Gerald

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Sogar als wir schon zuhause waren, jagten mir Geralds Worte einen Schauer über den Rücken. "Warum hat er das zu dir gesagt?", fragte Draco nun schon zum tausendsten Mal und tigerte in meinem Zimmer umher. "Du solltest dich nicht so hineinsteigern...", beschäftigte ich ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. "Ich bin mir sicher, dass er mehr weiß, als er zugibt, Häschen!"
Ich erstarrte. "Wie hast Du mich gerade genannt?", erbost trat ich in sein Blickfeld. "Häschen...", nuschelte er und lief rot an, "du weißt schon." Er legte seine gekrümmten Zeigefinger an seinen Mund - die Geste kam der Umschreibung eines Vampires nah. "Deine Hasenzähne", fügte er schamlos hinzu und ich briet ihm eins über. "Du bist fies", zischte ich wütend, worauf er in Gelächter ausbrach.
"Und deswegen liebst du mich doch so", meinte er selbstgefällig und schlang seine Arme um meine Taille. Sofort entspannte ich mich wieder. Er wusste eben, wie er mich beruhigen konnte. Immerhin hatten wir schon zu oft gestritten. "Wir müssen bald los", flüsterte er mit tiefer Stimme gegen meinen Scheitel und ich lehnte mich gegen seine Brust.
Das Schlagen seines Herzens hatte eine unglaubliche Wirkung auf mich. Seufzend schloss ich die Augen.
Auch, wenn ich wusste, dass er mit Gerald wahrscheinlich Recht hatte, musste ich nur dem gleichmäßigen Pochen lauschen - und schon war all das überflüssige Leid dieser Welt vergessen. "Warum müssen die Menschen auf dieser Welt leiden? So viele Dinge ertragen...", murmelte ich, worauf Malfoy begann, mir über den Rücken zu streichen. "Weil sie dann die glücklichen Momente nicht mehr schätzen würden, Granger."
"Hermine! Draco!", meine Mutter rief nach uns. Widerwillig löste ich mich aus der Umarmung und öffnete die Türe. "Ja?" "Ihr solltet packen, sonst kommt ihr nicht rechtzeitig nach Hogwarts!", schrie sie vom Erdgeschoss nach oben. "Ja, Mama!"
Als ich mich wieder zu Draco umdrehte, lag in seinen Augen so viel Eifersucht und Trauer, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte. Vorsichtig näherte ich mich ihm und legte meine Hand an seine Wange. "Ich weiß, dass Du deine Familie vermisst...", sagte ich leise und dachte dabei an all die schrecklichen Vorfälle, welche in den letzten Monaten passiert waren. "Warum habe ich so viel Pech und Glück zugleich, Granger?", seine Stimme klang belegt, "meine Familie ist Abschaum und doch durfte ich dich näher kennenlernen und lieben." Er lächelte und trotzdem traten Tränen in seine Augen. Wie oft hatte er mich getröstet? Und hier stand ich, hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. "Dann denke ich, hatten wir beide Glück", versuchte ich es. Sein Lächeln wurde breiter.
Wie konnte das derselbe Junge sein, welcher sich noch ein paar Augenblicke zuvor, über meine Zähne lustig gemacht hatte? So zerbrechlich...
"Ich will diesen Neid nicht spüren und doch ist er da", hauchte er und seine Stimme zitterte. Ich nahm seine Hände in meine. "Du kannst ruhig weinen, wenn du das möchtest. Es wird keiner sehen", ich trat näher an ihn, musste mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.
Fest schloss er mich in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren - und weinte, weinte so lange, bis ich dachte, er würde gar nicht mehr aufhören. Mit getöteten Augen löste er sich von mir und nickte kurz, was zeigen sollte, dass er nun bereit war, aufzubrechen. Mit einem Schwung mit dem Zauberstab räumte sich unser Reisegepäck von selbst ein und ich reichte Draco ein Taschentuch, mit dem er seine letzten Tränen trocknete. "Danke, Hermine", meinte er leise und mein Herz machte einen Sprung, als ich meinen Vornamen hörte. "Das ist doch meine Pflicht", lachte ich und piekste ihn mit meinem Zeigefinger in die Schulter. "Als meine Freundin und Geliebte...", fügte er schamlos hinzu und ich verdrehte die Augen. "Und vielleicht auch einmal viel mehr...", meinte er schmunzelnd. "Das Thema hatten wir schon zu oft", seufzte ich kopfschüttelnd und drückte meine Kleidung im Koffer platt. "Das mag stimmen, aber es will mir nicht aus dem Kopf gehen. Ich will keine normale Beziehung haben, wenn ich älter bin", maulte er. Wirklich... Wie konnte das nur die selbe Person sein?

"Wir haben Besuch!", schrie meine Mutter hinauf und ich zuckte zusammen. Was? Wieso? Jetzt? Um diese Zeit noch? Wir mussten bald los... Malfoy und ich hasteten aus dem Zimmer und gingen die Treppen hinab. Entsetzt schreckte ich zurück. Es waren Mr. May und sein Sohn. "Wollen Sie uns denn noch immer nicht in Ruhe lassen?", platzte es aus Draco heraus - ich wollte im Erdboden versinken.

"Oh, doch. Aber dein Vater, Hermine, wollte das anders", meldete sich Gerald zu Wort und zog seinen Hut. Er wirkte wie aus einem alten Film, jedoch trotzdem sehr edel.

Dracos Sicht:

Dieser Typ ging mir langsam schon gehörig auf den Besen. "Wir wollten Sie nur in Kenntnis setzen, dass Ihr wehrter Gemahl auch uns in seinem Testament bedach hat. Ach, es fühlt sich furchtbar an, von einem so schrecklichen Tod zu profitieren. Wie konnte dieser Baum nur einstürzen?", faselte Mr. May und wiegte unentwegt seinen hässlichen Kopf hin und her. Als ob es dem Kerl leid tat. Wie konnte Grangers Vater bloß mit so einem befreundet gewesen? Ich trat eine Stufe weiter hinab. "Aber es ist doch furchtbar ungemütlich. Wollen wir uns ins Wohnzimmer begeben?", spuckte er und setzte ein gar freundliches Gesicht auf. Im gleichen Moment, in dem ich nein sagen wollte, bejahte Grangers Mutter die Forderung und sie saßen kurz darauf auf dem Sofa. Ich lehnte mich an den Türrahmen und beobachtete. "Nun... Wie Sie wissen, wird der Notar uns erst morgen in Kenntnis setzten, was und wie genau vererbt wurde, aber ich habe ihn heute auf dem Begräbnis bereits gesprochen. Mir vermacht er ein paar Aktien und dem lieben Gerald...", rang er Lippen leckend nach Worten.

Was? WAS? Was vermachte er diesem schleimigen, kleinen Bastard? Dieser Kerl war es doch nicht wert, in nur irgendeinem Testament als Todfeind bezeichnet zu werden. Er war eine Bedrohung für uns und wir konnten es uns nicht weiter leisten, dass er weiter in die Familie verstrickt wurde.

Mr. May hatte noch immer nicht weiter gesprochen, alle sahen ihn mit hoffnungsvollem Blick an.

"Na, los, alter Mann!", feuerte ich ihn lächelnd an und blinzelte nervös.

Was vermachte er ihm? Einen Zahn? Einen Spiegel? Eine kostenlose Mundreinigung? Nach dem, was Hermine mir über die Arbeit ihrer Eltern erzählt hatte, war es ein recht schlichter Job.

"Gut", setzte er an, "der gute hat einen letzten Willen, einen Wunsch sozusagen. Er wollte, dass, falls Hermine nach seinem Ableben noch nicht verheiratet oder verlobt ist, Gerald sie zur Frau nimmt, sofern dieser auch noch niemanden an seiner Seite hat."

WAS?

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Heyo, meine lieben Dramione-Shipper :)

Ich sitze gerade im Informatikunterricht -.- Jeden Freitag - zwei Stunden...DER HORROR.

Wir machen NICHTS, einfach NICHTS! ... Manchmal ein paar Rechnungen.

Na ja, ich hoffe, dass euer Unterricht interessanter ist.


Loveeeee youuuuu all<33333

Eure LumosRose♥

Ps.: Falls jemand von euch bereit die Schnuuuurrr-Version gelesen/gesehen hat: Das war blueb3rry ....Sie sitzt neben mir und gibt mir nichts von ihrer Schokolade. OTL



Dracos SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt