Kapitel 1 (Sascha)

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POV Sascha

In Reih und Glied standen sie vor mir. Das waren sie also, meine neuen Schüler. Ich liess meinen Blick von links nach rechts schweifen, schaute mir jeden von ihnen genau an und versuchte dabei etwas über ihren Charakter und ihr Potential zu erfahren. Das war zwar unmöglich, jetzt wo alle in derselben Uniform und demselben Haarschnitt, die Herren zumindest, hier vor mir standen. Alle hatten sie denselben Gesichtsausdruck, die exakt gleiche Körperhaltung, auch der Reisverschluss der Jacke war bei allen bis auf den Millimeter genau gleich weit hochgezogen. Präzisionsarbeit vom Feinsten. So gefiel mir das. Etwas über das Individuum herauszufinden war dadurch jedoch unmöglich.

Im Ebenbild ihrer Mitschüler ging sie fast unter, die junge Frau, die da stand. Obschon es nicht das erste Mal war, dass ich eine Frau in meiner Gruppe hatte, war es doch eine Seltenheit überhaupt auf eine Frau zu treffen hier bei den ZEUSS. Sie war etwas kleiner und zierlicher als der Rest der Gruppe. Ihr Gesicht war genauso streng und kühl wie jenes ihrer Mitschüler. Ich war neugierig, wie sie sich schlagen würde.

Die ersten Aufgaben, die ich verteilte, dienten zur Selektion. Das waren 12 rekrutierte Schüler, die vor mir waren und mir wurde die freie Wahl gelassen, welche davon ich in meine Gruppe aufnehmen wollte. Allesamt beeindruckten mich, in allen konnte ich eine enorme Willenskraft erkennen. Auch ihr sportliches Niveau war nicht schlecht. Der eint oder andere hatte eine grauenhafte Kondition, daran lässt sich aber arbeiten, dachte ich mir.

Besonders beeindruckt hat mich Sarasin, die junge Dame in der Gruppe. Beim Joggen war sie unter den besten drei und auch ihre Kraft war ausserordentlich, wenn man die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau berücksichtigte.

Ich liess die Gruppe abtreten und ging in mein Büro. Ein paar Tage zuvor hatte ich schon einen Blick über die Zulassungsakten meiner neuen Schüler geworfen, dies jedoch eher flüchtig. Ich nahm mir nun jeden einzelnen vor, um mir ein möglichst präzises Bild von ihnen zu machen. Da waren Powerlifter dabei, einige kamen vom Crossfit, jemand hatte sogar seine ersten olympischen Spiele hinter sich. Mit dieser Auswahl konnte man wirklich arbeiten.

Meine Aufmerksamkeit galt im Besonderen der jungen Dame. Valeria Sarasin war ihr voller Name. Bei den Aufnahmeprüfungen zeigte sie ausserordentliche sportliche Fähigkeiten. Auch ihre Allgemeinbildung war sehr gut. Der Orientierungssinn war dafür umso schlechter. Sie war 26 Jahre alt, kerngesund und sprach fliessend englisch. Sie war zuvor als Personal Trainerin tätig, ehe sie ihre Ausbildung hier in Angriff nahm. Was sie wohl dazu trieb den ZEUSS beizutreten?

Ich schaute auf mein Handy. Sabrina hatte mir nicht geschrieben, natürlich nicht. Heute morgen hatte ich ihr einen guten Start in die Woche gewünscht. Langsam gab ich es auf noch weiter in diese Beziehung zu investieren. Ich legte die Akten in meine Schublade, nahm mein Handy und ging auf mein Zimmer.

In den nächsten Tagen konnte ich meine Gruppe etwas besser kennenlernen und an jenen Stellen formen, an denen ich noch mangelnde Disziplin feststellte. Es dauerte nicht lange, bis ich ihre Grenzen kannte. Ich stellte auch fest, dass unsere Dame bei den jungen Herren für ein Aufkochen der Hormone sorgte. Mehrmals war sie unangenehmen Situationen ausgesetzt, in denen sogar ich mich für mein Geschlecht schämte. Die ganzen plumpen Annäherungsversuche schienen sie allerdings kalt zu lassen, so als ob sie schon darauf trainiert wäre auf Abstand zu bleiben. Gewissermassen konnte ich die jungen Herren nachvollziehen. Sarasin hatte ein sehr hübsches Gesicht und einen wohlgeformten Körper. In so manchen Situationen ertappte ich mich selbst dabei, wie ich ihr etwas lange auf den Hintern schaute. Zu ihrem Glück war die Trainingsuniformierung weder eng anliegend noch figurbetonend. Dennoch sah sie gut darin aus, während sie sich durch den Hindernisparcours kämpfte. Als Mentor war es mir natürlich untersagt mich mit einer Schülerin zu amüsieren. Ich hätte meinen Job verloren, wenn sowas passiert wäre. Das war bisher auch nie eine Herausforderung für mich gewesen. Unter den Schülern wurde es ebenfalls nicht gerne gesehen, wenn es zu solchen Interaktionen kam und da geschahen solche Dinge weitaus öfter.

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