Jesse
Vor mir bleiben schwarze Lackschuhe stehen. Ich brauche nicht aufzusehen, um zu wissen, dass es sich hierbei um meinen Bruder handelt.
»Soll ich fragen oder erzählst du mir, was hier los ist?«, fragt er mich mit wutunterdrückter Stimme.
Neben ihm bleibt ein Paar Ballerinas stehen. Eine bekannte Frauenstimme sagt fröhlich, »Ich besorge ein paar Pflaster und eine Salbe. Die Apotheke an der Ecke müsste noch offen haben.«
Verwirrt sehe ich auf und betrachte das Blondchen, wie es sich wieder von uns entfernt. Sie trägt ein schönes, blaues Abendkleid. Wie eine Prinzessin auf der Flucht sieht sie aus.
»Was macht sie hier?«, frage ich neugierig und sehe zu meinem Bruder. »Hast du doch auf meinen Rat gehört und lebst endlich ein freies Leben?«
Er seufzt und massiert sich genervt die Nasenwurzel. »Genevieve hat mich zum Essen eingeladen, aber als wir am Restaurant ankamen, hat mich Rush's Anruf erreicht.«
Ich ziehe den Kopf ein und wende den Blick ab, dabei erwische ich Gray dabei, wie er den Übeltäter meines Leids davon abhält, in unsere Richtung zu gehen. Er schüttelt eilig den Kopf und zeigt zum Eingang der Bar, sieht nicht einmal zu mir.
»G'day, Owen. Schicker Anzug«, trällert der Idiot und weckt damit die Aufmerksamkeit meines Bruders.
»Hudson Turner?«, murmelt er verwirrt und sieht dann zu mir nieder. »Du hast dich mit ihm geprügelt? Warum sagst du mir das denn nicht früher?«
»Weil du dich dann wieder eingemischt hättest«, sage ich bissig.
Owen nickt zustimmend und krempelt die Ärmel hoch. Anders als erwartet, setzt er sich neben mich auf die Stufen des Reinigungsladen. Staub wirbelt auf und Dreck klebt innerhalb weniger Sekunden auf seinen gebügelten Hosenbeinen.
»Wie geht's dir jetzt?«, fragt er mich. »Bist du immer noch wütend?«
Ich schlinge die Arme um meinen zierlichen Körper und werfe einen Blick auf Hudson, doch der verschwindet gerade mit meinem Lover in der Bar.
»Nein«, flüstere ich und fühle mich elendig schlecht. Die kurze Rage-Phase ist wieder vorbei und zurück bleibt nur der bekannte Schmerz. »Owl, ich versteh's nicht.«
»Was verstehst du nicht?«, fragt er mich und legt mir tröstlich die Hand auf den linken Rückenflügel, bevor er beginnt, mich vorsichtig zu streicheln.
Ich seufze, als könnte ich damit all den Ballast von mir abschütteln. »Wieso ich mich immer noch in einem Kreis bewege. Manches ändert sich vielleicht wirklich nicht.«
»Was redest du da?«, fragt er mich bestürzt.
Ich reibe meine Wange an meinem nackten Oberschenkel. Stoppeln kitzeln meine Haut. Mein Gesicht ist warm, als glühe es. Ich habe eindeutig zu viel gebechert.
»Chesterfield, ich besitze immer noch nicht die Kraft in dein Gehirn zu blicken. Muss ich dir wirklich immer alles aus der Nase ziehen?« Owen stöhnt genervt und zieht seine Hand zurück.
Als ich immer noch nichts darauf erwidere, erhebt er sich und entfernt sich etwas von mir. Ich vernehme wie er mit David spricht.
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Rock me
Ficción GeneralGray Adler hatte sich seit dem Auszug seines Vaters geschworen, nie wieder Gitarre zu spielen, doch für immer kann er sein Versprechen nicht halten. Durch die Überredenskünste seines besten Freund zwingt er sich ein letztes Mal zu spielen und das be...