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"Bis nachher", verabschiedet Jaemin sich von mir, winkt mir sogar noch einmal zu, ehe er das Gebäude betritt und die spiegelnden Fenster mir die Sicht auf ihn nehmen.

Leise seufzend wende ich mich ab und schlendere weiter Richtung Schwimmbad; die wichtigste Strecke, wenn man von Jaemins Wohnhaus absieht. Ich würde so gerne bleiben und ihm beim Tanzen zusehen, aber bevor er es mir nicht anbietet, frage ich nicht. Vielleicht lässt er mich ja irgendwann. Das wäre schön.

Ich höre das Wasserrauschen schon im Eingang der Schwimmhalle, und gepaart mit dem Chlorgeruch entlockt es mir irgendwie ein Lächeln. Schwimmen und Meer machen mich eben doch auch getrennt glücklich.

Da es eher früh ist, ist es relativ ruhig, und ich lasse mich erst einmal eine Weile im kühlen Wasser treiben, ehe ich losschwimme.

"Jeno-yah!" Marks Stimme ist so laut, dass eine von den Wassergymnastik-Damen das Gleichgewicht verliert. Ich beende meine Bahn und höre seine Schritte auf den nassen Fliesen.

"Ein bisschen leiser hätte nicht geschadet, hyung", bemerke ich, nicke in Richtung der Gruppe Frauen, "du verpasst hier noch jemandem einen Herzinfarkt."

"Jaja, und jetzt zur Seite mit dir, Rettungsschwimmer."

"Du fängst jetzt nicht mittendrin–" Ich kneife die Augen zusammen, als er neben mir ins Wasser springt.

"Unprofessionell", bemerke ich, als er wieder auftaucht und seine Haare ausschüttelt.

"Noch hab ich nicht alle Abzeichen, also bin ich auch noch kein Profi." Er stößt sich vom Beckenrand ab, und ich folge ihm, als er weit genug weg ist, da ich ihm nicht in die Quere geraten will.

Als wir wieder an meinem Startpunkt angekommen sind – er tendiert dazu, es immer genau andersherum zu machen, als vorgesehen –, steige ich aus und sehe ihm dabei zu, wie er noch ein paar Bahnen zurückschwimmt und anschließend über die rutschigen Fliesen zu mir gejoggt kommt.

"Das gehört sich nicht", zitiere ich unseren Vereinsleiter, und Mark streckt mir die Zunge heraus.

"Schwächelst du schon oder was?", feuert er zurück und lässt sich neben mich fallen, die Füße im Wasser.

"Ich spare meine Kräfte auf", entgegne ich, und er lacht sein typisches Lachen, das mich immer an den Strand zurückversetzt. Die Möwen in Busan klangen ziemlich ähnlich.

"Gibt's endlich was Neues bei deiner Nymphe?"

"Was–"

Bei seinem Grinsen wird mir klar, dass er mit dem Wasserwesen Jaemin meint.

"Ich– Ich schwimme doch noch weiter."

Ich höre Marks Lachen noch, als ich schon untergetaucht bin.

Das Wasser kühlt meine erhitzten Wangen wieder herunter, und als ich das andere Ende des Beckens erreicht habe, schwimme ich nach einem Blick auf die Uhr diagonal zu Mark zurück, der mich mit einem Grinsen erwartet.

"Untersteh dich", murmle ich, mich aus dem Wasser ziehend und wieder neben ihn setzend, "nochmal kriege ich das in dem Tempo nicht hin."

"Du stellst hier echt neue Rekorde auf, du Nixe."

"Nix", berichtige ich, "'Nixe' ist weiblich."

"Okay okay, Meeresbiologe." Ich weiß, dass er das scherzhaft meint, aber es versetzt mir trotzdem einen Stich. Ich glaube nicht, dass ich meinen Traumberuf jemals erreichen werde.

"Erzählst du mir trotzdem von Jaemin?"

Ich seufze. Dann greife ich nach den Schwimmringen hinter mir und werfe einen von ihnen ins Wasser.

black swan 𖣓 nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt