Kapitel 23

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POV Valeria


*Ist das, was ich da tue,  seinen Wünschen entsprechend? Bestimmt nicht, er beobachtet mich und wartet nur so darauf mich harsch zurecht zu weisen, mich daran zu erinnern, dass ich eine Schande bin, dass ich froh sein kann ihn an meiner Seite zu wissen. Ich spüre seine Blicke, drehe mich hektisch um. Da müssen sie sein, diese reptilischen Augen. Doch da sind sie nicht. Mir ist heiss, mein Herz klopft wie wild. "Komm schon, Valeria. Ich weiss doch, was du willst." Ich höre seine scharf flüsternde Stimme direkt neben meinem Ohr, kann ihn riechen. "Und ich weiss, dass du ohne mich nicht klarkommst. Du kannst niemanden finden, der dich liebt." Ich drehe mich um, sein hinterlistiges Grinsen ist nun direkt vor mir, seine fast schon gelben Augen funkeln mich belustigt an. "Geh weg" flüstere ich und kann mich dabei selbst kaum ernst nehmen. Ich kneife die Augen zusammen und wende mein Gesicht zu Boden. Dann spüre ich seine kalte Hand, die sich fest um meinen Hals legt. Ich zucke zusammen. Dieses einengende Gefühl, das seine Präsenz mit sich bringt, lässt mich kaum atmen. "Ich werde dir auf Schritt und Tritt folgen. Du gehörst zu mir! Das weisst du genau!" Ich öffne die Augen wieder und schaue auf die Hand, die gerade von meinem Hals abgelassen hat. Sie greift nun nach einem Mädchen, das direkt neben uns steht. Woher kommt dieses Mädchen? Wo sind wir überhaupt? Er packt das Mädchen am Hinterkopf, es schreit auf. "Was tust du da?!" Schreie ich panisch. "Lass das Mädchen in Ruhe!" Das Mädchen schaut zu mir hoch. "Sarasin!" Höre ich es rufen. Seine Stimme klingt aggressiv. Ich beobachte, wie er das Mädchen schwungvoll gegen die Wand schleudert. Mit einem lauten Knall prallt der Kopf des Mädchens auf. Schlagartig wird es still, das Mädchen hat aufgehört zu weinen. "Rodrigo!" Panisch will ich auf ihn zugehen und ihn in seiner Bewegung stoppen, während er das Mädchen erneut gegen die Wand schlägt. "Hör auf! Rodrigo!" Das Geräusch vom aufprallenden Kopf des kleinen Mädchens wird lauter und rhythmischer, während sich Rodrigos widerwärtiges Grinsen langsam aufzulösen beginnt.*


„RODRIGO!"
Laut keuchend kam ich zu mir. Wo war ich? Wo war Rodrigo?
Vor mir stand eine Gestalt. Ich schluckte kurz zwischen meinen schweren, hektischen Atemzügen. Das war Sascha. Ich war in meinem Bett, in meinem Zimmer bei den ZEUSS. Langsam dämmerte es mir ein. Das war Saschas Stimme, die ich rufen hörte und sein Klopfen gegen die Zimmertür, welches ich im Traum als Aufprallen vom Kopf des Mädchens an der Steinwand interpretierte. Nun stand er regungslos vor mir und sah mich teils verwirrt, teils besorgt an. Seine schwarze Uniform lag makellos an seinem Körper. Die Laschen der Seitentaschen seiner Cargohosen waren glatt gebügelt und lagen in einer kaum zu glaubenden Perfektion am Hosenbein an. Das schwarze Shirt verschwand beinahe faltenlos im Hosenbund, der sich um seine schmale Hüfte legte. Mit schnellem Griff schloss er meine Zimmertür hinter sich, ehe er einen Schritt auf mich zukam und dann wieder stehenblieb.
"Wer ist Rodrigo?"
Seine Stimme war tief, noch tiefer als sonst. Noch immer schwer atmend musterte ich ihn und versuchte mich zu sammeln.
"Mein Ex"
Saschas Blicke hafteten so stark auf mir, dass sie mich beinahe wieder zurück in die Matratze drückten.
"Was hat er getan?"
Tja, was hatte er damals alles getan? Wie lässt sich dieses grauenvolle Kapitel meines Lebens in einer kurzen Antwort zusammenfassen?
"Er stalkt mich" hörte ich mich sagen. Im nächsten Moment hörten wir die Stimmen meiner Mitschüler, die auf dem Weg nach draussen soeben meine Zimmertür laut rufend und lachend passiert haben mussten. Sascha und ich schauten uns an. Es war Montag morgen, in etwa zehn Minuten würde die neue Woche beginnen. Ich konnte sehen, wie sehr Sascha darauf brennte zu wissen, wieso ich scheinbar schlimme Träume von meinem Ex-Freund hatte. Wir wussten aber beide, dass gerade keine Zeit war, um weiter darüber zu sprechen.
"Ich erwarte Sie in einer viertel Stunde draussen auf dem Asphaltplatz, Sarasin."
Seine Stimme war etwas weicher als sonst, als er wieder in gewohnt strengem Ton zu mir sprach. Ich nickte, stand auf und wollte gerade nach der Hose greifen, die über dem Stuhl hing, als er mich in meiner Bewegung stoppte. Mit festem Griff umklammerte er meinen Oberarm und drehte mich zu sich. Mit gesenkten Augenbrauen sah er mir in die Augen.
„Dieses Gespräch ist noch nicht vorbei. Ich will, dass du mir erzählst, was mit ihm war, in Ordnung?"
Ich nickte. „Ja Sir."
Zufrieden lächelte er mich an, strich mir sachte mit dem Daumen über die Wange, dann drehte er sich um und verliess das Zimmer.
Seufzend griff ich schliesslich zur Hose und meinem Shirt, zog mir beides über und stellte mich vor den Spiegel.
*Das war nur ein Traum! Rodrigo ist nicht hier!* redete ich mir selbst ein, während ich mein Spiegelbild streng musterte.
*Und jetzt geh da raus und starte die neue Woche erfolgreich!*

Discipline and DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt