-49-

5.6K 360 91
                                    

„Überhaupt nicht?"

„Nein. Ich kann nicht verbrennen. Ich kann nur brennen, aber nicht verbrennen.", erklärte ich. „Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied."

„Wow!"

„Das trifft es nicht ganz. Du dachtest vorhin ich wolle dich nicht berühren, weil ich Angst vor dir habe? Ich hatte Angst vor mir. Ich wusste nicht, ob meine Haut noch brennt."

„Du spürst das nicht?"

„Ich spüre das Feuer, aber nicht so wie du es spüren würdest. Ich kann die Magie spüren, aber es ist schwer zu sagen, ob das zu heiß ist oder nicht. Ich habe keinen richtigen Maßstab dafür, wieviel der Mensch aushält."

„Das ist wirklich krass!" Er streckte seine Hand zu mir aus. „Darf ich?"

„Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist!"

„Du hast eben alles eingefroren? Das Feuer scheint doch weg, oder?"

„Wahrscheinlich hast du recht." Ich zögerte noch kurz, aber streckte ihm dann doch meine Hand hin.

Anfangs tippte er nur ganz leicht mit seinem Finger auf meine Haut, doch dann legte er seine gesamte Hand auf meine.

„Und?"

Er lächelte mich an. „Du bist kälter. Wahrscheinlich etwas zu kalt um normal zu sein, vor allem bei diesem Wetter."

Die Bäume trugen ihre Blätter schon in herbstlichen Farben, aber die Temperaturen klammerte sich noch an den Sommer.

„Wann hast du es herausgefunden?", fragte er, ohne seine Hand von meiner zu lösen. „Wann haben sich die Kräfte manifestiert?"

Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Am Tag meiner Geburt?"

„Wirklich?", rief er sichtlich überrascht. „Das muss schwer gewesen sein. Ein Neugeborenes, das... also..."

„Das in Flammen aufgeht, wenn es nicht sofort das bekommt, was es möchte? Oder das zu einem Eisklotz wird, wenn es traurig ist?", beendete ich seine Frage. „Ja, das ist schwierig. Schwierig genug, damit die Eltern des besagten Neugeborenen, es für die klügste Entscheidung halten, dieses Kind unter Drogen zu setzen."

„Was?", fragte er und das Entsetzen in seinen Augen wurde immer größer. „Sie haben was getan?"

„Sie haben mich unter Drogen gesetzt. Seit... Ich weiß nicht, ob es sich um Stunden, Tage oder Wochen gehandelt hat, aber quasi seit meiner Geburt. Hast du schon mal was vom Motus-Liberi-Trank gehört?"

Seine Augen wurden noch größer. „Den haben sie dir gegeben?"

Ich nickte. „Sechs Jahre lang."

„Was dann?"

„Dann haben sie es an einem Tag vergessen und ich wurde zum aller ersten Mal, abgesehen eventuell von den ersten Tagen meines Lebens, mit Gefühlen konfrontiert. Ich hatte nichts gespürt. Ich wusste nicht, was das ist und diese Flut an Gefühlen... ich bin nicht einmal in der Lage zu definieren, was ich gespürt habe, hat mich überwältigt und ich bin zum ersten Mal explodiert. Meine Mutter war tot und was aus meinem Vater geschehen ist, weiß ich nicht. Ich hatte ihm an diesen Morgen das letzte Mal gesehen." Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass ich wahrscheinlich nicht sonderlich mitgenommen aussehe, wenn ich das erzähle, aber du musst verstehen, dass ich keine Gefühle für sie habe. Nicht einmal negative, ich spüre gar nichts, wenn ich an sie denke. Ich habe mehr Gefühle für Charaktere eines Buches als für diese Menschen. Ich weiß, dass es furchtbar ist, dass ich meine Mutter... getötet habe, aber ich fühle es nicht. Wow, jetzt klinge ich wohl wirklich wie ein Monster!"

Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt