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Gray

Ich zupfe an dem weißen Hemdkragen und richte meine Krawatte. Ich sehe wie ein Anwalt aus, aber ich habe es Jesse versprochen.

Seufzend lasse ich von mir ab und sehe mich nach diesem um. Zwei Kinder rennen an mir vorbei, das Elternteil panisch schreiend hinterher. Pärchen treffen sich, umarmen sich zur Begrüßung und gehen dann gemeinsam voran.

Ich bereue es, Jesse nicht gesagt zu haben, dass das mit dem Date ein Fehler ist, den ich eigentlich nicht machen möchte. Ich bin zufrieden so wie es ist. Der Sex ist gut und ich mag ihn als Person auch ganz gern.

Aber ich habe es einfach nicht über das Herz gebracht, die Verabredung abzusagen. Als ich ihn in der Küche so glücklich gesehen habe, konnte ich ihm die Freude nicht nehmen. Deswegen stehe ich jetzt auch hier und warte auf den Sänger, der mir immer noch nicht erzählt hat, wohin es heute eigentlich geht.

»G'day«, sagt jemand hinter mir.

Ich zucke zusammen und drehe mich überrascht um. »G'day, Jessie.«

Vor mir steht ein junger Mann mit Bun und Maske. Er trägt Ohrringe und Eyeliner. Sein Körper ist in einen Lederrock und einem zerrissenen Tanktop gewickelt. Seine schwarzen Boots und sein ganzer Schmuck sind wie immer ebenfalls dabei.

»Du siehst gut aus«, murmle ich und reiße meinen Blick von seinen nackten Beinen. Haarlos. Ich sehe wieder zu ihm auf. Er zieht die Maske unters Kinn und grinst breit.

»Ich hätte niemals gedacht, dass du dich irgendwann für mich in ein Hemd zwingen wirst«, sagt er fröhlich. Hätte ich ihn vor ein paar Tagen nicht heulend gesehen, würde ich glatt denken, dass er immer so glücklich drauf sei. Sein Lächeln ist ansteckend. »Wir sollten dich nachher nur zum Teil auszuziehen.«

»Nachher?«, frage ich grinsend und lege meinen Arm um seine Schultern.

Er piekst mir in die Seite. »Ich habe mir meinen Arsch nicht umsonst gewaschen und meinen Körper bis auf das letzte Härchen rasiert.«

»Pass auf, dass Rush nicht auch noch deine Klistierspritze findet«, scherze ich, hoffe es aber für alle Beteiligten wirklich.

Jesse löst sich von mir, um mich besser ansehen zu können. »Was meinst du mit auch noch? Hat er denn schon etwas von mir gefunden?«

Ich nicke. »Ich hab's aber für dich gerettet und wieder aus dem Müll genommen.«

Er verzieht das Gesicht. »Der Vibrator. Scheiße. Kein Wunder, dass er jetzt immer anklopft, bevor er hereinstürmt.«

Lachend schüttle ich den Kopf und erinnere mich an den Gesichtsausdruck, den der Drummer gemacht hat, als er das Sexspielzeug in den Müll geworfen hat.

»Danke, dass du ihn gerettet hast. Er ist noch unbenutzt und hat fast 200$ gekostet. Es wäre schade um das Geld gewesen«, brummt er, aber auf seinen Lippen erscheint ein ungläubiges Grinsen. »Wie peinlich.«

»Du hättest Rush sehen müssen.« Alles fühlt sich leicht an, als ich ein weiteres Mal lache. Ich wage es sogar seine Hand zu streifen, als niemand zu uns sieht.

Er knappert auf seiner Unterlippe und seufzt. »Wir vergessen das jetzt und gehen mal voran. Wir sollten zuerst Essen gehen.«

Ich bin überrascht, dass er es vorschlägt, da er ja nicht gerade jemand ist, der gerne isst. Auch wenn wir gemeinsam relativ oft essen.

»Und was möchtest du gerne essen?«, frage ich ihn.

Er nimmt meine Hand und möchte losgehen, aber schon nach seinem ersten Schritt entziehe ich mich aus seinem festen Griff.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt