-44-

5.6K 343 34
                                    

„Können wir los?", fragte James mit seinem Besen in der Hand am Nachmittag. Sirius, ebenfalls mit einem Besen, aber zusätzlich auch noch mit einem Schläger, neben ihm.

Seufzend setzte ich mich auf und blickte auf den See. „Ich möchte vorher einige Bedingungen aufstellen. Wobei einige davon einfach nur Feststellungen sind, die gar nicht in Frage stehen, aber ich mir trotzdem wünsche, dass ihr es akzeptiert, bevor ich mitkomme."

„Dann schieß mal los!"

„Erstens: nur wir spielen heute und ich will, abgesehen von allen hier anwesenden, kein Publikum.", begann ich.

„Das trifft sich gut, denn wir wollen das du beim ersten offiziellen Spiel eine Überraschung wirst.", bekundete James mit einem siegerischen Grinsen.

„Ihr habt mich noch nicht spielen gesehen, das ist euch klar, oder?", fragte ich. „Vielleicht bin ich richtig schlecht?"

„Das bist du nicht und das wissen wir alle.", entgegnete James. „Also was noch?"

„Zweitens: ich kann das Spiel abbrechen, wann immer ich möchte."

Sirius verdrehte die Augen. „Na gut, aber jetzt komm mit."

„Ich bin noch nicht fertig!", stellte ich fest. „Drittens: Ich spiele heute mit, aber und das ist ein großes aber, das heißt nicht, dass ich zusage in die Mannschaft zu kommen. Das heißt nur, dass ich heute mit euch spiele. Nicht mehr und nicht weniger. Ich möchte klarstellen, dass ihr mich nicht zwingen könnt in die Mannschaft einzutreten."

„Aber-", begann James, doch ich unterbrach ihn: „Kein aber. Das ist nicht mal eine Bedingung, das war einfach eine Tatsache, die ich euch ins Gedächtnis rufen möchte. Ihr könnt mich nicht dazu zwingen. Ihr könnt sauer auf mich sein, wenn ich mich dagegen entscheide, ihr könnt mich hassen, ihr könnt nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollen, aber ihr könnt mich nicht dazu zwingen." Ich schaute sie mit festen Blick an. „Habt ihr das verstanden?"

„Wenn wir jetzt ja sagen, kommst du dann mit?", wollte Sirius wissen.

„Ich komme mit, wenn ihr es verstanden habt."

James und Sirius warfen sich einen Blick zu. „In Ordnung. Wir haben es verstanden. Wir können dich nicht dazu zwingen."

„Sehr schön. Dann wäre das geklärt." Lächelnd sprang ich auf. „Ihr habt aber schon einen Besen für mich, oder?"

„Sicher. Jacky leiht uns ihren.", berichtete James.

Nickend folgte ich den beiden. Auch Lily, Marlene, Remus und Peter begleiteten uns. Nur Alice verließ uns, weil sie sich mit Frank treffen wollte.

Auf der Mitte des Feldes blieb ich stehen und schloss für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffnete hielt mir James einen Besen hin. „Hier."

„Danke." Ohne zu zögern, legte ich meine Hand um den Besenstiel. Ich bewegte ihn ein wenig von rechts nach links und drehte ihn ein paar Mal um. Auch balancierte ich ihn auf zwei Fingern, um ein Gefühl für den Gleichgewichtspunkt zu bekommen. „Er ist etwas länger als mein letzter Besen."

„Schlimm?", wollte Marlene wissen.

Ich schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Es wird wohl etwas weniger wendig sein, aber das ist schon in Ordnung. Dafür hat er ein besseres Gleichgewicht." Ich stieß mich vom Boden ab und schoss in die Lüfte. Ein freudiges Lachen konnte ich mir dabei nicht verkneifen. Ich hatte das Fliegen schon vermisst. Es war eben doch nicht so wie das Joggen. In manchen Punkten ähnelte es sich, aber sicher nicht in allen. Ich legte mich in verschiedene Kurven, erst große und dann immer kleinere, bevor ich mich im Sturzflug zurück zum Boden stürzte. Erst weniger Zentimeter vor dem Grund, riss ich den Besen hoch und landete auf meinen Füßen.

„Das Fliegen hast du schon mal drauf!", stieß James mit aufgerissenen Augen auf. „Das war... Wow! Und du bist wirklich jahrelang nicht mehr geflogen?"

Ich zuckte mit den Schultern. „So siehts aus, aber das vergisst man ja zum Glück nicht."

„Welche Position willst du haben?", fragte James und sah mich immer noch beeindruckt an.

Erneut zuckte ich mit den Schultern. „Das ist mir egal."

„Gut, dann spielst du als Hüter.", entschied James. „Sucher haben wir jetzt keinen, aber brauchen wir auch nicht. Marlene, Tatze, wer von euch möchte heute als Jäger spielen? Dann hätten wir einen Hüter, einen Treiber und zwei Jäger. Damit lässt sich zumindest etwas trainieren, auch wenn wir keine Gegner haben."

„Außer die Klatscher!", erinnerte Sirius. „Ich kann als Jäger spielen."

„Gut, dann fliegt schon mal los, ich lass die Bälle frei."

Wie ein Blitz schoss ich zu den Torringen und positionierte mich vor dem Mittleren. Sirius und James warfen sich den Quaffel hin und her, während Marlene den Klatscher von ihnen fernhielt. Ohne Gegner war das kein sehr aufregenden Spiel, aber das war für mich wahrscheinlich sehr gut.

James täuschte an, dass er nach rechts warf, versuchte dann aber doch den Ball durch den linken Ring zu werfen, aber ich fing ihn mit Leichtigkeit auf und warf ihn direkt zu Sirius.

„Sehr gut!"

„Das war doch gar nichts!", rief ich grinsend zurück.

So ging es eine Weile weiter und bis auf einen Quaffel hielt ich jeden Ball.

Zwischendurch hatten Sirius und Marlene die Position wieder getauscht, aber das änderte für mich gar nichts.

Es war seltsam. Ich hatte nicht erwartet, dass es sich noch immer so vertraut anfühlen würde. Es war als hätte ich nie mit dem Spielen aufgehört.

Die Sonne ging bereits unter, als James das Training für beendet erklärte.

„Du warst fantastisch!", bemerkte er als ich neben ihn auf dem Boden landete. „Bist du wieder auf den Geschmack gekommen? Kommst du in die Mannschaft?"

Sirius und Marlene schaute mich beide flehend an.

Meine Temperatur war nicht gestiegen, das Feuer wurde nicht entfacht. Das war gut, aber es handelte sich um kein richtiges Spiel. Wir hatten keine Gegner. Nur weil es gerade ohne Probleme funktioniert hatte, hieß das lange nicht, dass ich es auch bei einem richtigem Spiel könnte. „Ich werde heute und auch in den kommenden Wochen, weder ja noch nein sagen."

„Wieso?"

„Weil ihr erstmal Auswahlspiele veranstalten werdet. Wer sagt denn überhaupt, dass ihr mich braucht, beziehungsweise wer sagt, dass es nicht jemanden gibt, der besser ist als ich."

„Unmöglich!", widersprach James und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du bist genauso gut wie Mandy und das will was heißen! Sie war echt gut, aber du bist nicht einmal trainiert! Du hast ewig nicht mehr auf einem Besen gewesen und hast trotzdem eine Glanzleistung vorgeführt. Das klingt jetzt überheblich, aber ich bin gut und ich habe nur einmal getroffen! Auch Marlene und Sirius haben schon häufiger als Jäger gespielt und sind dabei auch immer gut gewesen, haben es aber trotzdem nicht einmal geschafft! Keiner wird besser sein als du."

„Das weißt du nicht.", erwiderte ich. „Warten wir es ab. Ich werde vorher keine Entscheidung treffen."

„Bitte!"

„James, hör mal zu.", forderte ich. „Wenn du jetzt auf eine Antwort drängst, dann heißt sie nein. Wenn du es gut sein lässt, könnte sie zu einem ja werden, aber nur wenn ich mich nicht sofort entscheiden soll."

Er hatte schon den Mund geöffnet, doch bevor er etwas sagen konnte, rammte Sirius ihm seinen Ellenbogen in die Rippen. „Sei bloß still!"

„Ist ja okay!", rief er und rieb sich die Seite. „Kein Grund handgreiflich zu werden!"

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt