tw: panic attack / panicking
"Und, und?", wendet Sungchan sich mir zu, sobald es zur Pause geklingelt und unsere Lehrerin den Unterricht beendet hat. Mein Magen dreht sich einmal fröhlich um, und ich lasse mir Zeit dabei, meine Tasche zu packen und aufzustehen.
"Jeno!", unterbricht uns aber erstmal Shotaro auf dem Weg zur Tür, kommt durch sie in den Raum geplatzt und tastet meine Schultern ab. "Bist du echt?"
"Ja?"
"Gut! Ich dachte schon, ich halluzinier, weil du die ganze Woche nicht da warst! Ich mag deine Schuhe! Wie geht's dir? Was war los?"
Sungchan lacht über meine Überforderung. "Fahr einen Gang runter, Sho. Jeno ist noch nicht ganz auf den Beinen, er hat sich bei–" Sofort presst er die Lippen aufeinander und sieht mich unsicher an.
"Was? Er hat sich bei was? Ihr könnt mich nicht im Dunkeln stehen lassen!"
"Ich hab mich bei meinem Freund angesteckt", murmle ich, "können wir hier raus?" Ich fühle mich unwohl.
"Freund?", quietscht Shotaro. "Im Sinne von ihr seid zusammen? Unfair!"
Sungchan schiebt ihn zur Tür. "Du hast auch den Schuss nicht gehört."
"Hä? Was denn?", höre ich die Antwort zu weit von mir entfernt, und ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich die beiden in dem Gedränge auf dem Flur verliere, oder dass mir die Luft fehlt. Das hier war ein Fehler. Ich hätte nicht zur Schule kommen sollen.
"Jeno!" Gleichzeitig mit mir aus meinen Gedanken reißt Shotaro mich auch mit sich um die Ecke, wo es etwas ruhiger ist. Ich schnappe nach Luft. "Hey, alles okay?"
"Alles– Alles super." Mir wird schlecht. "Vielleicht doch nicht." Ich drehe mich um und steuere auf den Haupteingang zu. Die Schüler, die mir dabei begegnen, ignoriere ich, so gut es geht, und draußen zu sein, hilft wenigstens ein bisschen. Ich nehme meinen Rucksack ab und setze mich auf den Vorsprung vor der Wand, schenke meiner völlig außer Kontrolle geratenen Atmung endlich Aufmerksamkeit, um sie wieder normal zu kriegen.
Atmen. Ich schließe die Augen. Atmen.
"Jeno-hyung", kommt es leise von Sungchan neben mir, und ich zucke trotzdem zusammen. Er sieht mich besorgt an, und auch Shotaro neben ihm ist still geworden und mustert mich.
"Sorry", entgegne ich sofort, "keine Ahnung, was das war." Habe ich wirklich nicht. Aber dass es Panik ist, weiß ich.
Die beiden setzen sich links und rechts neben mich. Ich muss mich immer noch fokussieren, damit meine Atmung nicht wieder aus dem Tritt kommt.
"Eine Panikattacke?", fragt Shotaro.
"Noch nicht ganz", ergänzt Sungchan, "glaub ich. Aber du kannst dich erstmal wieder beruhigen."
Ich antworte nicht, lehne mich stattdessen nach hinten und vermisse meinen Freund. Sungchan und Shotaro reden über irgendwas, das nach Bio klingt, aber ich kann ihnen nicht so richtig zuhören. Mein Herzschlag dringt bis in meine eigenen Ohren. Dass meine Hände zittern, merke ich erst, als ich Jaemin anrufe, mit jedem Tuten verzweifelter.
"Bist du nicht in der Schule?", begrüßt mich endlich seine Stimme, und ich könnte heulen.
"Doch", würge ich hervor. Er ist da, muss ich mir einreden, Jaemin ist da, alles ist gut. Wenigstens ein bisschen hilft es.
"Aber... Jeno, was ist los?" Er klingt besorgt. Noch ein "Jeno?", als ich nicht reagieren kann.
"Darf ich?", fragt Sungchan rechts, seine Finger streifen nur kurz meine, und ich will Jaemin nicht abgeben, aber überlasse ihm trotzdem mein Handy. Shotaro tätschelt etwas unbeholfen mein Knie, aber für den Versuch bin ich ihm schon dankbar. Ich will zuhören, was mein anderer Sitznachbar sagt, aber ich muss atmen, und dafür geht meine Aufmerksamkeit flöten, bis ich mein Handy wieder zurückhabe.
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black swan 𖣓 nomin
FanficJeno liebt das Schwimmen. Seine Mutter hat ihn deshalb alle Abzeichen machen lassen, die sie auftreiben konnte. Jeno verflucht sie dafür, bis zu dem Tag, an dem er Jaemin das Leben rettet. « Jeno ↑↓ Jaemin !slowburn !angst !sexual content (warnings...