Kapitel 19

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"Nein, nicht deine Zukunft. Deine nie. Seine", erklärte Seonghwa in einem seltsamen Tonfall. "Warum siehst du meine nicht?", hakte ich verwirrt und gleichzeitig interessiert nach. "Ich sehe weit, aber nicht für dich", antwortete er und ich bekam, wieder einmal, eine Gänsehaut. Ich lachte nervös und sagte: "So langsam machst du mir Angst, Seong." Er zuckte nur mit den Schultern und eine Krankenschwester kam in's Zimmer um mir das ausgestellte Medikamentenrezept zu geben. Der Arzt hatte mir eine Schiene verpasst und Schmerzmittel verschrieben. Da laut ihm Krücken optional waren, hatte ich mich dagegen entschieden, weil ich sie hätte selbst zahlen müssen und mit genügend Ruhe auch so heilen würde. Während Mr. Quiet gerade in der Apotheke neben dem Krankenhaus die Tabletten holte, wartete ich auf einer Bank, als es anfing zu regnen. Am Morgen noch hatte es nicht nach Niederschlag ausgesehen, doch jetzt goss es in Strömen. Ich stand auf und versuchte, halb hüpfend, halb humpelnd, zum Vordach der Apotheke zu kommen, was mir eher weniger gut gelang. Bei jeder kleinsten Bewegung fuhr der Schmerz durch meinen Knöchel und ich verlor plötzlich das Gleichgewicht. Ich fiel und schloss die Augen, um mich mental auf den Aufprall vorzubereiten, doch der kam nicht. Stattdessen spürte ich einen Arm um mich, der mich festhielt. "Dich kann man echt keine Minute alleine lassen", tadelte mich mein Retter und ich sah ihn an. Ich bedankte mich leise und Seonghwa stellte mich wieder aufrecht hin. Er half mir in's Trockene zu kommen und bestellte dann ein Taxi. Währenddessen nahm er seinen Arm, den er um mich gelegt hat, nicht von meiner Schulter und behielt mich weiter im Blick. Als unsere Mitfahrgelegenheit einige Meter entfernt von uns hielt, hob er mich einfach hoch mit der Begründung: "So sind wir schneller und du kannst nicht hinfallen." Er setzte mich in das Auto und stieg dann auf der anderen Seite ein. Er teilte dem Fahrer meine Adresse mit, der daraufhin sofort ein Gespräch begann. Ich verdrehte die Augen, da ich diese Art von Menschen nicht ausstehen konnte. Sie fragten einen entweder persönliches Zeugs und man hatte somit das Gefühl, bei einer Polizeibefragung zu sitzen, oder sie erzählten dir uninteressante Geschichten über ihre "ach so tolle" Familie. Bei diesem Mann war ersteres der Fall. "Na, schon lange zusammen?", fragte er neugierig und ich wollte erklären, dass wir in keiner Beziehung waren. Doch mein Begleiter kam mir zuvor: "Wir sind nicht zusammen, wir sind verheiratet!" Ich musste mir bei dem dummen Blick des Fahrers ein Lachen verkneifen. Natürlich war es Schwachsinn, da ich 17 war und Seonghwa wie höchstens als 22 durchgehen hätte können. Glücklicherweise beendete diese Antwort das unangenehme Gespräch genauso schnell wie es angefangen hatte. Der körperliche Stress hatte mich so müde gemacht, dass ich einschlief, obwohl mir das in Fahrzeugen normalerweise schwer fiel. Als ich aufwachte, lag ich zugedeckt in meinem Bett. Ich setzte mich auf und mein Blick fiel auf einen schlafenden Seonghwa. Er saß neben meinem Bett am Boden und hielt meine Hand fest. Eine feuchte Haarsträhne fiel ihm in's Gesicht und ließ es dadurch nur noch schöner wirken. Ich dachte an all seine guten Taten und flüsterte dankbar:"Du bist ein Engel, Seong!"

Angel or devil (Ateez Park Seonghwa)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt