Zwillinge

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Hermines Sicht:

Sollten wir sie dort herausholen? Wer wusste schon, ob Robin nicht doch böse war. Draco murmelte irgendetwas und die Kerkertür sprang auf. Zitternd saß in der Ecke das Mädchen und ich ging vorsichtig auf sie zu. "Lumos", flüsterte ich und die Spitze meines Zauberstabes spendete etwas Licht. Erschrocken taumelte ich einen Schritt zurück und musste schlucken. Eindeutig war Robin schon länger hier, denn sie sah furchtbar verwahrlost aus. Ihr schwarzes Haar war verfilzt und dunkle Ringe hatten sich unter ihren Augen gebildet. "Bist du Robin?", krächzte ich und sie nickte hastig. "Und du bist diese Hexe Granger, nicht wahr?", riet sie und ich bejahte es überrascht. "Komm mit uns", meinte ich lächelnd, doch sie beäugte mich misstrauisch und wollte sich keinen Centimeter bewegen. "Spiel' dich nicht auf, Robin", schnaubte Draco, welcher wieder lässig an der Mauer lehnte, jedoch nicht mal in unsere Richtung blickte. "Cousin!", rief sie sichtlich erfreut und ihre Augen leuchteten auf. Cousin? Sie wollte aufspringen, sackte aber wieder wimmernd zusammen. "Du musst ihr helfen, Granger. Sie ist sehr schwach...", seufzte er und ich schüttelte den Kopf. "Das solltest besser du machen", fauchte ich, worauf er genervt auf uns zukam. Kurz fuhr er sich durch das blonde Haar, bevor er das Mädchen hochhob und mich anwies, ihm zu folgen.

Nach einer Weile kamen wir in einem kleinen Zimmer an, welches mir fremd war. Neugierig betrachtete ich die unheimlichen Bilder an der Wand. Schnaufend legte Draco Robin auf ein schmales Bett und setzte sich neben sie. "Man hat uns gesagt, dass du uns helfen kannst", gab ich zu und sie lachte. "So? Das war klar", meinte sie frech und fuhr sich durch das verfilzte Haar. "Wer bist du eigentlich?", fragte ich forsch und sie hob eine Augenbraue. "Sie ist meine Cousine und Ravens Zwillingsschwester...", erklärte Draco und leckte sich über die Lippen. "Was?", stieß ich entsetzt hervor und stolperte ein paar Schritte rückwärts. "In der Tat", beteiligte sie sich am Gespräch und verschränkte die knochigen Arme vor dem schmächtigen Körper, "ich bin Ravens Schwester. Immer hat man mich nur benachteiligt. Bella wollte nie Kinder, nein, aber da wir nun mal da waren, wollte sie uns nutzen. Raven sollte gut ausgebildet werden - auf's Töten spezialisiert werden. Ich wurde weggesperrt. Mich brauchte man nicht und falls doch, ich war immer in der Nähe." "Das ist furchtbar", offenbarte ich und setzte mich geschockt auf einen Sessel, welcher im Raum stand. "Ja, das ist es, aber zum Glück hatte ich Draco. Ohne ihn wäre ich gestorben. Er hat mir einmal am Tag etwas zu essen gebracht...", erzählte sie und ihre Augen leuchteten wieder auf. "Natürlich hättest du es überlebt", spottete Draco und verschränkte ebenfalls die Arme.

"Wir müssen zurück nach Hogwarts", meinte ich und seufzte. "Wenn du das so siehst... Was ist mit Robin?", fragte Draco und hob verächtlich eine Braue. Da war wieder sein altes Ich. "Wir nehmen sie mit?", versuchte ich es, doch er schüttelte den Kopf:"Sie ist zu schwach." "Bin ich nicht!", protestierte sie und versuchte aufzustehen, aber Malfoy stieß sie zurück. "Zuerst sollte sie ein Bad nehmen", äußerte ich und sie nickte langsam. Widerwillig hob Draco sie wieder an und trug sie in ein anderes Zimmer, welches sich als Badezimmer entpuppte. "Weiter gehe ich nicht", meinte er und setzte sie auf einem Stuhl ab, worauf ich nickte. Er hatte Recht, das war eine Frauensache. Als sich die Tür schloss, wusste ich nicht, was ich sagen sollte, deswegen betrachtete ich ausgiebig den Raum. Die Fliesen waren schwarz, was mich fast erdrückte. In den Ecken waren silberne Kerzenleuchter angebracht und die Badewanne war ebenfalls schwarz. Nur die Handtücher, Seifen und der Rahmen des Spiegels waren grün. "Es ist unheimlich hier, oder?", unterbrach ich die Stille und ein Schauer lief mir den Rücken hinab. Robin zuckte bloß mit den Schultern und sprach:"Ich habe mein Leben lang in Finsternis verbracht. Ich finde es wunderbar hier." "Oh", brachte ich nur hervor und die Röte schoss mir ins Gesicht. Das hatte ich völlig vergessen.

Flink hastete ich zur Wanne und ließ Wasser einlaufen. Das Plätschern hallte durch den Raum und abermals wusste ich nicht, was ich tun sollte. "Das schaffe ich schon", meinte sie plötzlich und ich sah überrascht auf. "Sicher?", hakte ich nach und sie nickte lächelnd. Vielleicht konnte sie doch nett sein. Vorsichtig nahm ich ein großes Handtuch, welches sich sehr weich anfühlte und eine Seife aus den Halterungen und legte es auf den Rand der Badewanne. "Gut, rufe mich, falls es Probleme gibt", informierte ich sie und huschte aus dem Zimmer.

Dracos SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt