Kapitel 54

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Ich wollte gerade fragen wie weit es noch war, als der Motor stotterte und schließlich komplett den Geist aufgab. Das Auto blieb nach ein paar Metern stehen und Seonghwa meinte: "Dann müssen wir wohl den Rest laufen. Zum Glück ist es nicht mehr weit." Wir stiegen also aus und ich sah mich um. Tote Bäume an einem steilen Berghang zwischen denen dicker Nebel hing zierten mein Sichtfeld. 'Bitte sag' mir nicht, dass wir da hoch müssen', dachte ich unerfreut 'mit meinem Bein schaff' ich das niemals!' Aber natürlich erklärte der Teufel kurz darauf, dass sich "unser Zuhause" auf dem Berg befand. Da ich niemandem Umstände bereiten wollte, humpelte ich Mingi hinterher, der bereits losgestapft war. Miso schloss schnell zu mir auf und bot an: "Ich kann dich tragen!" Ich schüttelte den Kopf und gab lächelnd zurück: "Ich komm' schon zurecht, ich brauch' nur ein bisschen länger. Geh' ruhig zu Mingi." Wie immer war sie ahnungslos und glaubte mir auf's Wort. So hopste sie unserem Begleiter hinterher und ich biss schmerzerfüllt die Zähne zusammen um mir nichts anmerken zu lassen. Ich drehte mich zu dem Auto um, da ich mich wunderte, wo Mr. Quiet blieb. Der blinzelte schnell und sah aus als fühlte er sich ertappt. Mit ein paar großen Schritten war er bei mir. Er ignorierte mein verwundertes Stirnrunzeln, stellte sich mit dem Rücken zu mir und ging leicht in die Knie. "Steig' auf", wieß er mich knapp an und blickte mich über die Schulter an, als ich nicht reagierte. "Oder soll ich dich auf den Armen tragen?", hakte er mit einer hochgezogenen Augenbraue nach. Da mir bewusst war, dass er das wirklich tun würde, hielt ich mich an seinen breiten Schultern fest und sprang auf seinen Rücken. "A-aber nur, weil der Berg so steil ist", erklärte ich unbehaglich. Wortlos legte er seine Hände an meine Oberschenkel, richtete sich auf und lief los. Obwohl alles um uns vom Regen durchnässt und kalt war, wurde mir warm. Ich spürte die Hitze seines Körpers durch meine Kleidung und war froh, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte. Vermutlich leuchteten meine Wangen knallrot. Allerdings war ich mir fast sicher, dass er meinen rasenden Herzschlag an seinem Rücken spüren musste. Nervosität und Entspannung waren zusammen eine seltsame Gefühlsmischung, musste ich feststellen. Die Nähe zwischen uns machte mich unerklärlich aufgeregt und die Sicherheit, mit der er mich durch das holprige Gelände trug, beruhigte mich. Auch darüber, dass er nicht mit mir redete, war ich ziemlich froh, da es so wenigstens nicht zu peinlichen Gesprächen führte, wenn ich wie eine Idiotin stotterte oder irgendeinen Mist von mir gab, weil mich sein Körper an meinem aus dem Konzept brachte. Aus der Ferne entdeckte ich den rothaarigen Dämonen, der gerade meiner Schwester die Hand hinstreckte um ihr über ein paar größere Steine zu helfen. Ihre blauen Augen konnte ich selbst aus dieser Entfernung und durch den Nebel funkeln sehen, als sie seine Hand lächelnd ergriff. Ich konnte erkennen wie sie, nachdem sie das Hindernis überwunden hatte, seine Hand weiter festhielt und musste lächeln. 'Er scheint sie wirklich glücklich zu machen', dachte ich erleichtert. Meine Gedanken wurden sofort wieder abgelenkt, als Seonghwa seinen Griff um meine Beine etwas verstärkte um mich sicherer festzuhalten.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt