Gray
Der Geruch von Chlor klebt an meiner Haut und verschwindet auch nicht wieder, als ich parfümiertes Sonnenmilch darauf verstreiche.
Lavender wirft fröhlich den Kopf in den Nacken und schüttelt sich das Wasser aus den Haaren. »Ich vergesse immer wie sehr das Wasser stinkt.«
»Ich hab davon mindestens einen Liter geschluckt«, brummt Archie genervt und funkelt mich hinter seiner Sonnenbrille böse an. »Danke dafür nochmal.«
Grinsend verneige ich mich vor ihm, bevor ich mich wieder auf der Picknickdecke niederlasse und Lavender zusehe, wie sie sich einen Haarknödel bindet.
»Soll ich dich auch eincremen?«, frage ich und hebe die blaue Flasche.
»Sehr gerne.«, lacht sie und dreht mir den Rücken zu.
Ich drücke die Flasche zusammen und quetsche den Rest der türkisen, dicken Flüssigkeit heraus. Mit einem ekelhaften Platschgeräusch landet sie in meiner Hand, mit welcher ich sie dann auf ihrem Rücken verreibe.
»He, schau mal«, schreit mein bester Freund überrascht auf und zeigt auf eine Gruppe Typen.
Mein Herz nimmt ein anderes Tempo ein, schlägt heftiger und lauter. Doch als ich realisiere, dass er nicht einmal in unsere Richtung schaut sondern sich lieber mit einer kurvigen Brünette unterhält, hört es wieder auf.
Ich kenne diesen Menschen besser, als es mir lieb ist. Jedenfalls glaube ich, ihn noch zu kennen, auch wenn inzwischen Jahre vergangen sind und wir uns über die Zeit verändert haben.
»Dewey«, murmle ich überrascht. »Seit wann ist der denn aus dem Knast raus?«
Archie zuckt mit den Achseln, hebt die Sonnenbrille etwas von der Nase, als könnte er damit den jungen Straftäter besser sehen. »Vielleicht ist er auf Bewährung draußen. So wie ich ihn kenne, ist er aber nicht hier, um etwas Spaß im Becken zu haben.«
Seufzend stimme ich ihm zu. »Wenn er in seine rechte Tasche greift, befinden sich dort bestimmt Pillen, die er verticken möchte. Das erklärt auch die große Runde um ihn herum. Hier muss einer seiner Treffpunkte sein. Guter Plan, hier kommt die Polizei sicher nicht so schnell hin«
»Oh kennt ihr ihn?«, fragt Lavender überrascht und sieht von ihrer Zeitschrift auf. Ihre dünnen Finger fahren über das klebrige Papier. Einzelne Buchstaben bleiben auf ihrer Haut kleben.
Gleichzeitig nicken wir.
»Archie und ich sind mit ihm gemeinsam in die gleiche Mittelschule gegangen. Er war damals mein bester Freund. Na ja, bis ich eben Archie kennengelernt habe«, erkläre ich ihr und verdränge aufkommende Erinnerungen an diese Zeit.
»Jup, dann hat er ihn mit mir nämlich ersetzt. Ich mache Menschen von mir abhängig und dass, ohne auch nur irgendwas zu machen«, scherzt der alternative Gitarrenspieler und rückt die Sonnenbrille zurück auf die blasse Nase.
Grinsend schüttle ich den Kopf, wische mir die fettigen Hände an meinem Badehandtuch ab. Der warme Sommerwind umarmt mich, erinnert mich einmal wieder daran, dass ich mir den falschen Geburtstort ausgesucht habe.
Es ist so gut wie immer warm und trocken. Mit viel Glück regnet es so 10 Mal im Jahr. Von Schnee kann ich nur träumen. Dazu muss ich erst einmal ein Stückchen fahren und dann einen Berg besteigen. Andere Länder bezeichnen unserer Schnee als Snow Flurry. Er ist sehr dünn und man verwechselt ihn leicht mit Frost. Die meisten Menschen kaufen sich auch nur dünne Jacken für den Winter und Hauben sind man so gut wie nur auf Kinderköpfen.
Das Gelächter eines Kindes gefolgt von den Schreien einer schimpfenden Frauen wecken mich aus meinen Wünschen in ein kühleres Land zu ziehen und dort meine Hoodieträume auszuleben. Kleine Menschen baden in dem lauwarmen Becken mit der Metallrutsche, spielen mit kleinen Tauchtierchen und Eimern.
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Rock me
General FictionGray Adler hatte sich seit dem Auszug seines Vaters geschworen, nie wieder Gitarre zu spielen, doch für immer kann er sein Versprechen nicht halten. Durch die Überredenskünste seines besten Freund zwingt er sich ein letztes Mal zu spielen und das be...