Kapitel 27 (Valeria)

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POV Valeria


Meine schweren Augenlider blieben noch lange geschlossen, als ich langsam aufwachte. Ich lag zur Wand gedreht auf der Seite. Sofort bemerkte ich den Körper, der sich von hinten an mich geschmiegt hatte. Ich genoss die Körperwärme, denn im Zimmer war es so kalt, dass ich sogar unter der Bettdecke fror.
Ricos Arm war fest um mich geschlungen, seine Hand war auf meinem Brustbein. In selben Moment regte er sich, drückte mich mehr an sich. Ich hörte seinen Atem unmittelbar neben meinem linken Ohr, spürte ihn auf meiner Haut. Sein Gesicht musste unmittelbar neben meinem sein. Mit meiner linken Hand griff ich nach seiner, begann seinen Handrücken zu streicheln. Dann senkte ich mein Gesicht etwas, woraufhin er mit seinem Daumen zu meinen Lippen hoch wanderte. Sachte streichelte er sie, schob seinen Daumen Stück für Stück zwischen sie, ehe ich ihn mit ihnen umschloss und leicht daran sog. Ich liess ihn langsam wieder aus meinem Mund gleiten, küsste ihn, ehe ich neckisch in ihn hineinbiss. Er fuhr mir wieder erst über die Unter- und dann über die Oberlippe, schob den Daumen erneut in meinen Mund. Diesmal liess ich ihn ein wenig weiter in meine Mundhöhle vordringen, fuhr mit meiner Zungenspitze über die raue Haut.
*Du weisst, dass das sein Schwanz sein könnte?*
Der Teufel auf meiner Schulter wurde wach und meldete sich zu Wort. Langsam stieg die Hitze in mir auf.
*Du solltest das lassen, Valeria. Du stehst kurz davor dich in ein unverweigerliches Gefühlschaos zu begeben.*
Auch der Engel auf meiner Schulter war nun anwesend.
Ricos Atem wurde etwas schwerer. Er drückte sein Becken etwas fester an meinen Po, den ich im selben Moment gegen seine Lenden drückte. Durch die Stoffe unserer Hosen konnte ich spüren, was sich bei ihm zu regen begann.
Es war ungewohnt, diese Zärtlichkeit zwischen uns. Wir waren uns ja schon zwei Mal näher gekommen, doch bei den beiden Malen war nichts von Zärtlichkeit zu spüren. Bisher trieb uns jeweils nur unsere Lust und Neugierde dazu. Der jetzige Moment fühlte sich anders an.
Während sein Daumen von rechts nach links über meine Lippen fuhr, hielt er mein Gesicht mit seinen anderen Fingern fest und drehte es näher zu seinem. Ich atmete seinen Geruch tief ein. Wage öffnete ich die Augen und blickte nun auf seine umwerfenden, leicht geöffneten Lippen. Mit verschlafenem Blick sah er auf mich nieder, während ich über meine Schulter hinweg zu ihm hoch sah. Es schien, als wäre er noch zu müde, um sein schelmisches Lächeln aufzusetzen, welches sein Gesicht ansonsten pausenlos zierte. Meine Wange berührte nun seinen Kiefer. Seine Hand liess nun von meinem Gesicht ab und fuhr meinem Hals entlang über mein Schlüsselbein, zwischen meinen Brüsten weiter runter und legte sich auf meinen Bauch. Sofort begann sich eine schier unerträgliche Hitze in der Mitte meines Körpers zu entfachen. Ich atmete stossartig laut aus, was mein Empfinden verraten haben musste. Ein sachtes Lächeln legte sich wie ein Schleier auf seine Lippen. Er drückte seine Hand fester auf meinen Bauch und begann diesen mit seinem Daumen zu streicheln. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Po sich derweilen fester gegen sein Becken drückte.
Ich gab ihm einen vorsichtigen, lautlosen Kuss auf sein Kinn. Seine Stoppeln waren präsenter als sonst. Seine Hand legte sich nun auf mein Becken. Mein Puls stieg von Minute zu Minute. Was taten wir hier bloss? Was, wenn jemand wach wurde?
Er verkrallte sich nun in meinem Becken, drückte es näher an seines, während sein Blick auf meinen Lippen haftete. Ich hatte meine Hand inzwischen wieder auf seine gelegt.
Nun senkte er sein Gesicht ein wenig, näherte sich mit seinen Lippen, bis diese die Meinen berührten. Wir küssten uns nicht, wir liessen unsere Lippen lediglich übereinander gleiten, wohlwissend, dass ein Kuss hätte gehört werden können. Meine Hand fuhr seinem Unterarm entlang, auf dem ich seine Adern spüren konnte.
*Reiss dich zusammen! Hör auf mit der Scheisse!*
Ich nahm seine Unterlippe zwischen meine, langsam und ganz sachte begann sich dann doch ein schüchterner, lautloser Kuss zu formen. Dann begannen wir unsere Nasen vorsichtig aneinander zu schmiegen. Ich hatte derweilen meine Augen wieder geschlossen.

Das Geräusch vom raschelndem Stoff liess unsere Bewegungen einfrieren. Wir sahen uns wieder in die Augen. Mein Blick schweifte enttäuscht nach unten, bevor ich ihn wieder fragend ansah. Er schien zu verstehen. Schweren Herzens drehte er sich von mir weg, während ich mich auf den Bauch drehte. Langsam begann sich die Gruppe zu regen. Auch ich stand auf. Gedanklich blieb ich hingegen noch Stunden in Bett mit Rico.
*Verdammt, Valeria! Lass die Scheisse! Kein Wunder beginnst du Gefühle für Rico zu entwickeln, wenn du die Tage hier so eng umschlungen mit ihm startest! Konzentrier dich auf das Wichtige, auf den Wettkampf!*
Hatte ich tatsächlich Gefühle für Rico entwickelt? Er war ja wirklich ein sehr toller, gut aussehender, junger Mann, der meine Interessen teilte. Vielleicht empfand er ja auch etwas für mich? Schon alleine die Vorstellung daran trieb mir ein Lächeln ins Gesicht.
Wir frühstückten gemeinsam mit den anderen Performern, ehe wir uns fürs Training vorbereiteten. Kurze Zeit später waren wir alle wieder mit unseren jeweiligen Disziplinen beschäftigt. Das heisst, ich war dabei meinen Sprint zu üben und die 4 Meter hohe Wand wieder und wieder zu erklimmen, während Rico, Matteo und die meisten Andern Klimmzüge machten und sich in 4 Metern Höhe von Stange zu Stange schwangen. Das dachte ich zumindest. Doch als ich nach Rico Ausschau hielt, konnte ich diesen nirgends finden.
*Komm schon, Valeria. Wieso hältst du überhaupt nach ihm Ausschau? Die Abwesenheit von jedem anderen Mitschüler würde dich nicht die Bohne interessieren! Wieso verliebst du dich in ihn?! Er ist dein verdammter Mitschüler, nichts weiter!*
Dennoch ging ich zu Matteo hin.
"Hey, weisst du wo Rico ist?"
Dieser zuckte nur gelangweilt mit den Schultern.
"Was weiss ich. Der taucht schon wieder auf."
Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch nickte ich und machte mich wieder ans Training.
*Ich bin nicht in ihn verliebt, ich schwärme nur etwas für ihn. Das ist alles. Ich bin nicht verliebt.*

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