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Jesse

»Ich habe die Mail abgeschickt«, trällere ich und sehe wieder von meinem Handy auf, direkt in eine breit grinsende Fratze. »Wenn er am Freitag erscheint, haben wir einen neuen Gitarristen.«

»Glückwunsch!«, jubelt Zach mir zu und klatscht begeistert in die Hände. »Ich schicke dir einen Eimer, damit du nicht den ganzen Bandraum vollsabbern wirst, wenn er dir etwas vorspielt.«

»Ha Ha.« Ich lasse mein Gesicht auf meine am Tisch verschränkten Arme fallen und starre ihn angeekelt an.

Er legt den Kopf schief und mustert mich interessiert. »Was ist los? Er ist doch dein Typ, oder nicht? Dunkle Haare, kann musizieren und seine Statur ist groß und muskulös.«

Damit liegt er gar nicht mal so falsch. Schon als ich Gray zum ersten Mal gesehen habe, ging mir der Gedanke durch den Kopf, dass er wirklich nicht schlecht aussieht. Noch dazu kann er tatsächlich ausgezeichnet gut spielen.

»Er hat sich bei seiner Performance x-Mal verspielt. Was ist, wenn ihm das auch bei seinem ersten Auftritt passiert?«, frage ich meinen besten Freund zögerlich. »Es war schon schwer genug überhaupt jemanden zu finden. Jetzt sich auf die Suche auf jemand neues zu machen, könnte Monate dauern.«

Es ist nicht das erste Mal, dass ich mir darüber den Kopf zerbreche. Mir bedeutet die Band alles. Ich bin nicht bereit dazu, sie so schnell aufzugeben.

»Wenn es so ist, dann hilfst du ihm eben. Wer kennt sich besser mit Lampenfieber aus als du?«

Überrascht von der Intelligenz meines Freundes, hebe ich den Kopf wieder und starre auf den Bildschirm.

»Du hast recht«, murmle ich und massiere meine Ellbogen. »Ich könnte ihm ein paar Tipps geben. Vielleicht spielt er dann ohne Probleme.«

Ein amüsiertes Lächeln ziert seinen rosaroten Mund. »Und extra Zeit kannst du mit ihm dann auch verbringen. Das nennt man eine Win-Win-Situation.«

»Ach halt die Klappe«, brumme ich und bevor er auch nur noch etwas sagen kann, beende ich den Videocall.

Gray und ich werden Zeit alleine verbringen.

🎸
Gray

Ich öffne die Tür zum Proberaum und sofort schlägt mir starker Zigarettenqualm entgegen. Ich verziehe das Gesicht und betrete das verseuchte Zimmer. Ich setze ein falsches Lächeln auf und hebe die Hand zur Begrüßung. »G'day.«

»G'day, neues Mitglied«, begrüßt mich der Bassist und zwinkert mir grinsend zu. »Willst du ein Bier?«

Der Drummer lacht und schlägt seinen Kumpel mit seinem Drumstick gegen den Hinterkopf. »Bist du dumm? Gray ist noch keine Achtzehn.«

Gleichgültig zuckt der junge Mann mit den Schultern und öffnet die Tür des Minikühlschranks, welcher neben dem abgenutzten Sofa steht. Er nimmt zwei Dosen heraus und streckt mir dann eine entgegen.

»Sex, Drugs and Rock N Roll. «, trällert er und zwinkert mir zu.

Ich nehme das Bier dankend an und setze mich auf die Holzkiste, welche als Sitzmöglichkeit dient und mit einem Kissen bequemer gemacht wurde. Somit muss ich mich nicht neben den rauchenden Sänger setzen.

Der grünhaarige Saiteninstrumentenspieler legt den Kopf schief und mustert mich lächelnd. »Willst du auch eine Durry? Ich bin mir sicher unser guter Jesse gibt dir eine ab.«

»Danke, aber ich rauche nicht.«, murmle ich und öffne das Bier. Es zischt auf. Ich nehme einen großen Schluck heraus, setze kurz ab und trinke dann einen weiteren. »Wann proben wir?«

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt