Kapitel 41 (Explizite Inhalte)

2.1K 46 7
                                    

POV Valeria

Was zum Teufel hatte ich da eben bloss getan? Wie konnte ich Rodrigo nur küssen? Was war mit mir los? Ich verabscheute mich selbst dafür.
Wie konnte ich bloss zulassen, dass er nach all dieser Zeit noch so grossen Einfluss auf mich hatte?

Wir fuhren die ganze Nacht, ich wusste nicht, ob wir noch im Landesinneren waren oder die Grenze schon passiert hatten. Rodrigo hatte sich mir gegenüber bisher erstaunlicherweise sehr anständig verhalten. Ich liess mich aber nicht davon trügen. Er war noch immer derselbe widerwärtige Mistkerl, den ich damals verlassen hatte.

Zu Beginn hatte ich mich noch gesträubt mich zu ihm ins Bett zu legen. Lieber verkroch ich mich in die andere Ecke des Wohnmobiles und rollte mich wie eine Katze auf dem Boden zusammen, anstatt mit ihm im selben Bett zu liegen. Nach ein paar Stunden fügte ich mich ihm dann aber, da mein Widerstand ihn wütend machte. Ich wusste bestens, wozu er in der Lage war, wenn er wütend wurde, und darauf hatte ich keine Lust.

Ich lag also an Rodrigos Seite gekuschelt zugedeckt im Bett. Sein Arm lag fest um mich, die Hand auf meiner Schulter. Inzwischen trug ich eines seiner weissen Tanktops, welche mir glücklicherweise bis Mitte Oberschenkel reichten. Denn Hosen oder gar Unterwäsche hatte ich noch immer nicht. 

Ich schloss die Augen und versuchte sowohl zu verdrängen wo ich war, wie auch dass das Rodrigo war, den ich an meiner Seite hatte. Wenn ich nicht daran dachte, was er in der Vergangenheit alles angestellt hatte, konnte ich das Ganze hier sogar ein bisschen geniessen. Der Schmerz der vielen kleinen Schnittverletzungen an meinen Oberschenkeln sowie an meinen Unterarmen brannte, ebenso meine Nase, die von Rodrigos Schlag noch immer geschwollen war.

"Ich bin froh dich wieder bei mir zu haben, Babe."
Ich antwortete ihm nicht.
"Ich meine" begann er lachend. "Was war da bloss mit dir los?"

Verwirrt schaute ich zu ihm hoch.
"Hast du etwa wirklich vergessen, wo du hin gehörst?"
Ich senkte meinen Blick wieder und schüttelte schweren Herzens den Kopf. Vielleicht hatte ich das wirklich vergessen. Vielleicht hab ich mir die ganze Zeit tatsächlich einfach etwas vorgemacht. Als ob ich vor all dem abhauen könnte! Als ob ich plötzlich jemand anders sein könnte! 

"Dieser Ausflug ist jetzt vorbei, das ist dir bewusst, nicht wahr?"
Ich nickte, während er mir gerade eine Haarsträhne hinter's Ohr strich. Mir war gerade total gleichgültig was mit mir passierte. Ich war nun seit über zwölf Stunden mit Rodrigo unterwegs. Das alles hier kam mir so vertraut vor, der Schmerz, das beklemmende Gefühl... Und Sascha war auf einmal so fern, als hätte ich ihn gar nie wirklich kennengelernt, als wäre er nichts weiter als ein Hirngespinst von mir.
Ich schaute auf meinen Tracker, das Einzige, was mir gerade Sicherheit darüber gab, dass das letzte Jahr bei den ZEUSS wirklich stattgefunden hatte. Ich versuchte mir die Erinnerung möglichst bildhaft vorzustellen. Rico, das Gelände der ZEUSS, mein Zimmer, der Geruch vom Fitnessstudio, selbst Stamms blöde Sprüche... Es würde mir alles so schrecklich fehlen. 

"Wo fahren wir hin?" wagte ich schliesslich zu fragen. Ich hörte Rodrigos Schmunzeln.
"Wir sind auf dem Weg nach Spanien. Weg von der Kälte, etwas mehr Sonne. Hört sich gut an, nicht wahr?"
Ich nickte, einfach bloss, um nichts dazu sagen zu müssen.

"Wir werden zurückkehren, wenn etwas Zeit verstrichen ist. Wir müssen zuerst sichergehen, dass uns dein Loverboy nicht mehr in die Quere kommt, wenn wir wieder zurück sind."

Verwirrt schaute ich wieder zu ihm hoch.
"Was hast du vor?"
Ich stiess mich etwas von ihm weg, um ihm besser in die Augen schauen zu können. Er grinste mich an.
"Na was wohl? Du kennst mich, ich toleriere keinen Konkurrenten."
"Du glaubst ernsthaft, du kannst ihm was anhaben? Rodrigo, vergiss es! Du kommst nicht an ihn ran! Keine Chance!"
Nun erhob ich meine Stimme. Das konnte er doch unmöglich ernst meinen!
Er begann hämisch zu lachen. Seine dämonisch funkelnden Augen verengten sich dabei zu Schlitzen.
"Seit wann unterschätzt du meine Fähigkeiten so sehr, Babe?"
Er schüttelte den Kopf.
"Ich meine, Sascha stellt durchaus was dar. Da hast du dir einen ordentlichen Mann rausgesucht. Aber er hat zu wenig Ahnung, er weiss nichts über die ganze Untergrund-Szene."
"Dafür weiss er, wie man eine Frau richtig behandelt, an sich bindet und zwar ohne dass man sie verdammt nochmal  psychisch so weit unterdrücken muss, dass ihr Selbstwert verloren geht und sie aus Angst bei einem bleibt!" sprudelte es aus mir raus.

Discipline and DesireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt