Kapitel 15

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POV Sascha

Ich drückte mir gerade den Zweiliter Kanister mit Wasser an die Lippen, der schon zur Hälfte leer war. Die Sonne prallte heute erbarmungslos auf den Asphalt und liess die Luft über dem Trainingsplatz flackern. Ich hatte keine Lust auf Kopfschmerzen, deswegen achtete ich mich in diesen Tagen besonders darauf 4-5 Liter Wasser zu mir zu nehmen.

Aus der Distanz sah ich Valeria, die auf dem Klettergerüst sass und gerade dabei war die Metallstangen zu reinigen. Sie hatte offenbar keine Freude daran, denn sie sass schon längere Zeit da oben und hantierte lustlos mit dem Desinfektionsmittel rum. Ab und zu wurde ihre Aufmerksamkeit auf einen Mitschüler gelenkt, vermutlich war es Schaub, der sich da noch rumtrieb.

Wieso vergingen die Wochenenden bloss so schnell? Neben ihr aufzuwachen, sie dann eine Weile beim schlafen zu beobachten, wie sich ihr Brustkorb langsam hob und senkte, unschuldig und verletzlich...  Es schien rückblickend wie ein Traum. Kaum zu glauben, dass das alles wirklich passierte.
Wir verbrachten wieder das ganze Wochenende zusammen. Am Samstag nahm ich sie mit in die Berge, in das Chalet, welches sich schon seit Jahrzehnten in unserem Familienbesitz befand. Andrin war auch dabei. Ich war froh, dass Valeria es so gut mit ihm hatte.

Sie hatte mir auch gestanden, dass sie Schaub von der Sache zwischen uns erzählt hatte. War vielleicht sogar besser so. So wusste er, was Sache war.
Ich hoffte eigentlich die ganze Zeit auf einen passenden Moment, um sie auf ihre Vergangenheit anzusprechen. Das letzte Mal in meinem Büro hatte sie gesagt, dass da nicht mehr viele Leute waren, die sie zuhause besuchen wollte. Ich zerbrach mir seit jeher den Kopf darüber, welche Gründe sie haben könnte.

Beinahe erschrak ich, als Tschopp plötzlich neben mir auftauchte.
"Sturm, alles klar?"
Ich setzte meinen Kanister ab, konnte meinen Blick aber nicht von Valeria abbringen.
"Was gibts?" fragte ich.
Er lehne sich neben mich auf die aufeinander gestapelten LKW-Reifen, die normalerweise zum Ausdauertraining verwendet wurden.

"Sag mal, läuft da was zwischen dir und Sarasin?"
Erst jetzt drehte ich meinen Kopf langsam zu ihm um. Er hatte nun meine volle Aufmerksamkeit. Meine nun leicht steigende Nervosität überspielte ich gekonnt und blieb ruhig.
"Was lässt dich darauf schliessen?"
"Du sitzt hier schon seit etwa 20 Minuten und beobachtest sie."
"Ich will mich vergewissern, dass sie nichts falsch macht."
Meine Blicke wanderten wieder zu ihr rüber. Sie stand inzwischen unter dem Klettergerüst und begutachtete dieses.
"Natürlich, besonders beim Equipment putzen. Verständlich, da kann viel schief laufen!" meinte Tschopp ironisch.
"Ein Mentor sollte immer ein Auge auf seine Schüler haben. Das solltest du doch wissen. Das macht man so."
"Dass man seine Schüler so ansieht, als würde man sie aus der Distanz ausziehen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass du keinen anderen deiner Schüler mit diesem Blick beobachtest."
Er setzte eine Pause ein.
"Ausserdem hab ich kürzlich eine Nachricht auf deinem iPhone gesehen, die aufgeploppt ist, als du unter der Dusche warst. Jasmin Müller, was für ein scheiss Deckname!"
"Was meinst du?"
Ich gab mir alle Mühe ihn verwirrt anzuschauen, als ob ich nicht wüsste, worauf er hinaus wollte.
"Komm schon, es war eindeutig, dass sie das war."

Es hatte keinen Sinn mehr zu lügen. Tschopp war intelligent. Und wenn er dahinter gekommen war, dann war dem nunmal so. Meine Blicke senkten sich. Ich schwieg einen Moment, bevor ich mich zu Wort wandte.

"Was willst du jetzt von mir hören?" sagte ich.
"Ist es nur eine Fick-Geschichte? Oder ist es mehr? Hast du Sabrina wegen ihr verlassen?"
"Nein, sie ist nicht der Trennungsgrund. Zwischen Sabrina und mir lief's ja schon länger eher schlecht als recht."
Ich atmete tief durch, bevor ich mich dazu entschloss mich ihm anzuvertrauen.

"Es hat als Fick-Geschichte angefangen. Eigentlich war das ja schon zu viel. Das Ganze war so nicht beabsichtigt. Aber sie in der Gruppe zu haben und keinen Beschützer Instinkt zu entwickeln ist einfach unmöglich. Sechs Jahre bei den Navy Seals haben mich nicht vor so eine grosse Herausforderung gestellt."
"Sie scheint aber ziemlich gut zurecht zu kommen, oder nicht?"
"Du hast keine Ahnung, wie die Typen hier teilweise sind."
Er lachte.
"Zugegebenermassen, sie ist echt eine Herausforderung."
Nun war er es, der zu ihr rüber schaute. Ein lüsternes Grinsen zierte sein Gesicht. Er merkte aber schnell, dass ich nicht amüsiert war darüber. So widmete er sich wieder mir.
"Sowas hätte mir nicht passieren dürfen."
"Also ist es was Ernsteres? Hast du Gefühle für sie?"
Ich schwieg, blickte wieder auf meine Hände nieder und nickte stumm.
"Sieht wohl so aus."

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