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Jaemin weckt mich auf. Eher gesagt, der fehlende Jaemin, denn es ist verhältnismäßig kalt ohne ihn vor mir, in meinen Armen, und die Decke hat er auch zurückgeschlagen.

Ich setze mich auf und reibe mir die Augen, werde mir langsam bewusst über mein Drumherum. Seine Sachen sind noch da, außer Rae, und ihm selbst. Also gehe ich davon aus, dass er im Bad ist.

Mehrere Male nicke ich beinahe ein, bis die schmale Tür aufgeht und mein seit gestern fester Freund heraustritt. Als er sieht, dass ich wach bin, kommt er zu mir gehuscht und umarmt mich heftig genug, dass ich beinahe umfalle. In meinem müden Zustand bringe ich nicht mehr hervor als ein fragendes Geräusch.

"Ich hab nur an meine Freunde geschrieben", murmelt er, "und weil sie Audios geschickt haben, bin ich ins Bad, um sie mir anhören zu können, ohne dass du davon gestört wirst."

"Hm." Anstelle einer Antwort platziere ich einen Kuss auf seinem Hals, weil das die einzige Stelle ist, die ich erreichen kann.

"Willst du noch ein bisschen weiterschlafen?"

"Mh." Ich drücke ihn fester an mich, weil ich das nur will, wenn er mit mir kuschelt.

"Soll ich mich zu dir legen?" Ich nicke, und er lacht leise. "So müde, hm?"

"Hm." Ich ziehe ihn mit mir ins Kissen, und mit ein bisschen Herumrutschen liegt er wie gestern vor mir, nur dass jetzt seine Schulterblätter an meiner Brust liegen, seine Finger mit meinen vor ihm verschränkt sind. Er hebt meine Hand höher, ich spüre seine weichen Lippen auf meinem Handrücken. Daraufhin vergrabe ich mein Gesicht an seiner Schulter.

"Jeno-yah." Ich gebe ein leises Geräusch von mir. "Wie lange bleiben wir hier?"

"Sonntag", murmle ich, verfestige meinen Griff leicht.

"Okay." Er streicht über meine Finger. Ich kann seine Atemzüge spüren, ruhig und gleichmäßig, und als er erneut einen Kuss auf meinem Handrücken platziert, schlafe ich ein.

"Jeno", ist das Nächste, was ich höre, "wir sollten langsam aufstehen, meinst du nicht?"

Ich schlage die Augen auf und blicke direkt in Jaemins sanftes Lächeln.

"Und wenn ich nicht will?"

Schmunzelnd streicht er über meine Wange. "Ist mir das egal, weil ich deine Heimat sehen will."

Ich drehe mich von ihm weg, als ich gähnen muss, und setze mich im Anschluss auf. Er folgt mir mit einem Lächeln und richtet meine Haare, drückt mir einen Kuss auf die Wange.

"Guten Morgen", grinst er.

Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab. "Morgen", murmle ich zurück.

"Bist du noch so müde oder hast du so fest geschlafen?"

Ich zucke mit den Schultern. Was auch immer es ist, es liegt an dir.

"Ich mach mich fertig, ja? Und du bist noch wach, wenn ich zurückkomme." Jaemin schenkt mir ein Grinsen, und es entlockt mir ein müdes Lächeln. Als er aber einfach aufsteht, schmolle ich stattdessen zu ihm hoch.

"Was denn?" Ich sage nichts, schmolle nur weiter.

Mit einem leisen Seufzen lehnt er sich zu mir herunter und legt seine Lippen auf meine. "Jetzt besser?" Ich nicke, klaue mir aber noch einen Kuss, ehe er ins Bad geht und ich aufstehe, um nicht wieder einzuschlafen.

Als Erstes ziehe ich die Vorhänge auf und starre ein wenig gedankenverloren auf das ruhige Meer. Von den Stürmen, von denen Yeeun geredet hat, ist nichts mehr übrig; nur noch der übliche Meerwind bewegt die Bäume, die wenigen Boote und kleinen Schiffe werden von den leichten Wellen kaum gewogen. Nicht eine Wolke ist am Himmel, dabei ist das tatsächlich eher unüblich für diese Zeit.

black swan 𖣓 nominWo Geschichten leben. Entdecke jetzt