POV Sascha
"Performer Gruppe A, ANTRETEN!"
Laut hallte meine Stimme über das Gelände. Ich beobachtete die letzten meiner Schüler, die gerade hastig über den Platz gestolpert kamen und sich zu ihren Gruppenmitgliedern in die Reihe gesellten. Ausser Atem standen sie nun in Reih und Glied vor mir. Einigen von ihnen war klar anzusehen, dass sie einen üblen Kater hatten."Schön, dass es auch die letzten unserer Herren geschafft haben!"
Ich ging von links nach rechts und musterte dabei besonders diejenigen, die zu spät gekommen waren. Dann stampfte ich einmal mit dem linken Fuss fest auf den Boden. Innert weniger als einer Sekunde war die ganze Gruppe in der Planking Position und wartete auf meine Ansage."Wenn ich Sie um 10 nach 7 hier auf dem Trainingsplatz erwarte, dann heisst das für Sie, dass Sie um 5 nach 7 hier draussen bereit stehen!"
Ich ging zu den Jungs hin, die zu spät waren und blieb kurz vor ihren Köpfen stehen, sodass sie meine Sneaker unmittelbar vor ihren Gesichtern hatten.
"Gentlemen, wer von Ihnen kann mir sagen, woran es gescheitert ist dem Befehl zeitgerecht nachzugehen?"
An ihrer lauten Atmung konnte ich erkennen, dass sie schon jetzt mit ihren Kräften am kämpfen waren.
"Es hat Stau vor den sanitären Anlagen gegeben, Sir!"
Es war Stamm, der sich zu erklären versuchte. Ich ging gar nicht erst darauf ein."Aufstehen!"
Sie folgten mir aufs Wort und taten, was ich sagte."Die sieben Herren, die zu spät erschienen sind, holen mir je eine Flasche Wasser aus dem Brunnen vor den Büroräumlichkeiten der Administration."
Das war das Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite des Areals, etwa einen Kilometer von hier entfernt.
"Ich erwarte von Ihnen, dass sie in sieben Minuten zurück sind! Danach werden Sie die Geländewagen der Surviver putzen."
"Ja Sir!" riefen sie einheitlich, bevor sie alle losrannten. Ich schaute ihnen kurz hinterher, ehe ich mich wieder denjenigen zuwandte, die pünktlich hier waren. Erneut stampfte ich auf den Boden und sofort waren alle Anwesenden wieder in der Unterarmstütze.
"Der Rest von Ihnen begibt sich zum Hindernisparcours 12a und beginnt mit einem Warm-up."
"Ja Sir!" riefen sie im Einklang.
"In zwei Tagen werden fünf von Ihnen nach Russland fliegen. Ich werde Ihr heutiges Training noch einmal genau mustern und will dabei nur Bestleistungen von Ihnen sehen. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
"Ja Sir!"Nach einer gefühlten Ewigkeit waren die sieben Jungs endlich zurück, zu ihrem Glück hatten sie es in der richtigen Zeit geschafft. Ich hätte sie die Geländewagen ansonsten mit ihren Zahnbürsten schrubben lassen.
Sie stellten die Wasserflaschen vor mir auf den Boden und stellten sich wieder in die Reihe. Streng musterte ich die Gruppe. Dann drehte ich meinen Kopf und schaute in Schaubs Richtung.
"Schaub, Sie begleiten mich in mein Büro. Alle anderen abtreten!"Mir entging Sarasins panischer Blick nicht, den sie versuchte zu unterdrücken, in dem sie in die Ferne starrte. Im selben Moment joggte sie zusammen mit den anderen los, in Richtung der Hindernisparcours.
Mit zügigem Schritt ging ich ins Performer-Gebäude, den langen Korridor entlang, die Treppe hoch und schliesslich zu meinem Büro. Schaub eilte mir hinterher, er war offensichtlich noch erschöpft von der vorherigen Aktion mit dem Wasser holen. Ich öffnete die Bürotür und ging hinein.
"Schliessen Sie die Türe!" befahl ich ihm über die Schulter hinweg. Er tat, was ich sagte, während ich langsam hinter meinen Schreibtisch ging. Schaub kam ebenfalls zum Schreibtisch und blieb dann davor stehen.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm und nickte kurz auf den Stuhl nieder, der auf seiner Seite des Schreibtisches stand.
"Setzen!"
Er tat, was ich sagte."Gibt es ein Problem, Sir?" wollte er nun wissen.
Ich stand nun vor ihm auf der gegenüberliegenden Seite des Schreibtisches, meine Füsse standen hüftbreit, meine Hände hinter dem Rücken, mit stolzer Brust. Erhobenen Hauptes sah ich auf ihn nieder.
"Wollen Sie mir vielleicht etwas sagen, Schaub?"
Verunsichert sah er zu mir hoch.
"Nein Sir, wieso? Wenn Sie mir die Frage erlauben."
Ich setzte mich hin und lehnte mich zurück. Er war nun richtig nervös, sogar ein Blinder konnte das feststellen.
"Achja? Sarasin war da gesprächiger, wenn's um den gestrigen Abend geht. Also, ich gebe Ihnen jetzt die einmalige Gelegenheit sich zu erklären, Schaub!"
Ich erhob meine Stimme.
Er wurde blass, die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ich gab es nur ungern zu wie sehr ich mich gerade an meiner Machtposition ergötzte. Vielleicht war ich doch auch einfach einer dieser machtgeilen Bastarden."SCHAUB, ICH WILL VERDAMMT NOCHMAL EINE ERKLÄRUNG VON IHNEN!"
Nun wurde ich lauter und stand wieder auf. Mit den Fäusten stützte ich mich auf dem Schreibtisch ab, während ich wütend auf ihn nieder sah. Er schien kurz zu zögern, bevor er sich endlich zu Wort wandte.
"Ich, ich weiss nicht wie es so weit kommen konnte, Sir. Ich muss wohl die Kontrolle verloren haben."
"Die Kontrolle verloren, ja? Davon hat auch Valeria gesprochen, als ich die darauf angesprochen hab. Sie hat mir ziemlich ausführlich geschildert, was geschehen ist."
Schaub hatte nun offensichtlich Schwierigkeiten meinem Blick Stand zu halten.
"Aufstehen!"
Er folgte meinem Befehl. Langsam ging ich um den Schreibtisch herum und stellte mich vor ihn hin."Sir, es tut mir leid, ich weiss ja Bescheid bezüglich der zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Ihnen und ihr. Ich wollte Ihre Autorität diesbezüglich bestimmt nicht anfechten."
"Da dieses Gespräch unter uns bleiben wird, nehme ich mir die Freiheit dich zu duzen, Rico. Also, ich kann dich gut verstehen. Du bist ihr Tag für Tag nahe, pflegst eine enge Freundschaft zu ihr, das ist nicht einfach, nicht wahr?"
"Ja, Sir" gestand er etwas beschämt.
"Es ist nicht so, dass mich dieser Vorfall verärgert oder überrascht. Ich will diese Gelegenheit aber nutzen, um dich daran zu erinnern, wer ICH bin und wo DU hingehörst."
"Ja, Sir!"
Ich stand nun dicht vor ihm und schaute auf ihn nieder. Eigentlich war er nicht viel kleiner als ich, aber es wirkte so, weil ich viel mehr Körpermasse hatte.
"Und wenn sich derartiges wiederholen sollte, dann werde ich es sofort erfahren!"
"Ja, Sir!"
"Und sorge dafür, dass die anderen Schüler nichts davon erfahren, verstanden?"
"Ja, Sir!"
"Rico, ich bin froh, dass du ein Auge auf sie hast, wenn es mir selbst nicht möglich ist. Grundsätzlich vertraue ich dir. Ich rate dir, dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen!"
Ich setzte eine Pause ein.
"Und wenn du wieder Hand an mein Mädchen legst..." Ich lehnte mich ein Stück nach vorne und raune ihm ins Ohr. "Dann tu es wenigstens richtig!"
"Sir?"
Nun sah er mich verwirrt an.
"Eine flüchtige Nummer versteckt in einem dunklen Zimmer? Das ist nicht die Art, mit der man mit einer Frau umgeht, Rico."
"Sie meinen, nicht so wie Sie es damals hier im Büro getan haben?"
Dieser Mistkerl.
"Touché!"
Ich sah ihm an, dass er sein Lachen unterdrücken musste. Auch ich amüsierte mich, vielmehr jedoch über seinen beinahe schon naiven Mut.
"Rico, wir haben beide was gegeneinander in der Hand. Du könntest dafür sorgen, dass ich Schwierigkeiten mit meinen Vorgesetzten bekomme oder sogar versetzt werde, ich könnte dich aus der Gruppe werfen und dafür sorgen, dass du lebenslänglich von den ZEUSS gesperrt wirst. Beides würde mir nicht gefallen."
"Sir, ich habe ganz bestimmt nicht vor Sie bei Ihren Vorgesetzten anzuschwärzen."
"Dann sind wir uns ja einig. Also, du wirst in Russland ein Auge auf Valeria haben, hast du mich verstanden?"
"Ja Sir, natürlich."
"Schön. Schaub, abtreten!"Kurze Zeit später war ich wieder alleine. Die plötzliche Stille schien mich beinahe zu erdrücken. Lediglich das Ticken der Uhr leistete mir Gesellschaft.
Meine Gedanken schweiften zu Rodrigo. Valeria hatte mir bisher nicht viel von ihm erzählt. Ich hätte wissen müssen, dass er die zwielichtige Gestalt war, die ich nun schon einige Male um das ZEUSS Areal hab schleichen sehen, als ich jeweils am Sonntag Abend zurück aufs Areal kam. War ja klar, es verirren sich nämlich nur äusserst selten Passanten hier her. Valerias Beschreibung traf perfekt auf ihn zu. Wie konnte ich nur so dumm sein und nicht schon früher darauf kommen?
Was ich über ihn wusste, reichte mir aus, um zu erahnen, wozu er in der Lage war. Ich musste mir möglichst bald ein genaueres Bild von ihm machen, ich musste wissen, wer er war, wie er denkt und handelt und in welchem Umfeld er sich aufhielt. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass er bereits mehr über mich wusste, als mir wohl war.
Überrascht sah ich auf mein Handy, als dieses zu klingeln begann. Ich blickte auf den Screen, es war Mamma, die mich anrief. Sie wollte wissen, ob ich sie kommenden Samstag besuchen komme. Dabei formulierte sie ihren Satz mehr als Aufforderung und weniger als Frage, sodass mir nichts anderes übrig blieb als schmunzelnd zuzusagen.
Erst später fiel mir ein, dass ich kommenden Samstag Geburtstag hatte. Ich mochte es überhaupt nicht mich selbst zu feiern, weswegen neben meinen Eltern und Andrin kaum jemand wusste, wann ich Geburtstag hatte.Danach ging ich wieder nach draussen, um ein Auge auf das Training meiner Wettkampf-Teilnehmer zu werfen. Ich war immer wieder erstaunt, zu welchen Bestleistungen sie im Stande waren, besonders wenn man berücksichtigte, dass sie sich noch im ersten Ausbildungsjahr befanden.
Diejenigen, die sich nicht für den Wettkampf qualifiziert hatten, konnten meinem Drill entkommen und lungerten währenddessen unmotiviert in der Lobby und im Fitness herum. Sie würden die nächsten Tage in der Obhut der Surviver verbringen, da sowohl ich, wie auch Thierry ja dieses Seminar besuchen mussten. Ich hatte gerade so gar keine Lust darauf, und je näher die Abreise meiner Schüler rückte, desto kleiner wurde meine Motivation.
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Discipline and Desire
RomanceTeil 1 "Sarasin, ich habe nicht vor meine Forderung ein zweites Mal auszusprechen!" Er stand nun direkt vor mir und blickte erhobenen Hauptes streng auf mich nieder. "Sir, ich bin hier, um meine sportliche Leistung zu verbessern und nicht, um Ihren...