Kapitel 30

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Seonghwa's Sicht
Mit ihren großen, braunen Augen sah Hyunwoo zu mir auf, während sie ihre Squats machte. Einzig ihre zusammengepressten Lippen zeigten, wie sehr das Training sie anstrengte. Ich konnte in ihrem Blick sehen, dass sie, indem sie mich anstarrte, die Übungen leichter bewältigte, weshalb ich es ausnahmsweise zuließ. Ich mochte es nicht, wenn man mich ansah, vor allem sie. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie erneut die Knie beugte. Erschöpft ließ sie sich auf den Boden fallen, nachdem ich ihr eine Pause gestattet hatte. Ich spürte, wie sie langsam merkte, dass sie nicht so schwach war, wie sie gedacht hatte, trotzdem war sie sich dem wahren Ausmaß ihrer Kräfte und ihrer innerer Stärke längst nicht bewusst. Nur ich wusste, wie stark sie wirklich war, was mich grübeln ließ. Sie würde die Schlacht gewinnen, da war ich mir sicher, doch sie müsste ihre Seite wählen. Mir passte es nicht, dass sie in die ewigen Kriege zwischen Engel und Teufel hineingezogen wurde, denn es war kein fairer Kampf. Es war nicht fair für die Götter. Sie würden dieses mal  verlieren, auch wenn sie eigentlich auf der selben Seite standen. Sie waren schon immer schlampig gewesen, doch selbst sie hätten sich niemals so einen Fehltritt erlauben dürfen. Ich war mir nicht sicher, ob sie sich auch an die Vergangenheit erinnern würde, jetzt wo ihre Kräfte zurückkehrten. Nachdem sie mir ihre Hyroglyphen gezeigt hatte, machte ich mir nur umso mehr Sorgen. 'Was, wenn die falschen Erinnerungen zuerst zurückkommen?', dachte ich besorgt. "Worüber denkst du nach, Seong?", fragte sie, als ihr mein Stirnrunzeln auffiel. "Du machst große Fortschritte, aber es wird trotzdem hart für dich werden!", gab ich zurück, woraufhin sie mich verwirrt ansah. Ich ignorierte ihren Gesichtsausdruck und beschloss ihr eine Frage zu stellen: "Wirst du auf der guten oder der bösen Seite kämpfen?" Ohne zu zögern antwortete sie: "Ich bin natürlich eine von den Guten! Wie du doch auch?!" "Hyunwoo, nicht alles Gute ist gut und nicht alles Böse ist schlecht!", versuchte ich zu erklären. Jedoch widersprach sie mir: "Das Böse ist immer schlecht! Wenn es nicht wirklich schlecht ist, kann es gar nicht böse sein!" Sie hatte nicht ganz unrecht und ich schöpfte neue Hoffnung, dass vielleicht doch alles gut werden könnte. Dass sie ein Engel war, machte sie leider zu einer viel zu lieben Person. Ohne Aufforderung stand sie auf und machte selbstständig Sportübungen, die ich ihr in den letzten Tagen gezeigt hatte. Auch hatte ich ihr beigebracht wie man Waffen benutzt, wobei sie sich überraschend gut angestellt hatte. Anfangs war sie nervös gewesen und hatte gefragt: "Ich muss doch aber niemanden erschießen, oder?" Ich hatte ihr versichert: "Hoffen wir, dass du das nicht musst, aber du solltest vorbereitet sein, nur für den Fall." Ich wünschte mir sie müsste diese Dinge nicht lernen und wir könnten in Ruhe leben. Sie hatte sich sichtlich unwohl gefühlt bei der Vorstellung jemanden zu verletzen oder gar zu töten, aber ich wusste, dass sie, um die, die sie liebte, zu beschützen, würde sie alles tun. In diesem Punkt war sie wie Mingi: harmlos wie ein Wattebällchen, aber wenn es darauf ankam, waren sie bereit Alles in Kauf zu nehmen. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich stolz auf sie war, und ging trainieren, denn ich hatte ebenfalls eine Schlacht zu führen.

Dieses mal ein kleiner Einblick in Seonghwas Gefühlswelt:)

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt