Kapitel 60

217 18 10
                                    

"Alles okay?", fragte Miso und sah mich besorgt an "Du wirkst so abwesend." Wir stellten unser Geschirr in die Küche und ich gab zurück: "Ich denk' nur über Einiges nach." Nachdem ich mich angezogen hatte, war ich in den Speisesaal gegangen, wo ich meine Schwester und ein reichlich gefülltes Buffet aufgefunden hatte. Von den Jungs war allerdings keine Spur zu sehen, weshalb wir zu zweit gefrühstückt hatten. Seufzend stellte sie die Teller zusammen und sah mich dann an. "Lass uns das Schloss erforschen gehen und du kannst mir dabei davon erzählen", schlug sie vor und zog mich grinsend mit sich. Ich folgte ihr und begann dann zögernd zu erzählen, was gestern in der Küche passiert war. Als wir vor der Bibliothek ankamen, beendete ich gerade meinen Bericht. "Endlich hat er es zugegeben!", rief sie erfreut aus. "Und nach dem Kuss hat er mich einfach stehen gelassen", ergänzte ich niedergeschlagen. Mein Zwilling kicherte und meinte: "Vermutlich ist er abgehauen, weil er sich sonst nicht hätte zurückhalten können! Er wollte einfach sichergehen, dass er nichts tut, was du nicht willst." Entschieden schüttelte ich den Kopf. "Du hast seinen Blick nicht gesehen", widersprach ich "Er sah richtig wütend aus, als würde er sich dafür hassen einen Fehler gemacht zu haben." Sie trat vor mich und blieb stehen, was mich ebenfalls stoppen ließ. "Du musst mit ihm darüber reden! Es hat sicher einen ganz einfachen Grund", redete sie mir gut zu, während sie mich beruhigend anlächelte. Dann breitete sich ein freches Grinsen auf ihren Lippen aus. "Oder noch besser: du bringst ihn so richtig aus dem Konzept, indem du ihn verführst", meinte sie mit funkelnden Augen. Nervös lachte ich auf und erwiderte: "Ich kann sowas nichtmal. Und wer sagt überhaupt, dass es funktionieren wird. Vermutlich würde ich nur das Gegenteil damit bewirken und er schmeißt mich am Ende noch raus." Ihr lautes Lachen hallte von den hohen Wänden des Ganges wieder, als sie mir einen Klaps auf den Arm gab. "Du dumme Nuss", sagte sie liebevoll "er hat sogar zugegeben, dass er dich liebt, obwohl es schon längst jeder Blinde sehen konnte. Wahrscheinlich wartet er nur darauf, dass du auch einen Schritt auf ihn zu machst." "Ich weiß nicht", antwortete ich mit rosa Wangen und hakte mich bei ihr ein. Zusammen gingen wir weiter den Flur entlang, wobei mich ihre Worte zum Grübeln brachten. 'Ich liebe ihn ja auch. Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass ich mich zusammenreiße und es ihm zeige', dachte ich, als mich Miso plötzlich zu einer Tür zog. "Ist das nicht der Ballsaal?", fragte sie und sah mich aufgeregt an, woraufhin ich nickte. Freudig quiekte sie und riss die Tür auf. Mit großen Augen trat ich ein und sah mich staunend um, da sich hier im Gegensatz zu Früher Einiges verändert hatte. Der Raum war in zwei Bereiche aufgeteilt. In der hinteren Hälfte standen Fitnessgeräte mit Gewichten und im vorderen Teil waren Ballettstangen an den verspiegelten Wänden angebracht. 'Ein Fitness- und Tanzstudio', dachte ich gerührt und lächelte. Sofort wusste ich, dass ich hier in Zukunft viel Zeit verbringen würde, denn wann war das letzte Mal gewesen, als ich getanzt hatte? Es musste vor dem Mondaufgang gewesen sein, da ich entweder mit Trainieren oder Überleben beschäftigt gewesen war. Wir rissen unsere Blicke los und besichtigten die restlichen Neuheiten im Schloss bis es Zeit für das Mittagessen war. Zusammen kehrten wir in den Speisesaal zurück, wo Mingi gerade das Essen servierte. Fröhlich begrüßte er uns und wir setzten uns. "Wo ist Seong?", nahm mir meine Schwester glücklicherweise die Frage vorweg. Der Rothaarige zuckte mit den Schultern und antwortete: "Er hat das Frühstück vorbereitet und ist dann abgehauen. Vielleicht ist er Vorräte holen." Zwar klang seine Erklärung einleuchtend, aber ich wurde das Gefühl trotzdem nicht los, dass er vor mir davonlief.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt