Kapitel 7

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Es waren einige Tage vergangen und ich hatte mich niemandem anvertraut. Weder was ich geträumt, noch was ich erlebt hatte. Jiwoo war bereits nach Hause zurückgekehrt und wir liefen nun zu dritt durch den Park. Ich lief neben Mr. Quiet, der seit dem Zelten schwieg wie zuvor, dass ich mich schon fast fragte, ob ich das ganze doch nur geträumt hatte. Auf meiner anderen Seite lief Miso, die glücklich ihr Eis aß. "Da ist gut", rief sie jetzt und zeigte auf einen großen Baum mit weit ausladenden Ästen. Wir ließen uns in seinem Schatten auf der Wiese nieder und sahen den vorbeigehenden Menschen zu. Zwei kleine Hunde jagten hechelnd einem Frisbee hinterher, drei Mädchen spielten Fangen und ein älteres Ehepaar spazierte mit eingehakten Armen langsam den Weg entlang. Ganz in der Nähe saßen zwei Jungs, die in unserem Alter schienen und sich umarmt hielten. Ich musste lächeln, weil sie so glücklich zusammen aussahen. Ich legte mich ins weiche Gras und schloss entspannt die Augen, woraufhin ich einschlief und wieder von schwarzen Federn träumte. Ich hatte nicht lange geschlafen, doch die Sonne senkte sich langsam und tauchte den Park in ein warmes Licht. Als ich zu Seonghwa sah, bemerkte ich wie er mich beobachtete und sofort seinen Blick abwandte. Er starrte in die Ferne und zog sorgenvoll die Augenbrauen zusammen. Meiner Schwester fiel es scheinbar nicht auf, da sie unbefangen über Gänseblümchen philosophierte. Er wurde mir jeder Minute nervöser und gab uns zu verstehen, dass es spät war und er uns heim bringen würde. Wir willigten ein und machten uns zu dritt auf den Nachhauseweg. Mein Zwilling verabschiedete sich als erste nach innen und ließ uns alleine zurück. Plötzlich sagte eine warme Stimme: "Hyunwoo." Hatte er meinen Namen gerade wirklich gerade gesagt? Ich hatte seine Stimme, seit er das erste mal geredet hatte, die ganze Zeit im Kopf und konnte jetzt kaum Erinnerung von Realität unterscheiden. Er sah zu mir herab und machte einen Schritt auf mich zu. Aus Reflex, weil er das sonst nie tat, trat ich zurück, doch er folgte mir bis ich mit dem Rücken gegen die Steinmauer stieß, die das Grundstück eingrenzte. Verunsichert blickte ich zu ihm auf, als er sich hinunterbeugte. Wieder blitzten seine Augen auf mit diesem anderen, undefinierbaren Blick. Sanft sagte er: "Hyunwoo, erkenne die Wahrheit!" Mit diesen Worten ließ er mich alleine stehen. Was war nur mit mir los? So kannte ich mich selbst gar nicht. Ich wusste nicht ob die Schmetterlinge in meinem Bauch oder Seonghwas Worte die Gänsehaut auf meinem ganzen Körper ausgelöst hatten. Des weiteren war ich mir nicht im klaren, ob er mir gedroht oder mich gewarnt hatte. Und diese Augen... Wieder einmal taten sich nach einem Nachmittag mit ihm fünf neue Rätsel auf, ohne ein vorheriges gelöst zu haben. Mit vielen Fragen ging ich zu Bett.
Am nächsten Vormittag saßen wir zu dritt in dem kleinen Caffe in unserer Lieblingsecke. Mr. Quiet hatte sich wieder seinem Block und meine Schwester ihrem Kuchen gewidmet. Neugierig blickte ich ihm über die Schulter auf seine Zeichnung. Da waren Zeichen, die mir nicht bekannt waren, aber verborgene Erinnerungen in mir kitzelten. Und über die ganze Seite verteilt waren... Federn!

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt