Kapitel 73

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Auch die Jungs umarmten uns nacheinander herzlich um uns zu gratulieren. Als Seonghwa dran war, hielt er mich überraschend lange fest. Als ich ihn loslassen wollte, legte er seine Arme fester um mich und raunte mir ins Ohr: "Dein Geschenk bekommst du später, Prinzessin." Augenblicklich wurde ich knallrot und wich von ihm zurück. Er lächelte für eine gefühlte Millisekunde und wand sich dann ab. Alle kehrten an ihre Plätze zurück und er tat, als wäre nichts passiert. Ich fragte mich, was er wohl für ein Geschenk für mich hatte, wobei ich mir sicher war, dass es nicht das war, woran ich dachte. Seine Aussage war aber auch unfair zweideutig formuliert! Der Kuchen wurde verteilt und Wein wurde ausgeschenkt. "Auf unsere beiden Geburtstagskinder!", verkündete Mingi feierlich und hob sein Glas. Die Gläser klirrten, als sie aneinander stießen und ich nahm einen großen Schluck. Ich beschloss für heute alles zu vergessen, einfach zu feiern und Spaß zu haben. Wenig später war der Kuchen auch schon aufgegessen und das fröhliche Geplauder wurde unter dem Alkoholeinfluss immer lauter. Irgendwer hatte Musik angeschalten, die die Stimmung weiter auflockerte. Ich leerte mein nächstes Weinglas und hatte mir nun endlich genug Mut angetrunken mein Gegenüber anzusehen. Ich hatte seinen Blick die ganze Zeit auf mir gespürt, aber seine Aussage hatte mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich mich nicht getraut hatte seinen stechenden Blick zu erwiedern. Ich hatte Recht gehabt. Seine roten Augen starrten mich durchdringlich an. 'Na warte', dachte ich und rutschte auf meinem Stuhl etwas nach vorne. Ich streckte meinen Fuß aus und berührte den Seinen. Wäre ich nicht betrunken gewesen, hätte ich meinen Fuß bei seinem Blick sofort wieder zurückgezogen. Ich hätte Angst haben müssen, aber ich wollte jetzt keinen Rückzieher machen. Langsam fuhr ich sein Bein nach oben und stellte meinen Fuß zwischen seinen Knien auf dem Stuhl ab. Noch nie hatte ich ihn so angespannt gesehen. Sein Hände auf dem Tisch ballten sich so zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß wurden. Weil ich ihn nervte? Weil ich ihn wütend machte? Oder war es, weil es ihn all seine Kraft kostete mich nicht zu berühren? Ich nahm es als Herausforderung an das genauer herauszufinden und beugte mich zu ihm vor. Jetzt nahm mein Gesicht einen 'was denn? Ich mach' doch gar nichts'- Blick an. "Was ist denn mit dir los, Seong?", fragte Mingi, der gerade vorbeikam, und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken "Entspann' dich mal ein bisschen und hab Spaß." "Genau, entspann' dich doch mal", stimmte ich ihm grinsend zu, wobei ich mit meinem Fuß die Innenseite der Knie des Teufels berührte. Er zuckte kaum merklich zusammen und seine Hand schoss unter den Tisch um meinen Fuß festzuhalten. Er murmelte irgendetwas, was ich wegen dem Lärm nicht verstehen konnte, und sah mich wütend an. Seine Augen sprühten beinahe Funken so sauer war er. Ich zuckte nur mit den Schultern und blickte ihn herausfordernd an. "Mitkommen!", knurrte er und stand ruckartig auf. Wäre ich nüchtern gewesen, wäre ich ihm vermutlich nicht gefolgt, weil ich Angst gehabt hätte vor dem was er tun könnte. Aber das war ich nicht, also stand ich ebenfalls auf und lief ihm hinterher aus dem Raum. Mit großen Schritten ging er vorraus die Gänge entlang, bis die Musik und die Stimmen nur noch undeutlich zu hören waren. Ich hatte geglaubt, dass er gar nicht wissen konnte, dass ich ihm tatsächlich gefolgt war, da er weder gewartet, noch sich ein einziges mal umgedreht hatte, aber da hatte ich mich getäuscht. Er blieb stehen, drehte sich zu mir um und schubste mich mit dem Rücken gegen die nächste Wand. Ich wartete auf meinen Anschiss oder gar, dass er mir eine scheuerte, aber das tat er nicht. Stattdessen sah er mich einfach mit glühenden Augen an. Eine gefühlte Ewigkeit starrte er nur auf mich herab. Es wirkte als wollte er sich jedes Detail an mir einprägen, jede Stelle mit seinem Blick berühren, die er nicht wagte mit seinen Händen zu berühren. So langsam verstand ich: er dachte er hatte nicht das Recht dazu mich zu begehren, zu lieben. Er gab sich die Schuld für die Dinge, die mir zugestoßen waren, weil er es als seine Aufgabe sah mich zu beschützen. In seinen Augen hatte er versagt und bestrafte sich selbst jetzt dafür. Ich holte tief Luft und gestand ihm: "Ich liebe dich, Seonghwa." Er beugte sich näher zu mir vor, aber er schien zu zögern, also zog ich ihn am Kragen zu mir herunter und küsste ihn. Er gab endlich nach und zog mich näher an sich, sodass ich seine Wärme an meinem ganzen Körper spüren konnte. Ich wusste nicht was mich mehr berauschte: der Geschmack des Weins auf seinen Lippen oder der Kuss voller Gefühle, die er so lange unterdrückt hatte. Mir wurde ganz schwindelig vor Glück.

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt