James setzte sich mir gegenüber in einen der Bögen des Viadukts.
„Sag mal:", forderte ich ihn auf. „bis wohin geht diese verdammte Karte? Wo kann ich hin, wenn ich wirklich alleine sein will?"
„Das verrate ich dir nicht." Er grinste. „Wir wollen dich doch jederzeit finden können!"
Ich verdrehte die Augen, grinste aber dabei. „Ist dir kalt?"
Man konnte seinen Atem deutlich sehen. „Ja."
„Sag Stopp." Mit einer kurzen Handbewegung erwärmte ich unsere Umgebung.
„Das reicht, danke." Sein Körper entspannte sich und er schaute auf das Gelände. „Ich liebe sie wirklich."
„Das weiß ich doch, James."
„Ja, aber ich habe mich in letzter Zeit zurückgezogen. Ich will sie nicht nerven..." Er seufzte. „Ich habe auch das Gefühl, dass sie mich mittlerweile viel lieber mag, aber ich weiß nicht, was ich tun soll... Was wenn ich sie jetzt nach einer Verabredung frage, aber sie nein sagt und wieder anfängt mich zu hassen?"
„Ich verstehe was du meinst James. Mir ist auch aufgefallen, dass du versucht hast ihr Raum zu geben und ich denke auch, dass das eine großartige Idee war. So konnte sie dein wahres Ich kennenlernen. Vorher war sie nur genervt von dir, aber jetzt... Ich glaube du hast recht: sie hat wirklich angefangen dich zu mögen." Ich lächelte ihn an, als er mich wieder anschaute. „Aber... Wenn ich... Wenn ich du wäre, dann würde ich sie noch nicht fragen. Warte noch etwas. Ich weiß auch nicht, vielleicht nach den Weihnachtsferien... Die sind ja auch schon nächste Woche. Du könntest ihr währenddessen einen Brief schreiben, einen freundschaftlichen Brief. Damit sorgst du dafür, dass sie in den Ferien über dich nachdenkt. In aller Ruhe und für sich alleine. Sie kann sich klar machen, was sie möchte. Sie kann die letzten Monate in aller Ruhe Revue passieren lassen. Nach den Ferien... Am besten wartest du dann noch zwei Wochen oder so. Das nächste Hogsmeade Wochenende ist ja ohnehin erst in Februar. Wenn du sie dazu einlädst, könnte ich mir vorstellen, dass sie ja sagt."
„Denkst du das wirklich oder sagst du das nur so?"
Ich schnaubte belustigt. „Ich lüge dich nicht an, James. Du weißt, dass ich nicht gerne lüge. Ich sage dir, was ich denke. Das heißt nicht, dass es auf jeden Fall so sein wird, aber ich glaube daran."
„Danke, Lina." Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. „Danke, dass ich immer mit dir reden kann."
„Natürlich."
Wir schwiegen einige Minuten, bis James die Stille wieder unterbrach: „Was ist mit dir?"
„Was soll mit mir sein?", wollte ich wissen und sah ihn stirnrunzelnd an.
„Willst du weiterhin nichts tun? Das ist doch so eine Verschwendung von Zeit. Wieso sagst du ihm nicht, was du fühlst?"
„Was?"
„Ich mein, ehrlich! Das läuft doch jetzt schon so lange. Ich sehe es doch ganz deutlich." Er schüttelte den Kopf. „Du hast Sirius und Marlene geholfen, Frank und Alice, du hilfst auch mir, aber selbst traust du dich nicht. Was total dumm ist. Dein Rat für die anderen, ich bin hier wohl eher die Ausnahme, war immer, dass sie sich trauen sollen, aber du hörst selbst nicht drauf. Wieso sagst du den anderen, dass sie einfach ehrlich sein sollen, wenn du es selbst nicht bist."
„James, wovon sprichst du?"
Er lachte auf. „Das ist doch nicht dein ernst!"
„Doch ist es!", erwiderte ich. „Was traue ich mich nicht? Was meinst du denn?"
„Du hast Gefühle für Remus."
Er stellte es nicht als Frage. Für ihn war das ganz klar, aber stimmte es denn? War ich in Remus verliebt? Ja. Nein! Wir waren nur Freunde... Oder? Ich spürte wie mein Herz schneller schlug, während ich darüber nachdachte. War das ein Zeichen dafür, dass James recht hatte?
Remus war eine umwerfende Person. Es gab Niemanden, der mich besser zu verstehen schien. Selbst James nicht, obwohl wir seit dem Liebestrank eine seltsame Verbindung hatten. Manchmal kam es mir fast so vor, als könne ich seine Gedanken lesen. Ein Blick reichte aus und ich konnte sehen, was er fühlte. Das war dann wohl auch andersherum so... Er konnte dann wahrscheinlich ebenfalls sehen, was ich fühlte... Hieß das denn, dass er dann hiermit auch recht hatte?
„Siehst du. Du versuchst nicht einmal es abzustreiten." Er grinste. „Du weiß es nämlich. Du hast Gefühle für Remus."
„Nein. Also... Vielleicht." Ich seufzte. „Ich weiß es nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Ich... Du könntest recht haben, aber... Ach keine Ahnung."
„Du hast Angst."
Das Eis in meiner Brust stimmte ihm zu.
„Du hast Angst davor, dass deine Freundschaft zu ihm daran kaputt geht und deswegen leugnest du deine Gefühle vor dir selbst."
Als ich die Worte hörte, erkannte ich, dass sie wahr waren.
„Das ist doch bescheuert, Lina." Er schüttelte den Kopf. „Würdest du mal bitte auf deine eigenen Ratschläge hören? Marlene sagte, dass du genau das zu ihr gesagt hast. Die Freundschaft zerbricht daran nicht. Wir sind alt genug, damit das funktioniert."
„Das war-"
„Jetzt sag nicht, dass das was anderes war!", unterbrach er mich. „Das ist nichts anderes. Eure Freundschaft würde nicht daran zerbrechen, selbst wenn er deine Gefühle nicht erwidern würde. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass er das tut."
„Wie kommst du denn darauf. Ich bin nur eine Freundin für ihn."
„So wie er nur ein Freund für dich ist." Er verdrehtedie Augen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch Gefühle für dich hat, aber bestätigen lässt sich das nur, wenn ihr miteinander sprecht. Also bitte, sprich mit ihm. Sei ehrlich zu ihm und vor allem auch zu dir selbst."
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Eisphönix (Harry Potter - Rumtreiber - FF)
FanfictionEin Mädchen, in dem viele Geheimnisse schlummern. Ein Mädchen, das sich vor der Welt versteckt. Ein Mädchen, das grauenhafte Dinge erlebt hat. Ein Mädchen, in dem die Macht steckt die Welt in Schutt und Asche zu verwandeln. Ein Mädchen, das Angst...