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„Du kannst ruhig auch zu Remus gehen.", meinte Lily am Abend als wir beide alleine in unserem Zimmer saßen. „Ich hab gerade nur keine Lust auf eine so große Gruppe..."

„Vielleicht bin ich aber jetzt lieber bei dir." Ich lächelte sie an. „Mit Remus habe ich die ganzen Ferien verbracht und dich habe ich seit Wochen nicht gesehen!"

Sie lachte und setzte sich in den Schneidersitz. „Weißt du, was ich dir noch nicht erzählt habe?"

„Wie könnte ich, wenn du es mir nicht erzählt hast?"

„Haha!" Sie verdrehte die Augen. „James... Er hat mir in den Ferien geschrieben..."

„Ach hat er das?", fragte ich grinsend. Er hatte es also tatsächlich gemacht.

„Es war eigentlich echt süß..."

„Ja?" Ich versuchte meine Begeisterung zu bremsen.

Aber sie schien es sowieso nicht zu bemerken. Sie starrte konzentriert auf ihre Finger. „Ist dir aufgefallen, dass er mich lange nicht mehr angebaggert hat?"

„Ja, durchaus."

„Und der Brief war auch nicht... Also er hat mir schöne Weihnachten gewünscht und einen guten Rutsch. Er hat geschrieben, dass er hofft, dass es nicht so schlimm mit Petunia ist... Er war super... Ich weiß auch nicht. Super freundlich."

„Wieso klingst du darüber traurig?"

Sie seufzte und ließ sich nach hinten auf ihr Bett fallen. „Klingt das unlogisch, wenn ich sage, dass ich es vermisse?"

Ich unterdrückte einen Jubel. „Für mich klingt das nicht unlogisch."

„Nein?" Sie richtete sich wieder auf. „Dann erkläre es mir bitte!"

„Kann es sein, dass du dich, ein ganz kleinen wenig, in James verknallt hast?"

Sie öffnete den Mund, als würde sie mir widersprechen wollen, aber schloss in gleich wieder.

„Also?"

„Aber..." Sie stöhnte auf. „Wie kann es sein, dass ich mich in diesen Idioten verliebt habe?!"

Jetzt konnte ich nicht mehr anders: ich lachte auf.

„Das ist echt nicht witzig!"

„Doch schon!", erwiderte ich und setzte mich zu ihr auf ihr Bett. „James hat ein gutes Herz und er ist viel reifer geworden!"

„Ja stimmt schon... Ich glaube durch dich."

„Durch mich?"

„Ja, wegen des Liebestrankes... Seitdem ist er... Ich glaube da hat es angefangen, dass ich mich mit ihm unterhalten konnte, ohne mich aufzuregen... Also seit dem er den Gegentrank genommen hat."

„Du könntest recht haben.", stimmte ich ihr zu. „Das könnte für ihn ein Wendepunkt gewesen sein. So etwas verändert einen..."

„Ich weiß aber jetzt gar nicht was ich machen soll..."

„Es ist doch ganz einfach!" Ich seufzte. „Eigentlich darf ich das wohl nicht mehr sagen, weil ich mich selbst nicht dran gehalten habe, aber ich hätte es tun sollen. Und du solltest das auch."

„Was denn?"

„Sei ehrlich, gehe zu James und sag ihm, was du fühlst."

„Das kann ich nicht!"

„Und wieso nicht?"

„Weil... Also... Weil... Weil halt!"

Lachend schüttelte ich den Kopf. „Das, meine Liebe, ist kein Grund."

„Ich weiß!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

„Du kannst natürlich auch warten bis James sich erbarmt dich noch einmal zu fragen, aber das wäre schon traurig. Eine unabhängige und starke Frau wie du sollte das auch selbst schaffen!"

Sie verdrehte die Augen. „Eigentlich hast du ja recht."

„Und uneigentlich?"

„Ich werde darüber nachdenken..."

„Mehr erwarte ich auch gar nicht." Ich umarmte sie. „Aber Lily? Ich bin sehr froh, dass du es dir immerhin selbst eingestehst. Das konnte ich selbst für lange Zeit nicht."

„Aber jetzt bereust du es."

„Ja, ich wünschte ich hätte früher mit Remus geredet." Ich zuckte mit den Schultern. „Wir haben so viel Zeit verschwendet, die wir hätten zusammen sein können."

Alice und Marlene kamen in unser Zimmer, genau zu dem Zeitpunkt als Lily gähnte.

„Siehst du Lily ist auch müde!", meinte Alice zu Marlene. „Die Fahrt erschöpft einen. Außerdem ist es ja schon spät!"

„Ja ich freu mich doch auch schon riesig auf mein Bett!" Marlene drehte sich zu mir um. „Remus meinte, dass er auf dich wartet, aber dass du dir ruhig Zeit lassen sollst."

„Danke." Ich ging ins Bad um mir die Zähne zu putzen. „Ich müsste euch noch etwas erzählen... Also ehrlich gesagt, will ich nicht darüber reden, deswegen wünsche ich mir, dass ihr keine Fragen stellt..."
„Was ist los? Worum geht's?"

Ich seufzte. „Ich schlafe nicht mehr hier..."

„Was? Wie? Wo dann?"

„Ich schlafe draußen im See."

„Warum denn? Seit wann?"

„Das hat erst in den Ferien angefangen...", erklärte ich. „Der Grund ist der, dass ich Alpträume habe... Ich habe meine Kräfte mittlerweile wirklich gut unter Kontrolle, aber nicht wenn ich schlafe und Alpträume habe... Ich will das Zimmer nicht noch einmal abbrennen und erst recht nicht, wenn ihr hier drin seid... oder euch in einen Eisklotz verwandeln... Das wäre beides in den letzten Tagen vorgekommen, wenn wir regulär zusammen in diesem Zimmer geschlafen hätten..."

Die drei starrten mich entsetzt an.

„Wie gesagt, ich will nicht darüber reden. Dumbledore weiß Bescheid und er findet es zwar nicht unbedingt gut, aber er stimmt mir zu, dass das am sinnvollsten ist... Wenn die Alpträume verschwinden, dann komme ich zurück, aber bis dahin schlafe ich draußen. So bleibt ihr in Sicherheit."

„Wieso nimmst du denn nicht einen Trank, damit die Alpträume aufhören?"

„Das kann ich nicht, weil ich die Alpträume brauche, um etwas zu erfahren..." Ich rieb mir über das Gesicht. „Es ist alles etwas kompliziert... Aber mir geht es soweit gut und ich habe kein Problem damit im See zu schlafen. Es ist tatsächlich wirklich bequem. Ich wollte nur nicht, dass ihr euch Sorgen um mich macht."

„Und du denkst wir machen uns keine Sorgen um dich, wenn du die ganze Nacht draußen bist und Alpträume hast?", wollte Lily wissen.

„Doch schon, aber wirklich: Das müsst ihr nicht." Ich zwang mich dazu sie anzulächeln. „Und wie gesagt, Dumbledore weiß Beschied. Denkt ihr er würde das gutheißen, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe?"

„Nein, wahrscheinlich nicht..."

„Eben." Ich winkte ihnen zum Abschied. „Gute Nacht. Wir sehen uns morgen!"

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt