Kapitel 14

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POV Valeria

„Sascha?! Sascha! SASCHA!"
Ich schreckte hoch, total verwirrt. Meine eigenen Schreie hatten mich geweckt. Hektisch schaute ich mich um, bis ich allmählich wieder zu mir kam und begriff, wo ich war. Im selben Moment Panik. Hatte ich jemanden geweckt? Mit meinen Rufen nach Sascha? Was wenn jemand Verdacht schöpft? Schnell schaute ich zu allen anderen, die um mich herum lagen. Alle ruhig atmend, keiner schien wach geworden zu sein. Gott sei Dank. Erleichtert atmete ich aus, als ich ein neckisches, grünes Augenpaar vor mir erblickte.
„Sascha? Ernsthaft?"
Rico lag, auf den Ellbögen abgestützt, in seinem Schlafsack mir gegenüber auf dem Rücken und blickte in mein sprachloses Gesicht.

Kurze Zeit später sassen wir draussen in der kühlen Nachtluft auf einem kleinen Felsen, beide in den Himmel blickend. Hier in den Bergen konnte man tausende Sterne sehen. Und es wurden mehr, je länger man hinsah. Das Zirpen der Grillen zierte die Stille. Es war an der Zeit ihm von der ganzen Sache zu erzählen. Es war unausweichlich, das wusste ich.

"Ich glaube, ich hab dich schonmal gefragt" sagte er, immer noch in den Himmel blickend.
"Ich weiss, und du hast recht mit deiner Vermutung."
Er drehte seinen Kopf zu mir und schaute mich verdutzt an.
"Was jetzt, welche Vermutung?"
"Was wohl" mein Lachen unterbrach mich. "Es läuft was mit Sturm."
Es dauerte einen Moment, bis er die Puzzleteile zusammensetzen konnte. Als der Groschen schliesslich fiel, erhellte sich sein Gesicht.
"WAS?!"
Er richtete sich auf. Nun sahen wir uns an.
"Mit Sturm? Diesem Arschloch?!"
Er brach in ungläubiges Gelächter aus und schlug mir kumpelhaft auf die Schulter.
"Du treibst es mit unserem Mentor?!"
Ungläubig sah er mich an, mit einem Grinsen im Gesicht.
"Er ist kein Arschloch" erwiderte ich.
"Klar, zu mir wär er bestimmt auch netter, wenn ich Brüste hätte."
Ich lachte. "Rico, halt die Schnauze."
"Aber hey, Respekt, von all den Typen, die dich hier umgeben, hast du echt den Mentor rumgekriegt. Bringt er da nicht seinen Job in Gefahr?"
"Doch." Ich setzte eine kurze Pause ein.
„Er würde den Job verlieren, wenn das rauskommt."

Dieser Gedanke betrübte mich. Rico blickte mich nun wieder etwas ruhiger an, als er merkte, dass mir das Ganze nahe ging. Sein verstohlenes Lächeln wich aber keine Sekunde aus seinem Gesicht.

"Wie ist das Ganze denn Zustande gekommen?"
Dann erzählte ich ihm kurz und knapp die ganze Story, wie ich damals mit Sturm ins Büro ging, wie lieblos er zu Beginn zu mir war, dass ich ihn für einen Fuckboy hielt.
"Das klingt wie der Anfang von einem billigen Porno."
Rico schüttelte lachend den Kopf, der von seinen Schultern hing. Er stützte seine Ellbögen auf den Knien ab.
"Oohh Gott, was tust du da bloss..." fügte er gedankenabwesend hinzu. Nun legte er den Kopf in den Nacken und sah wieder in den Himmel. Der Mond spiegelte sich in seinen Augen. Sein Mund stand leicht offen und sein Adamsapfel stach dominant hervor.

"Mit der Zeit habe ich bemerkt, wie oft er mich beobachtet. Es war mir so unangenehm. Nach und nach hat er mich dann unauffällig Support gegeben, mir eine Tafel Schokolade zugeschoben oder eine Packung Proteinbites, als ich wegen irgendeiner behinderten Stauffer-Aktion nicht mehr zum Frühstück erscheinen konnte. Bei einer Übung hat er sich dann mal vor mich geworfen, als einer von den Defender Spasten eine Splittergranate in meine Richtung warf und es mir nicht mehr gelang rechtzeitig Schutz zu suchen. Das war dann das nächste Mal, bei dem wir uns näher kamen. Also ja, näher kamen im weiteren Sinne. Wir verharrten einfach einen kurzen Moment in dieser Position, schauten uns in die Augen, küssten uns fast, du weisst schon."
"Selbstverständlich."
"Dann begann er mich am morgen jeweils etwas sanfter zu wecken. Mit sanftem Gebrüll anstatt dem Teufel komm raus Geschrei. Er kam dann auch am Abend das einte oder andere Mal in mein Zimmer, aber es ist nie was gelaufen."

Ich setzte eine kurze Pause ein.

"Wir haben uns an dem ersten Wochenende im Juni dann zivil getroffen. Weisst du noch? Damals als wir alle zusammen auf dem Heimweg waren mit dem Zug und ich mich dann verabschiedete unter dem Vorwand, mein Vater hole mich ab."
"Was? Dann hast du dich mit Sturm getroffen? Oh Gott, das wird immer absurder, das Ganze."
Ich lachte.
"Ja, wir haben dann das Wochenende zusammen verbracht. Und was das nun ist zwischen uns, weiss ich selbst nicht. Unter anderen Umständen würde ich sagen, wir sind zusammen."

Discipline and DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt