Edim

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Gray

»Ich sehe wie ein Clown aus«, mauze ich und mustere mich in dem schwarzen Wandspiegel.

Ich trage Jesse's weiteste Lederjeans, ein rotes Tanktop mit einem Todenschädel darauf und an jedem meiner Finger hängt ein schwarzer Ring. Gebrochenes Herz, Krokodil, Flamme. Es ist als besäße er jedes Motiv, den man für alternativen Schmuck nutzen kann.

Mein Lover umarmt mich von hinten und grinst breit. »Den Eyliner habe ich gut hinbekommen. Du siehst gut aus. Fast schon zu gut. Du raubst mir wahrscheinlich die ganze Aufmerksamkeit.«

Ich schüttle grinsend den Kopf. »So kann ich nicht rausgehen.«

»Wir müssen aber gleich los«, erwidert er und löst sich von mir, um sich ein paar Strähnen zu flechten und darin Ketten zu hängen. An ihnen baumeln kleine Skelette. »Sobald wir fertig sind, ziehe ich dich aus.«

Mein Penis zuckt erfreut. Ich mustere meine Hose und denke daran, wie ungut ein Ständer darin wäre.

Rush springt zu uns ins Zimmer und staunt nicht schlecht als er uns sieht. »Du siehst aus, als hätte man dich in einen Sarg gesperrt und dort etwas versauern lassen.«

»Ich will's jetzt aber auch sehen«, schreit David, als er seinen Freund hört und bleibt im Türrahmen stehen. Er nickt anerkennend. »Da hat unser Sänger aber gute Arbeit geleistet.«

Die beiden haben sich ebenfalls herausgeputzt. Sie tragen so viel Schmuck, ich habe Angst, sie bleiben später beim Spielen hängen. Geschminkte Gesichter, gestylte Haare und enge Gothkleidung. Wir sehen freaky aus. Perfekt für eine Rockband.

David sieht zu Jesse, der mit seiner Kette in seinem Netztop hängen geblieben ist. »Du siehst aus wie eine Schlampe.«

Grinsend sieht dieser auf und zwinkert verführerisch. »Ich bin eine.«

Ich schmunzle. Eine sehr treue Schlampe. Seit wir etwas miteinander haben, klebt er förmlich an mir. Hätte er mit jemand anderen Sex, wäre es mir auf jeden Fall aufgefallen.

Jesse wirbelt durch seinen Raum. Die Ketten klimpern und seine enge, kurze Shorts quietscht, als er sich dreht. Summend springt er an Rush vorbei, nur um kurz darauf mit einem schwarzen Lippenstift zurück zukommen.

»Er ist wieder so seltsam gut drauf«, murmelt David entsetzt.

»Er freut sich darauf gratis Alkohol zu bekommen«, trällert unser Frontmann und schminkt sich die Lippen. Schwarz-violett. »Hat einer Lust nach den Auftritt in den Club zu gehen?«

Rush verzieht das Gesicht. »Wenn es wieder ein Gay Club ist, bin ich draußen. Letztens hat mich ein Mukimann belästigt und mir immer wieder gesagt, dass er seine Männer speckig mag. Ich wollte schon abnehmen, um das zukünftig zu vermeiden.«

Jesse lacht glücklich. »Ich habe dir gesagt, du sollst ihn nicht anglotzen. Er dachte, du hast Interesse an ihm.«

»Erinnere mich nicht daran.« Der Drummer zittert am ganzen Körper und dreht sich angeekelt um, bevor er den Raum verlässt.

»Was ist mit dir?«, fragt mich mein Freund und sieht mich mit den grünen Augen interessiert an. »Lust mit mir zu tanzen? Ich schwöre, ich spring auch nicht wie auf der Bühne auf deine Füße.«

Ich schüttle den Kopf und hebe die Hände. »Ne sorry. Ich bin nicht so ein Clubgänger.«

Er zieht schmollend die Unterlippe vor. »Da habe ich endlich jemand junges in der Band und dann will dieser nicht mit mir in den Club.«

»Ja, damit bin ich dann auch raus«, brummt David und schüttelt lachend den Kopf. Er gesellt sich zu seinem besten Freund und schließt hinter sich die Tür, als möchte er uns etwas Privatsphäre geben. Vielleicht aber auch selber haben.

Rock meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt