Tulpen

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Hermines Sicht:

Wie sollte das möglich sein? Dracos kalte Hand drückte meine. "Der Smaragd findet sich nicht von alleine", murmelte er und ich nickte.

Grün, blau, rot, rosa, gelb, orange, violett, schwarz...jede Farbe, welche man sich vorstellen konnte, war vertreten. "Accio Smaragd", sagte ich und richtete meinen Zauberstab auf die Blumen vor uns. "Das wird nicht so einfach gehen", lachte Malfoy neckend und zwinkerte mir zu. "Man kann es ja 'mal versuchen", seufzte ich beschämt und senkte meinen Blick. Im nächsten Moment sprossen blitzschnell neue Tulpen zwischen meinen Stiefeln hervor. Erschrocken wich ich zurück. "Wir sollten nicht zaubern, wie es aussieht...", bemerkte Draco und starrte auf die frischen Blumen. Heftig nickte ich. "Wir pflücken einfach alle schwarzen Tulpen, die wir finden." Ich stimmte zu und riss zwei aus, welche unter mir waren.

"Sieh 'mal... Gruselig, oder etwa nicht?", machte er mich auf Statuen in der Ecke aufmerksam. Es waren menschenähnliche Wesen. Viele von ihnen hatten ihren Mund zu einem lautlosen Schrei verzogen. Ein Schauer rannte mir den Rücken hinab.

Nach einiger Zeit hatten wir einen riesigen Strauß zusammen getragen und ihn in die Mitte gelegt. "So", begann ich, "wir sollten anfangen, welche zu öffnen." Vorsichtig zupfte ich ein Blütenblatt von einer Tulpe, worauf mich plötzlich ein Regentropfen an der Stirn traf. "Eigenartig", äußerte Draco und begann auch die Blumen zu rupfen.

Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Wieder. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts. Nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts, nichts. NICHTS. NICHTS. NICHTS.

Verzweiflung überkam mich. Was würde passieren, wenn wir den Smaragden nicht finden würden? Wenn er für immer verschollen bleiben würde? Oder, wenn ihn schon jemand mitgenommen hatte? Was, wenn das alles hier nur eine Finte war, wenn das alles nichts nützen würde? Ich vergrub mein Gesicht in meinen zerkratzten Handflächen.

"Hier." Ich schreckte hoch. Draco hielt einen käfergroßen, moosgrünen Stein zwischen Zeigefinger und Daumen. "Du bist ein Schatz", rief ich ungehalten und fiel ihm um den Hals. "Ich weiß", meinte er und drückte mich an sich. "Wir sollten gehen. Denke an das Gedicht."

›Doch achtet die Zeit,
Geht nicht zu weit,
Dürft nicht lange verweilen,
Der Tod würd' euch ereilen.‹

"Achtet die Zeit..." "Wie bitte?", fragte Draco verwirrt, doch ich schüttelte den Kopf. "Komm", meinte ich und hielt ihm die Hand hin. Freudig grinsend nahm er sie und wir gingen los.
Ein Quietschen drang an mein Ohr. War das das Tor? Meine Augen schnellten dorthin. Erschrocken begann ich Draco schneller in Richtung Ausgang zu ziehen. Ein grelles Licht erleuchtete den Garten - ein Blitz! Plötzlich prasselten tausende Regentropfen auf uns hinab und ich hörte wieder das Tor quietschen. Mit rasselndem Atem hetzten wir zum Ausgang.
Ein Schmerz durchzuckte mein Bein und ich fiel unbeholfen zu Boden. "Was..." Von meiner Stiefelspitze bis zu meinem Knie war es mit einer eigenartigen, grauen Schicht überzogen. "Ich glaube, ich habe das Rätsel gelöst", meinte Malfoy und starrte auf seine grauen, steifen Hände, "wir verwandeln uns zu Stein, wenn wir hier zu lange bleiben." "Nein!", protestierte ich ungläubig und stand auf. Ich konnte mein rechtes Bein nur schlecht bewegen. "Einfach schnell weg hier", bemerkte Draco und wir begannen wieder zu rennen. Meine Knie schmerzten und ich spürte, wie auch sie sich verwandelten.
Diese Statuen waren echte Menschen gewesen. Keuchend kämpfte ich mich vorran. Malfoy hatte es schlimmer getroffen - wahrscheinlich, weil er den Smaragd gefunden hatte. Beide Arme waren schon grau und es breitete sich zu seiner Brust aus. Konnte man mit einem Herz aus Stein leben? Wir hatten das Tor erreicht. Flink wollte ich es öffnen, verbrannte mich aber an der heißem Klinke. "Ah, bei Merlins Bart, was soll das?", fluchte ich und schüttelte meine Hand. Draco holte schwerfällig seinen Zauberstab hervor und sagte:"Alohomora." Die Tür schwang auf und er stürzte sich hinaus. Verkrampft fiel er zu Boden und griff sich an das Hemd, worunter sein Herz klopfen sollte. "Draco!", rief ich entgeistert und warf mich auf die Knie zu ihm. "Nein, nein, bitte bleibe bei mir!", schluchzte ich verzweifelt und bohrte meine Fingernägel in seinen Arm. Unregelmäßig und hektisch atmete er. Der Regen tropfte erbarmungslos auf uns herab. Er schloss seine Augen. All das konnte doch nicht umsonst gewesen sein! Nur zu gut erinnerte ich mich an das letzte Mal, als ich Draco fast verloren hatte.
Ein verrücktes Lachen trat an meine Ohren und ich biss die Zähne zusammen. Stoßweise atmend richtete ich meinen Zauberstab auf das viel zu schnelle Objekt. Plötzlich fiel mitten aus dem Nebel etwas. Etwas? Jemand! Für einen kurzen Moment stockte mein Atem und ich eilte zu der Person. "Draco...", schrie ich entsetzt und beugte mich zu ihm. Mein Blick fiel auf seine Brust, aus welcher ein schwarzer Dolch ragte. Seine Lichtreflektion blendete mich, doch ich konnte keinesfalls meinen Blick davon wenden. "Draco!, hauchte ich erneut und strich mit meinem Zeigefinger über seine Hüfte, an welcher Blut herab floss. Vorsichtig nahm ich seinen Kopf in beide Hände und spürte seine weichen Haare an meiner Haut. Tränen tropften auf meine Hände und ich schluchzte laut. "Du schaffst das!", versprach ich ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, "ich hole etwas Diptam und -" "Ich werde sterben!", ächzte er zitternd. "Nein!", kreischte ich, "nein!" Er sah mir tief in die Augen. "Hermine Granger, du bist wunderschön. Außerdem finde ich dich attraktiv...", flüsterte er mit bebender Stimme und ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Seine mit Blut beschmierte Hand legte sich auf meine Wange und er lächelte mich an. Dann schloss er seine Augen und sein Arm fiel leblos zur Seite ins Gras.

"Ich brauche dich", flüsterte ich und nahm seine kalte, steinerne Hand in meine, "ich liebe dich." "Das war schon seit langem das, was ich hören wollte", krächzte er plötzlich und ich schreckte hoch.
Er schlug seine grauen, eisigen Augen auf, lächelte mich schief an. "Du Idiot!", weinte ich und boxte ihn gegen die Schulter. Ich merkte, wie sich die graue Schicht von meinen Beinen löste und schließlich abfiel.
"Geschafft...", seufzte Draco, "'mal wieder." Er klopfte seine Hose ab und strich sein nasses Hemd zurecht, welches mittlerweile durchsichtig geworden war. "Starre doch nicht so, dir fallen gleich die Augen aus dem Kopf", neckte er mich und schlang seinen Arm um meine Hüfte, um mich eng an sich zu drücken. "Du musst wissen, Granger, dass ich dich auch liebe." Im nächsten Moment legte er seine Lippen sanft auf meine. Der Regen störte dabei nicht.

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Hey...
Langsam weiß ich einfach nicht mehr weiter. Hat es noch Sinn diese FanFiction zu schreiben?
Als ich mit Hermines Schicksal angefangen habe, gab es grade 'mal 3 Dramione Geschichten. Nun sind es über 100, scheint es mir, und jede einzelne davon ist besser, als das, was ich hier im Halbschlaf fabriziere.
Wie kann mich das, was qualitativ am Boden ist, zufrieden und glücklich stimmen? Alles nur noch endlos in die Länge gezogen, nichts mehr davon spannend genug...nichts mehr wert.
(21.06.15)

Dracos SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt