefühle für Sturm tatsächlich schon waren. Obwohl wir noch gar nicht zusammen waren, hatte ich schon angst ihn zu verlieren oder zu enttäuschen.*Hör doch auf dich Hals über Kopf in diese Sache zu steigern! Du weisst nicht, wie er zu dir steht. Vielleicht wirst du nie mehr sein als sein kleines Fucktoy, Valeria!*
Dann suchte er wieder meinen Blick.
„Fühlst du dich schlecht deswegen?"
Ich überlegte kurz.
„Ja, schon. Ich... Ich weiss nicht, wie du darauf reagierst, aber wir sind ja noch nicht wirklich... ich meine, wir sind NICHT zusammen."
Ich versuchte verzweifelt mich zu erklären und gleichzeitig nicht zu viel von meinen Gefühlen und Hoffnungen Preis zu geben, ihm aber auch zu zeigen, dass ich nicht davon abgeneigt wäre mit ihm zusammen zu sein. Ich ritt mich dabei aber immer mehr in eine unangenehme Situation. Er schmunzelte währenddessen.
„Ich... Ich meine, ich weiss nicht, ob du enttäuscht bist. Oder eifersüchtig. Und wieso du dich überhaupt dafür interessierst, ob du möglicherweise... Weisst du, was ich meine?"Ich war so schrecklich schlecht darin über solche Dinge zu sprechen.
„Die Art und Weise, wie du dich jetzt fühlst, verrät mir schon mehr als mir zusteht, Valeria. Ich wollte eigentlich nur wissen, ob du mit ihm zusammen bist. Dann wäre ich nämlich der Mistkerl, der eure Beziehung ruiniert. Und das will ich nicht."
Seine Antwort überraschte mich so sehr, dass ich fast darüber lachen musste.
"Es macht mir nichts aus, wenn ihr euch näher kommt, Valeria. Das ist ja unausweichlich."
Er setzte eine Pause ein.
"Aber wenn wir schon so offen darüber sprechen... Würde ich es gerne erfahren, wenn es passiert. Hast du das verstanden?"
Etwas verdutzt sah ich ihn an. Es dauerte einen Moment ehe ich das Wort wieder fand.
"Ja natürlich, verstanden!"
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
"Das heisst, du bist nicht wütend? Oder enttäuscht? Oder eifersüchtig?"
Nun sah er mich verwirrt an.
"Eifersüchtig worauf? Auf Schaub? Habe ich Grund dazu?"
Sein Blick wanderte wieder zwischen meinen Augen hin und her.
"Schaub ist ein Schüler, eine Schachfigur auf meinem Spielbrett. Er kann mir nichts wegnehmen. Wieso sollte ich eifersüchtig auf ihn sein?"
Ich lächelte ihn an. Dieser Mann war unglaublich.
"Ich kann es ihm ja nicht verübeln, dass er weitergehend Interesse an dir hat. Und solange er dir nichts antut, habe ich kein Problem damit."
"Du bist unglaublich" antwortete ich.Das Zirpen der Grillen zierte die Stille, während wir uns anschauten. Mein Lächeln musste verraten, das ich in jenem Moment fühlte, dessen war ich mir bewusst. Sascha lächelte zurück.
Einige Momente vergingen, bevor er sich wieder zu Wort wandte.
"Eine kleine Bitte hätte ich allerdings."
Er setzte eine Pause ein, ehe er fortfuhr. Sein Blick schweifte wieder in die Ferne.
"Ich bin wirklich froh, dass ihr es gut zusammen habt und ich ihm gewissermassen vertrauen kann, dass er ein Auge auf dich hat, wenn ich nicht dabei sein kann. Sorgt einfach dafür, dass keiner davon Wind bekommt. So wie ich die anderen einschätze, würde es der eint oder andere als Freifahrtschein interpretieren. Darauf habe ich keine Lust."
"Ja, klar, habe ich auch nicht."
"Gut. Und das andere Anliegen, und ich hoffe du verstehst das, ist einfach so eine Prinzip Sache."
Sein Blick wanderte nun wieder zu mir, schaute mir intensiv in die Augen.
"Es ist ein Ding, wenn dich ein anderer Mann küsst. Es ist aber was komplett anderes, wenn dich ein anderer Mann..." er überlegte kurz. "beglückt."
Er wich meinem Blick kurz aus, atmete tief durch und schaute mir dann wieder in die Augen.
"Du verstehst, was ich meine?"
"Ja, ich denke schon."
"Es wäre nicht weiter schlimm, aber ich würde keine Freudensprünge machen, wenn dich Rico... benutzt."
"Und was, wenn ich IHN benutze?"
Schmunzelnd blickte ich zu ihm rüber. Auch er begann zu lächeln.
"Na, so respektlos wirst du wohl nicht umgehen mit deinen Mitschülern, nicht wahr?"
Ich lachte und nickte. Gedanklich schweifte ich ab zurück zu dem Wochenende, welches wir gemeinsam bei ihm verbracht hatten. Alles hatte sich richtig und vertraut angefühlt. Aber wir waren ja eigentlich noch gar nicht zusammen. Oder etwa schon? Es fühlte sich einfach zu gut, zu sicher an, um meine Gefühle davon abzuhalten sich vollends auf ihn zu stürzen.
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Discipline and Desire
RomanceTeil 1 "Sarasin, ich habe nicht vor meine Forderung ein zweites Mal auszusprechen!" Er stand nun direkt vor mir und blickte erhobenen Hauptes streng auf mich nieder. "Sir, ich bin hier, um meine sportliche Leistung zu verbessern und nicht, um Ihren...