Kapitel 3

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Wir konnten uns relativ schnell auf ein Lied einigen: Black on Black von NCT. Miso flitzte davon um ihr Handy aus ihrer Tasche zu holen und ließ mich mit Seonghwa alleine. Dieser fing bereits an vorsichtig und unauffällig ein paar Tanzschritte auszuführen. Ich hatte recht gehabt: er war ein sehr guter Tänzer, was ich allein an diesen kleinen, unsicheren Bewegungen erkannte. "Du bist gut", sagte ich leise zu ihm, woraufhin seine Augen lächelten, er jedoch schnell wieder weg sah und sich seiner Aufgabe widmete. Mit ihrem Mobiltelefon in der Hand hüpfte meine Schwester auf uns zu. Nachdem sie die Musik angeschalten hatte, fing sie sofort an Schritte zu zeigen. Bei jedem fragte sie: "So? Ist das gut? Können wir das machen?" Wir choreografierten ein Meisterwerk, welches wir mit den zaghaften Schrittfolgen unseres Teamkollegen aufbesserten. Das war der erste Tanz auf den wir tatsächlich Stolz waren und sogar der Neue hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck angenommen. Wir drei waren sonst ruhig und unauffällig, aber wenn es um's Tanzen ging änderte sich Alles. Wir hatten den Spaß unseres Lebens, während mein Zwilling lautstark und schief mitsang. Am Ende bekam meine Gruppe überraschenderweiße eine 1 und wir umarmten uns glücklich. Ich hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß gehabt, vor allem bei einer sportlichen Aktivität.

Die Wochen flogen an uns vorbei und es war bereits der letzte Tag vor den ersten Ferien. Seonghwa hatte in der ganzen Zeit kein einziges Wort von sich gegeben, wobei ich inzwischen auch anfing daran zu zweifeln, dass er Stumm war. Ich hatte ihn, genau wie meine Schwester vor einiger Zeit, leise summen hören, als er dachte er sei unbemerkt. Seine Stimme hatte tief und warm geklungen, sodass mir ein angenehmer Schauder über den Rücken gelaufen war und ich mich unwillkürlich gefragt hatte, wie es sich wohl anhören würde, wenn er meinen Namen sagte. "Hey Seong, wollen wir uns in den Ferien treffen? Also wir drei?", fragte meine Schwester meinen Sitznachbarn, während sie ihre Bücher einpackte. Der zuckte mit den Schultern, nickte aber, was für ihn soviel wie 'meinetwegen' hieß. Sie quiekste freudig und fragte ihn sogleich nach seiner Nummer, die sie, zu meiner Überraschung, sofort bekam. Es war noch nicht lange wieder Schule, aber ich war so erledigt, dass ich Ferien dringend nötig hatte. Wir machten uns auf den Weg in unser Lieblingscaffee, anstatt, wie sonst, nach Hause zu gehen. Als wir durch die Tür traten schlug uns der nur allzu bekannte Kaffeegeruch entgegen und ich musste lächeln. Wir waren lange nicht mehr hier gewesen, da wir durch die Schule kaum Zeit fanden. Zu unserem großen Glück war unser 'Stammplatz' in der gemütlichsten Ecke noch frei und wir ließen uns grinsend nieder. "Ich geh' bestellen und dann auf Klo", teilte mir Miso mit, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ich 'so wie immer' haben wollte. Als das kleine Glöckchen über der Eingangstür bimmelte, warf ich einen Blick auf die eintretende Person. Mir stockte der Atem, es war...

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt