Der letzte Wille

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Hermines Sicht:
"Was?", stieß ich entsetzt hervor. "Eine Zwangsheirat?" "Na ja... Dein guter Vater hat sicher nicht mit so einem frühen Ableben gerechnet", meldete sich Gerald räuspernd zu Wort und zum ersten Mal bemerkte ich eine leichte Röte auf seinen Wangen. Sofort spürte ich meinen beschleunigten Herzschlag. Draco trat zu mir. "Es ist nur ein Wille", meinte er erzürnt und krallte eine Hand in meine Schulter. "Der letzte Wille meines Vaters", bemerkte ich traurig und dachte für eine Nanosekunde über das Angebot nach. "Aber Gerald muss doch schon jemanden haben", steuerte meine Mutter lächelnd beim worauf dieser den Kopf schüttelte. "Lasst mich nachdenken", sagte ich knapp und hastete die Treppen zu meinem Zimmer hoch. Ich hörte, wie Draco mir folgte. "Das kannst du doch nicht ernst meinen, oder?", zischte er und ich zuckte zusammen. "Was?", er setzte sich zu mir auf das Bett, "und was ist mit mir - mit uns?" "Das habe ich doch nicht infrage gestellt", japste ich und entfernte schwer beschäftigt wirkend einen Fussel von meiner Hose. "Ich weiß, dass dir der letzte Wille deines Vaters dir viel bedeutet, aber das kann doch nicht über uns stehen. Ich möchte, ehrlich gesagt, nicht als Affäre enden." Kurz nickte ich.

"Und was geschieht mit der Zauberei? Vor Gerald kannst du es sowieso kaum geheimhalten. Wie sollte das klappen?" "Okay, okay", ich hob die Hände, "ich verstehe ja deine Sorgen und ich habe auch nicht vor, Gerald zu heiraten. Ich denke nur, dass der Wunsch meines Vaters auch ein wenig bedacht werden sollte, dass ich ihm das schuldig bin", erklärte ich kleinlaut. "Super. Schön. Aber vergesse mich nicht und folge deinen Träumen", Malfoy schien ganz und gar nicht überzeugt. Konnte er es denn nicht verstehen? Nein. Wieso auch? So viel war ihm seine Familie wohl nicht wert.

Sofort ohrfeigte ich mich innerlich selbst für diesen unfairen Gedanken. Er hatte ja recht. "Ich weiß nicht, was wir mit Gerald machen sollen...", seufzte ich und lehnte mich an seine Schulter. "Nichts", erwiderte er harsch und ich grinste. Eifersucht sprach aus ihm. "Auch Gerald bedeutet mir etwas. Ich kenne ihn schon sehr lange. Er war immer ein interessantes Kind", erklärte ich kurz, worauf ich spürte, wie sich seine Muskeln anspannten. "Weißt du, es ist alles sogar vielleicht meine Schuld."

Noch immer sah ich es klar und deutlich, wie ein fünf-jähriger Gerald mit aufgeschlagenen Knien mein Zimmer betreten hatte.

"Hallo?", wisperte er. "Was?", ich sah von meinem Buch auf und sah, wie ein Junge hereinspaziert kam. "Das ist aber nicht sehr schön", ich deutete auf seine Knie. Er zuckte bloß mit den Schultern. "Das muss dann desinfizieren." Mit großen Augen sah er mich an. "Wie heißt du denn?", ich schlug seufzend mein Buch zu und drückte mich vom Boden ab. "Gerald May." "Du bist der Sohn eines Geschäftsfreundes meines Papas", stellte ich fest und legte das Buch auf meinen Schreibtisch.

Meine Mutter steckte ihren Kopf zur Tür herein und setzte ihr breitestes Lächeln auf. "Wie geht's euch beiden denn? Ich habe hier Tee und Kekse für euch." Strahlend stellte sie das Tablett auf meinem Buch ab, worauf ich ihr einen giftigen Blick zu warf.

"Und, wollt ihr nicht irgendetwas spielen?", schlug sie vor und richtete sich dabei an Gerald, welcher wiederum nur die Schultern zuckte. "Für was interessierst du dich denn?", sie beugte sich mit dem Grinsen eines Pferdes hinab, welches jedes Kind verschreckt hätte. "Zaubern", murmelte er und setzte sich auf den Boden. "Oh", staunte meine Mutter und nickte verständnisvoll. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, dass es etwas wie Autos oder Feuerwehrmänner waren. "Hermine hat einen Chemiekasten bekommen, vielleicht wäre der etwas?", sofort stürmte sie los.

"Du magst Magie? So etwas wie Elfen und Feen?", lachte ich und er nickte beleidigt. Ich lachte und lachte. So sehr, dass mir der Bauch schmerzte. Und dann zeigte Gerald erführchtig mit zitterndem Zeigefinger auf mich und ich sah unter mich und da war nichts. Denn ich schwebte circa einen halben Meter in der Luft.

"Danach wollte Gerald öfter zu uns kommen, aber ich weigerte mich." Ich seufzte und Draco sah mich ungläubig an. "Also hat er dich bei deinem ersten Zaubern gesehen?", japste er. "So könnte man es sagen...", gab ich leise zu. "Und er ist so besessen von dieser einen Aktion?" "Nun ja... Als Gerald damals gegangen war, habe ich meiner Mutter sofort alles erzählt, worauf sie zuerst geglaubt hat, dass Gerald schlechten Einfluss auf mich einübte. Aber als sie später auch in den Genuss von Übersinnlichem kam, ging sie mit mir zuerst zum Doktor, der uns eher schief ansah. Schließlich bekamen wir, als ich sechs war, einen Brief vom Zauberei-Ministerium - es war eine Einladung. Ich hatte dort eine kurze Einführung in die Welt und man schenkte mir einige Bücher, damit ich mich darüber informieren konnte. Als ich schließlich in die Schule kam, hat Gerald sich natürlich auch für meine entschieden, um mich beobachten zu können." "Der ist ja gruselig...", meinte Draco und streckte sich.

"Hallo, kleiner Feen-Lover!", grölten ein paar Jungen am Schultor und lachten laut. Wieso musste Gerald bloß so ein Idiot sein und jedem, dem er halbwegs vertraute, erzählen, dass sein Hobby die Magie war? Bei Merlins Bart... - diesen Ausdruck hatte ich aus einem Buch, das man mir geschenkt hatte. Es beinhaltete Floskeln aus der anderen Welt, der ich in zwei Jahren auch angehören würde. 

Mathematik, eines meiner Lieblingsfächer. Nun ja, welche Fächer mochte ich denn nicht? Aufgeregt kritzelte ich Zahlen nieder. 

Stechend spürte ich Geralds Blick in meinem Rücken. Mit dem konnte man sich gar nicht konzentrieren! Verärgert drehte ich mich um. "Sieh woanders hin!", zischte ich, doch er ignorierte mich. "Na, los!", forderte ich ihn auf - wieder keine Reaktion. "Mann, du nervst, kleine Elfe!"

Ich wirbelte wieder herum und sah, dass die Lehrerin vor mir stand. "Ich habe schon von den Gerüchten gehört, dass Gerald von Schülern geärgert wird, aber ich dachte nicht, dass du ihn terrorisierst, Hermine." Mir blieb die Spucke weg. Auch der Rest der Klasse verstummte. Natürlich sagte keiner etwas. Wieso auch? "Ich habe Gerald nie etwas getan!", stritt ich ab. "Das kannst du dem Direktor erzählen", meinte sie und schickte mich und Gerald hinaus. 

"Wieso hast du nichts gesagt?", fauchte ich ihn draußen an und vergrub mein Gesicht in meinen Ärmeln. "Weil ich jetzt mit dir reden kann." "Ich will aber nicht mit dir reden!" "Du lässt die ganze Zeit Dinge schweben, ich seh's doch!" "Vergiss es, du kleine Kakerlake."

Die Lehrerin riss die Tür wieder auf. "Na los, geht schon!"

Also gingen wir in die Kammer des Direktors, wo auch schon die Schulpsychologin auf uns wartete. 

"Dann habe ich so getan, als täte es mir furchtbar leid und alles gestanden und Gerald sagte, dass er das akzeptiert und wir wurden von unseren Eltern abgeholt."

Es war ein rauer Dezember Vormittag. Die dicken Schneeflocken schwebten auf uns herab und wir standen beide mitten im Schnee und warteten auf Mr. May. Ich beobachtete, wie Gerald den Kopf in den Nacken legte und begann, mit seiner Zunge die Kristalle zu fangen. "Weißt du, Gerald. Ich finde es furchtbar, dass es so weit gekommen ist und ich will, dass du morgen sagst, dass ich im Recht bin und dir nie etwas getan habe. Dafür werde ich dir alles sagen." Mit großen Augen drehte er sich zu mir.

"Und ich habe ihm alles erzählt. Es war unser Geheimnis", schluchzte ich, "und dann... Als ich meinen Zauberstab bekam, sagte ich Gerald, dass ich ihn ihm zeigen wollte. Und was habe ich getan - mit Absicht? Ich habe ihm seine Erinnerungen an die Zauberei und Magie genommen." Ich vergrub mein Gesicht in Dracos Hemd.

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Heeyy!

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Bin zurzeit krank, deswegen hatte ich Zeit zu updaten hehe :D


Looooooooooooveeeeeeee youuuuuuuuuuu all<333333333

Eure LumosRose♥



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