Gray
Ich rase die Treppen hoch, da der dämliche Lift nicht gekommen ist und ich keine Zeit mehr habe. Es sind viele Stufen. Meine Gitarre liegt schwer auf meinem Rücken und das Outfit, dass ich mir selber ausgesucht habe, klebt mir ekelhaft an der Haut.
Ich schnaufe wie ein alter Mann, als ich endlich vor der Wohnungstür stehenbleibe. Dafür, dass ich so viel sportle, bin ich wirklich schnell aus der Puste gekommen. Schon nach dem dritten Stock konnte ich nicht mehr.
Ich versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, um nicht wie ein totaler Idiot rüberzukommen und klingle.
Es braucht etwas, doch als sich die Tür öffnet, steht ein halmnackter Mann vor mir. Er trägt eine Boxershorts, Handschellen und eine Krawatte, die um seinen Kopf gewickelt wurde.
»Guten Tag, Gray«, sagt Owen und überrascht mich, indem er mich mit meinen Spitznamen anspricht. Beschämt verdeckt er seinen in Striemen gelegten Körper. Rot, weiße Haut entblößt er vor mir. »Was machst du hier? Solltest du nicht bei den anderen sein?«
Ich zwinge mich in sein Gesicht zu blicken und stottere perplex, »W-wollte J-Je-Jesse sprechen.«
Er läuft rot vor Scham an und kratzt sich mit der in Fesseln gelegte Hand am Ohr. »Er ist schon seit heute Morgen weg. Tut mir leid.«
»O-okay.« Ich hüpfe von einem Fuß auf den anderen und überlege, wie ich aus dieser unangenehmen Situation herauskomme, doch leider fällt mir nichts ein du es wird schlimmer.
»Sklave, deine Strafe ist noch nicht vollzogen«, schreit eine hohe Stimme streng. Genevieve taucht neben Owen auf und starrt erschrocken auf mich. »Oh, das ist mir jetzt aber unangenehm.«
»Nicht nur dir«, murmeln Owen und ich gleichzeitig.
Die blonde Frau ist eingewickelt in einem engen, kurzen Lederkleid. Sie trägt schwarze Stiefel mit hohen Absätzen und hält eine rote Peitsche in der Hand. Sie sieht wunderschön aus und ist anscheinend in der Freizeit eine Domina. Etwas, das ich mir niemals von ihr gedacht hätte. Sie sieht viel zu niedlich aus, um so etwas perverse und kinkyes tun zu können.
»Gray, was machst du hier?«, fragt auch sie mich und versteckt die Peitsche hinter ihrem Rücken. Zu spät, denke ich mir, halte aber den Mund.
Ich räuspere mich und lache nervös auf. »Ich wollte mit Jesse sprechen, bevor wir auftreten, bin aber leider etwas zu spät dafür. Sorry für die Störung.«
Ich wende mich eilig ab und gehe zum Lift. Ich drücke auf den Knopf und stelle erleichtert fest, dass er sogleich kommt. Anscheinend meidet er nur das Erdgeschoss.
Ich trete ein und werfe dem Pärchen einen letzten Blick zu. »Keine Sorge! Ich behalte das für mich. Jesse muss nicht alles wissen.«
Auf Owen's Gesicht erscheint ein erleichtertes Lächeln. »Danke.«
Ich atme tief durch, als sich die Türen endlich schließen und mich von dieser Szenerie befreien. Das war jetzt schon wirklich seltsam. Obwohl ich mal gehört habe, dass Leute, die ständig die Kontrolle haben wollen, sie genau deswegen im Bett loslassen. Auf Owen trifft es sehr gut zu.
🎸
Ich komme immer noch etwas verstört im Bandraum an. Im Gegensatz zu meiner erster Probe hier riecht es schon lange nicht mehr nach Tabak. Auch mit den Nikotinkaugummis hat er aufgehört. Wahrscheinlich hat ihm sein Aufenthalt bei Owen und die Begegnung durch mich gutgetan.
Ich lächle wie ein Depp, als ich mich daran erinnere, dass ich ihn zum Guten verholfen habe. Vielleicht war wirklich nicht alles so schlimm, was ich jemals getan habe. Vielleicht hat die Münze wirklich immer zwei Seiten.

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Rock me
General FictionGray Adler hatte sich seit dem Auszug seines Vaters geschworen, nie wieder Gitarre zu spielen, doch für immer kann er sein Versprechen nicht halten. Durch die Überredenskünste seines besten Freund zwingt er sich ein letztes Mal zu spielen und das be...