Kapitel 38

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POV Valeria

Langsam griff dann auch ich nach der Gabel, stocherte im Essen herum, schob es von Tellerrand zu Tellerrand. Ab und zu nahm ich einen kleinen Bissen. Etwa eine viertel Stunde später legte ich die Gabel dann wieder hin.

"Was ist? Magst du's nicht?"
Andrin schaute mich verdutzt an.
"Doch, natürlich!"
"Du weisst, dass ich das persönlich nehme, oder?"
"Nein, Andrin, es schmeckt fabelhaft! Du weisst doch ganz genau, dass du kochen kannst wie ein Gott! Aber ich hab grad nicht so Appetit."
"Sag mal, hörst du dir selber zu, Valeria?"
Ich schaute zu ihm hoch. Er schaute mich etwas besorgt an.
"Wieso tust du das?"
"Wieso tue ich was?"
"Komm schon, für wie blöd hältst du mich?"
Ich überlegte kurz.
"Was hat Sascha dir erzählt?"
"Hallo?! Ich bin sein bester Freund! Ich weiss ALLES."
Erstaunt und etwas verärgert sah ich ihn an.
"Alles alles?"
Er schaute kurz nach oben, als er überlegte, dann nickte er.
"Ja, denke schon."
Mit einem Augenzwinkern sah er mich nun wieder an.
"Nein ernsthaft, Valeria. Wieso tust du dir das an?"

Ich nahm mir einige Augenblicke, bevor ich antwortete.
"Weiss nicht, ich gefalle mir besser, wenn ich nicht so dick bin."
"Ach, red doch keinen Scheiss! Wo bist du dick?!"
"Na überall!"
"Du bist muskulös! Weil du zur Sportelite gehörst! Wie willst du sonst all die Scheisse schaffen, die Sascha von dir verlangt?"
"Nein, ich meine, ich mag mich mehr mit weniger Körperfett. Und wenn ich wieder normal esse, steigt mein Körperfettanteil wieder."
"WO?! Wo hast du Körperfett?"
Er schaute auf meine Arme, auf die Bereiche meines Körpers, die entblösst waren.
"Das ist auch nicht das Hauptproblem."
"Also sag schon, WO hast DU schon Fett?"

Ich stand auf, zupfte mein Shirt aus dem Hosenbund und hob es hoch. Trotzig und etwas beschämt griff ich dann in die Fettschicht knapp unterhalb des Bauchnabels.
"Hier."
"Was!?"
Andrin lachte.
"Da ist doch kein Fett! Schau her!"
Nun stand er auf und hob sein Shirt, ehe er sich auf den Bauch schlug.
"DAS ist Fett, Valeria! Siehst du?"
Ich war etwas überrascht wie schön sein Bauch gegen die Lenden hin in diese V-Form floss. Links und rechts, schon fast auf seinen Hüftknochen, blitzte auf jeder Seite ein Tatoo aus seiner Hose.
"Du hast ein Tatoo?"
Etwas erstaunt über meine Frage klemmte er den unteren Saum des Shirts zwischen Brust und Kinn ein, damit er beide Hände freihatte, um seine Hose ein Stück weiter nach unten zu ziehen. Gerade so unter die Hüftknochen.
"Ja, sieht wohl so aus, was?"

Nun konnte ich das ganze Tatoo sehen. Auf der linken Seite standen drei Daten nebeneinander, rechts in derselben Schrift eine etwas längere Nummer. Ich vermutete, es waren Koordinaten.
"Weiss Sascha davon?"
Er blickte mich erst einen Moment lang verdutzt an, ehe er mir antwortete.
"Du solltest aufhören so dumme Fragen zu stellen. Ernsthaft, was glaubst du denn? Glaubst du, er hat mich noch nie nackt gesehen?"
Ich begann zu lachen.
"Woher will ich das denn wissen?!"
"Komm schon!"
Auch er begann zu lachen.
"Und was hat es für eine Bedeutung?"
"Das würdest du jetzt gerne wissen, was?"
Er zwinkerte mir erneut zu.
"Du kannst Sascha ja mal darauf ansprechen" ergänzte er.
Ich schaute ihn etwas verwirrt an. Wir unterhielten uns noch eine Weile weiter und tatsächlich schaffte er es, dass ich dann schlussendlich doch den ganzen Teller ass. Wir räumten den Tisch kurz ab und schauten danach noch eine Weile fern.

"Sascha?! Andrin!"
Als ich spürte, wie mein Körper bewegt wurde, kam ich wieder zu mir, total verwirrt. Ich musste eingeschlafen sein.
"Wo ist Sascha?"
Andrin war gerade dabei mich auf dem Sofa hinzulegen und zuzudecken. Etwas bemitleidend sah er zu mir runter, als er über mich gebeugt die Decke bis hoch zu meinen Schultern zog. Nun kam mir wieder in den Sinn, wieso Sascha nicht da war.

*Blöder Idiot! Lässt mich hier einfach alleine!*

Andrin musste meine Gedanken an meinem Gesichtsausdruck gelesen haben.
"Ist es dir wieder in den Sinn gekommen?"
Traurig schaute ich zu ihm hoch.
"Ja" sagte ich kurz und knapp.
"Komm schon, mach dir doch nicht so einen Kopf. Wenn du magst kann ich über Nacht bei dir bleiben, was meinst du?"
"Ja" begann ich etwas gedankenverloren. "Das wäre schön."

Discipline and DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt