Im Unterricht nervten alle Lehrer damit, dass wir uns nun wirklich ranhalten mussten und lernen sollten. Die ZAGs würden früher vor der Tür stehen als wir glaubten.
Gegen unser schlechtes Gewissen gingen Marlene, Alice, Lily und ich am Nachmittag in die Bibliothek.
„Womit wollt ihr anfangen?"
„Das ist mir egal. Sucht euch was aus.", erlaubte ich ihnen. Sie entschieden sich für Zaubertränke und ich schlug das entsprechende Buch aus. „Wie wollt ihr vorgehen?"
„Könntest du mir nochmal deine Unterlagen zum Gripsschärfungstrank zeigen?", fragte Marlene an mich gewandt.
„Klar doch!", erwiderte ich und reichte ihr meine Notizen.
„Ja, die wollte ich auch noch mal lesen!", eröffnete Lily und setzte sich neben Marlene.
„Was ist mit dir Alice?", fragte ich und wedelte mit der Hand, als sie nicht reagierte, doch auch das half nichts. Ich folgte ihrem Blick. „Frank?"
„Was?", fragte Alice überrascht.
„Du starrst Frank Longbottom an.", stellte ich amüsiert fest.
„Äh... Nein?"
Ich gab mir wahrhaft Mühe nicht in lautes Gelächter zu fallen. „Ah ja, klar. Dann habe ich mir das nur eingebildet!"
„Musst du wohl."
„Ich verstehe einfach nicht, warum ihr es nach Halloween nicht geschafft habt, weiter in Kontakt zu bleiben. Du hast doch die ganze Zeit davon geschwärmt wie toll es war!"
„Ja, aber..."
„Es gibt kein aber, Alice!" Ich grinste sie an. „Soll ich zu ihm gehen und fragen, ob er mit uns lernen möchte?"
„Was? Nein! Auf gar keinen Fall!"
„Warum nicht? Er ist doch gut in Kräuterkunde. Ich könnte sagen, dass wir seine Hilfe brauchen."
„Das tust du nicht, Lina! Wehe!"
„Es ist natürlich deine Entscheidung.", gab ich mich geschlagen. „Aber ich finde es sehr schade."
„Ja, ja.", murmelte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Frank.
Augenverdrehend begann ich mit der Wiederholung der wichtigsten Zutaten. Das konnte ich mir nicht mit ansehen.
Marlene und Alice hatten beide Probleme damit, ihre Gefühle zu zeigen. Alice, weil sie sich nicht traute und Marlene, weil sie sie gar nicht erst richtig zuließ. Sie hatte es nicht so gesagt, aber mir war im Nachhinein der Verdacht gekommen, dass wenn sie wirklich eine Beziehung wollte, aber sich immer so verhielt, wie sie es in den letzten Monaten tat, es wohlmöglich daran lag, dass sie Angst hatte verletzt zu werden, wenn sie richtige Gefühle zuließ. Vielleicht lag ich vollkommen daneben mit dieser Idee, aber ich hatte das zumindest im Gefühl.
Als ich einige Stunden später die Bibliothek verließ, weil ich am Verhungern war, blieben die Mädels noch da. Sie wollten sich noch das eine Kapitel anschauen.
Es störte mich nicht allein zum Essen zu gehen, aber tatsächlich blieb ich das nicht einmal. Frank tauchte neben mir auf, als ich gerade die große Halle betrat.
„Kann ich kurz mit dir reden?", fragte er. „Allein?"
Ich seufzte. „Na klar. Aber lass mich kurz was zu essen mitnehmen."
„Ach, sonst vergiss es! Ich will dich nicht stören. Ist auch nicht so wichtig."
Ich griff nach seinem Arm, bevor er verschwinden konnte. „Frank, nein. Du haust jetzt nicht einfach ab. Du wolltest etwas mit mir besprechen, dann tun wir das. Du musst nur eine Minute warten und ich bin voll und ganz für dich da!"
Ich merkte, dass er mir widersprechen wollte, aber den strengen Blick, den ich ihm zuwarf, schien ihn daran zu hindern. „Danke."
Ich griff nach mehreren Sandwiches, weil man die am einfachsten mitnehmen konnte und lief mit Frank nach draußen zum Viadukt.
Ich setzte mich auf die Mauer und wartete bis Frank anfing zu sprechen, was er aber nicht tat. Stattdessen zog er seinen Schal fester um seinen Hals.
„Wenn dir kalt ist, können wir auch wo anders hingehen.", schlug ich vor. Er war es zwar gewesen, der mich hierhergeführt hatte, aber im Gegensatz zu mir, machte ihm die Kälte des Januars durchaus zu schaffen.
„Nein, alles gut.", murmelte er in seinen Schal. „Also, außer dir ist kalt!"
„Mir geht's gut." Auffordernd lächelte ich ihn an. „Was kann ich für dich tun, Frank?"
„Ich... Also ich wollte... Nun ja... Ähm..." Er kratzte sich am Hinterkopf und wendete sich von mir ab. „Es geht um Alice."
Mein Lächeln wurde breiter, was Frank allerdings nicht sah, da er mit noch immer den Rücken zugedreht hatte. „Was ist mit Alice?"
„Was hat sie von Halloween erzählt?", wollte er wissen.
„Dass sie es sehr schön fand.", berichtete ich wahrheitsgemäß.
Freudestrahlend wirbelte er herum. „Wirklich? Das hat sie gesagt? Das fand sie?"
„Ja und deiner Reaktion nach zu urteilen, geht es dir genauso."
„Natürlich!", rief er.
„Und warum hast du sie danach nicht mehr angesprochen?"
„Ich... habe mich nicht getraut..." Seine Wangen färbten sich noch röter als sie von der Kälte sowieso schon waren.
Ich warf Frank ein breites Lächeln zu. „Es gibt keinerlei Grund sich davor zu fürchten."
„Aber was, wenn sie nein sagt?", fragte er und klang dabei richtig verzweifelt. „Kannst du mir nicht sagen, was sie fühlt? Ob sie etwas fühlt?"
„Frank, ich werde es dir nicht erzählen, wenn Alice mir etwas im Vertrauen erzählt hat, aber ich wiederhole noch einmal eindringlich, was ich eben gesagt habe: Es gibt keinerlei Grund sich davor zu fürchten Alice zu einer Verabredung zu bitten."
Ich sah ihm ernst in die Augen, als seine Augen förmlich zu leuchten begannen. „Du meinst, sie mag mich?"
Ich grinste, aber zuckte mit den Schultern. „Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nie gesagt, dass Alice dich mag. Ich habe nur gesagt, dass du keine Angst haben musst, sie einzuladen. Nicht mehr und nicht weniger!"
Frank strahlte und umarmte mich. „Danke, Lina! Vielen Dank!"
„Ich habe doch gar nichts getan, also keinen Grund mir zu danken."
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Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)
FanfictionEin Mädchen, in dem viele Geheimnisse schlummern. Ein Mädchen, das sich vor der Welt versteckt. Ein Mädchen, das grauenhafte Dinge erlebt hat. Ein Mädchen, in dem die Macht steckt die Welt in Schutt und Asche zu verwandeln. Ein Mädchen, das Angst...