POV Valeria
Gedankenverloren stand ich an diesem eisig kalten Morgen in Reih und Glied zusammen mit meinen Mitschülern auf dem Trainingsplatz. Mein Blick war nach vorne zu Sascha gerichtet, der in gewohnter Strenge irgendwas von Kältetraining erzählte.
Ich hörte schon lange nicht mehr zu. Gedanklich war ich beim gestrigen Abend, lag bei Sascha auf dem Schreibtisch. Die blosse Vorstellung daran liess eine schier unerträgliche Hitze in mir aufkommen, die meine Wangen förmlich zum Glühen brachte. Ich dachte an seine Zunge, seine fordernde Art, wie ich unter ihm lag und er mich ohne Gnade verschlang. Ihn gleichzeitig nun als Mentor vor mir zu sehen, seine stolze Gestalt, in der perfekt sitzenden Uniform, autoritär und erhobenen Hauptes, die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe geniessend, während er mit lauter Stimme seine Ansprache hielt... Es war einfach zu viel. Unter keinen Umständen hätte ich mich jetzt auf seine Worte konzentrieren können.Mein präsentes Kopfkino war allerdings nicht das Einzige, das meine Konzentrationsfähigkeit negativ beeinflusste. Nein, das immer grösser werdende Kaloriendefizit machte es mir fast unmöglich so lange aufrecht zu stehen. Schon die ganze Woche kämpfte ich immer wieder gegen die drohende Ohnmacht. Meine Hände zitterten oft, meine Beine schienen manchmal das Gewicht meines Körpers nicht mehr tragen zu wollen. Als ich wenig später am Tag einen Apfel ass, merkte ich sofort, wie mich dieser mit Energie versorgte, wie ich meine Hände wieder spürte und wieder Kraft in den Fingern hatte. Sofort machte es mir wieder mehr Spass mich anschliessend durch den Hindernisparcours zu kämpfen, der uns an diesem Nachmittag bevor stand. Sturm stand am Ende des Parcours und beobachtete jeden seiner Schüler genau. Er achtete sich auf unsere Ausführung, unsere Haltung und natürlich auf die Geschwindigkeit.
Als ich, nach relativ holpriger und langsamer Ausführung des Parcours das Ziel erreichte, setzte ich mich kurz hin und verschnaufte. Mein Körper zitterte, mir war heiss und kalt.Erst als alle Schüler schliesslich hier versammelt waren, stand ich wieder auf. Mein Gesicht wurde plötzlich kalt, kalter Schweiss auf meinen Wangen, die Geräusche, das wirre Gerede, alles distanzierte sich...
"Sarasin!"
Eine weit entfernt klingende Stimme weckte mich auf. Wo war ich? War ich wach? Was war passiert?
Langsam konnte ich das Bild vor meinen Augen mit meinem Gehirn verknüpfen und Zusammenhänge erstellen. Auch die Geräusche und das Körperempfinden kamen allmählich zurück. Mir war heiss, mein Atem zitterte, geschweige der Rest meines Körpers. Wie ein toter Fisch lag ich da, auf dem Boden, konnte mich kaum bewegen. Unmittelbar vor mir Saschas Augen, die besorgt auf mich nieder sahen. Mein Kopf lag, glaubte ich, auf seinem Unterarm. Sein Geruch nahm mir sofort jegliche Angst. Ich wollte mich an ihn schmiegen, meinen Kopf gegen seine Schulter legen. Daneben standen meine Mitschüler. Sie standen alle noch in Reih und Glied, ihre Köpfe waren allerdings zu mir gerichtet.
Verdammt!
Ich atmete stossartig aus und riss die Augen auf. Sofort war ich wieder hellwach. War ich allen ernstes Ohnmächtig geworden? Vor versammelter Gruppe?
"Scheisse" murmelte ich zu mir selbst.
Ich setzte mich auf und sah mich um. Sascha zog seinen Unterarm wieder weg und stütze seine beiden Arme nun auf seinen Knien ab.
"Tut, tut mir leid. Ich..."
Gerade wollte ich mich wieder auf die Beine kämpfen, als Sturm mich in meinem Vorhaben abhielt.
"Bleiben Sie, wo Sie sind, Sarasin. Alle anderen wiederholen den Parcours ein weiteres Mal."
"Ja Sir!" riefen meine Mitschüler, ehe sie los joggten zum Start des Parcours.
Nachdem sie aus meinem Sichtfeld verschwunden waren, drehte ich meinen Kopf wieder zu Sascha.
Sein Blick traf mich wie ein Blitz. Ohne etwas zu sagen schaute er mich an, musterte mich. Er presste dabei seine Lippen aufeinander. Dann stellte er sich wieder auf die Beine.
"Gehen Sie in die Cafeteria und holen Sie sich ein zuckerhaltiges Getränk. Ich erwarte Sie in einer halben Stunde zurück bei der Gruppe."
Er nickte mir kurz zu, bevor er von mir wegging. Auch ihm schaute ich hinterher, bis er aus meinem Sichtfeld verschwand.Ich war froh, dass er mich, entgegen meiner Erwartungen, wie jeden anderen Schüler behandelte. Ich hatte schon angst, dass er mir wieder bezüglich meines Essverhaltens einen Vortrag halten würde.
Ich tat, was er sagte. Als ich in der Cafeteria war, schnappte ich mir ein normales Cola und eine Cola Zero, schüttete die normale Cola die Toilette runter, füllte die Flasche mit der zuckerfreien Variante und joggte dann zurück zu den anderen.
Als wir am Freitagabend endlich bei Sascha Zuhause ankamen, zog ich total entkräftet meine Uniform aus und legte sie sorgsam über die Bettkante. Schon die ganze Woche freute ich mich darauf mich in diese Matratze fallen zu lassen.
Ich erschrak und zuckte zusammen, als ich Saschas Hände an meinen Schultern fühlte. Wie konnte er sich so lautlos an mich heranschleichen?
Ich fühlte, wie er mir das weiche Halsband sachte um den Hals legte. Mit einem hellen Klick-Geräusch rasterte der Verschluss im Nacken ein. Vorsichtig drehte er mich dann zu sich um und sah auf mich runter. Er liess seinen Blick in aller Ruhe über meinen spährlich bekleideten Körper wandern, rückte das Halsband zurecht, ehe sein Blick den Weg zu meinen Augen fand. Wage konnte ich seinem Gesichtsausdruck Zufriedenheit und so etwas wie Stolz entnehmen. Sachte und mit langsamen Bewegungen fuhr er mit seiner Hand über meine Wange, blickte mir währenddessen tief in die Augen, liess seine Finger weiter nach unten zu meinem Hals wandern, weiter nach hinten zu meinem Nacken und zog mich dann näher zu sich.
"Leg dich hin und ruh dich aus. Du hattest eine anstrengende Woche" raunte er mir ins Ohr. Ich tat, was er sagte.
Unter der Bettdecke vergraben lag ich nun da und dachte an das letzte Mal, als ein Halsband um meinen Hals gelegt war. Es war aus hartem Leder und viel zu eng, so eng, dass ich nur schwer atmen konnte. Da war dieses hier schon fast eine Wohltat.Am nächsten Morgen kam dann Andrin zu Besuch. Wir machten uns gemeinsam auf zu meiner Einzimmerwohnung, um all meine Sachen zusammenzupacken und zu Sascha zu bringen. Zu meinem Erstaunen war die Wand am Freitagabend schon da gewesen, die Sascha vorhatte errichten zu lassen. Vor einer Woche war noch nicht einmal klar gewesen, dass ich überhaupt hier her ziehen werde. Und jetzt hatte ich hier schon ein eigenes Zimmer.
Nachdem ich all mein Zeug, mit tatkräftiger Unterstützung von Sascha und Andrin, in mein Zimmer gebracht hatte, begannen wir gemeinsam zu kochen. Fisch mit Reis und Erbsen sollte es geben. Es duftete köstlich. Wie immer, wenn Andrin kochte. Wir richteten die Teller an, deckten den Tisch und schenkten uns Wein ein.
Sascha stellte meinen Teller auf den Tresen, als Andrin das Wohnzimmer kurz verliess. Gerade als ich ihn an mich nehmen wollte, bemerkte ich, dass Sascha ihn nicht losliess. Verwirrt schaute ich zu ihm hoch.
Mit seinem intensiven Blick fixierte er mich an Ort und Stelle, ich verharrte unmittelbar in meiner Bewegung. Er schaute mir einen langen Moment tief in die Augen, bevor er mit einer schnellen Kopfbewegung runter auf den Teller deutete.
"Hundertachtzig Gramm Lachs. Versorgt dich mit rund 30g Proteinen und 30g Fett. Du weisst, wie wichtig Protein für deinen Körper ist, nicht wahr?"
Zögernd nickte ich.
"Ja, ich weiss" gab ich kleinlaut von mir.
"Wenn du deinen Körper mit zu wenig Proteinen versorgst, verschwindet deine Muskulatur, die deinen Körper formt und zusammenhält, Valeria."
Sein Blick wanderte erneut kurz zum Teller runter, ehe er mir wieder in die Augen sah.
"Und wenn du deinem Körper zu wenig gesunde Fette gibst, stört das deinen Hormonhaushalt. Du wirst unfruchtbar. Aber das weisst du ganz genau. Du hast es vor Dreiviertel Jahren bei den ZEUSS im Unterricht gelernt. Ausserdem wird deine Haut trocken, deine Konzentrationsfähigkeit lässt nach und du kannst nicht genug Vitamine aufnehmen."
Wieder wanderte sein Blick zum Teller runter. Er deutete auf die Erbsen, die da lagen.
"30g Kohlenhydrate aus Erbsen, die dir etwas Energie geben, damit dein Körper wenigstens seine Grundfunktionen aufrecht erhalten kann. Sie geben dir ausserdem reichlich Vitamine, die du zur Zeit wirklich gut gebrauchen kannst. Den Reis habe ich dir zuliebe weggelassen. Du würdest ihn sowieso nicht essen."
Er setzte eine Pause ein, ehe er fortfuhr.
"Sechshundertdreissig Kalorien insgesamt. Wenn man den Apfel und das Müsli biteinberechnet, das du heute Morgen vor dem Umzug zu dir genommen hast, kommst du auf einen Tages-Intake von... Grob geschätzt tausend Kalorien. Auch das ist immernoch viel zu wenig, Valeria, zumal wir heute den ganzen Tag körperlich aktiv waren. Ich will, dass du wenigstens diesen Teller zu dir nimmst. Hast du mich verstanden?"
Ich schaute weg, suchte Andrin. Wo war er, wenn man ihn mal brauchte, um einen unangenehmen Moment zu unterbrachen?
"Valeria"
Ich schaute wieder zu ihm hoch.
"Antworte mir!"
Seine Stimme war zwar noch immer ruhig, klang aber gefährlich bedrohlich und fordernd, während sein strenger Blick auf mir haftete.
Ich seufzte.
"Ja"
„Ja was?"
„Ja, ich werde den Teller essen, Sir" gab ich wieder kleinlaut von mir, bevor ich mir den Teller schnappte und mich setzte.
Ich fühlte mich durch und durch unwohl, als ich den Teller leer ass. Alles in mir sträubte sich dagegen, ich wusste nicht wieso.
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Discipline and Desire
RomansTeil 1 "Sarasin, ich habe nicht vor meine Forderung ein zweites Mal auszusprechen!" Er stand nun direkt vor mir und blickte erhobenen Hauptes streng auf mich nieder. "Sir, ich bin hier, um meine sportliche Leistung zu verbessern und nicht, um Ihren...