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Jesse

Ich wälze mich herum, finde aber auch in der neuen Schlafposition keine Ruhe. Mir ist kalt und ich fühle mich leer. Druck liegt auf meiner Brust, doch egal wie oft ich die Decke lüfte und kühle Luft erlaube, meine ganze Körperwärme zu rauben, ich fühle mich erdrückt.

Ich starre an die Zimmerdecke hinauf und seufze. Man sagt immer depressive Menschen starren auf den Boden, weil sie sich gedanklich dort befinden. Ich habe aber seit ich klein war, die schlechte Angewohnheit immer hochzusehen, wenn es mir schlecht geht, um darauf zu warten, dass alles über mir zusammenbricht und mich unter den Trümmern zerquetscht.

Ich seufze und setze mich mühsam auf. Ich schiebe meine Beine über den Rand des Bettes und kicke dabei David, der immer noch auf dem Stuhl neben mir sitzt, den Kopf auf die Matratze gelegt.

Er rafft sich grunzend auf und blinzelt, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und mich ausfindig gemacht haben.

»He, was machst du wach?«, fragt er mich neugierig und lächelt mich liebevoll an.

Mal wieder läuft mir die Frage durch den Kopf, ob Rush und er nur nett zu mir sind, weil sie sich Zach gegenüber schuldig fühlen. Schon witzig, wie viele Eltern ich habe, ohne jemals richtig welche gehabt zu haben.

»Ich will nicht schlafen.« Ich kann nicht schlafen, trifft es besser. Ich brauche jemanden, der mich hält und einlullt mit süßen Versprechen und beruhigenden Worten.

David zieht sein Handy aus der Hosentasche und kreischt etwas auf, als das grelle Licht ihn blendet. Er kneift die Augen zusammen und checkt die Uhrzeit, bevor er es wieder einsteckt.

»Es ist zwei Uhr morgens. Du musst mindestens noch bis sieben schlafen«, sagt er schläfrig und legt seinen Kopf auf seinem Arm ab.

Ich überlege, ob ich mich zurück ins Bett legen soll, entscheide mich dann aber dagegen, weil ich mich so scheiße wie zuletzt vor vielen Jahren fühle.

Damals dachte ich, es ist wirklich vorbei mit mir, aber mein Bruder hat nicht aufgegeben. Ich habe lange Zeit danach nichts mehr konsumiert, was mir auf irgendeine Weise schaden konnte und habe nicht einmal das Beruhigungsmedikament genommen, das mir mein Psychologe verschrieben hat, aus Angst, ich könnte daran wieder picken bleiben.

»Nie wieder kriegst du mich, Seroquel!«, habe ich gerufen und die Packung gut versteckt. Ich bin mir sicher, dass Owen sie gefunden und entsorgt hat. Und auch wenn nicht, sind sie bereits abgelaufen.

Ich zwinge mich auf die Beine und tapse zur Tür. Doch noch bevor ich sie auch nur aufmachen kann, packt mich David am Handgelenk und zieht mich zurück.

»Wohin willst du?«, fragt er mich entnervt. Ich raube ihm die letzte Lebensenergie. Wenn ich so weitermache, endet er wie ich.

»Nur was trinken. Das kann ich alleine«, sage ich und löse mich aus seinem festen Griff. Er lässt mich zum Glück alleine in die Küche gehen.

Ich nehme mir ein Glas aus dem Schrank und öffne den Kühlschrank. Ich greife zu der goldenen Flasche und öffne sie. Der beißende Geruch kriecht in meine Nase und brennt meine Haare weg.

Ich stelle die Flasche zurück und gehe mit meinem Getränk in mein Zimmer. Ich schließe hinter mir die Tür und setze mich auf mein Bett.

David steckt mein Handy vom Ladekabel ab und steckt seines an. Er lächelt mich an, auch wenn er wahnsinnig müde wirkt. »Gut?«

Ich trinke einen großen Schluck und verziehe etwas das Gesicht. »Geht, aber vielleicht kann ich jetzt weiterschlafen.«

»Wie jetzt?« Verwirrt starrt er mich an, bevor er den Entschluss fasst und mir das Glas aus der Hand reißt. Er beugt sich darüber und schnuppert an dem Inhalt. »Scheiße.«

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt