Hijacked || Yoonmin

Day 5.1

Da Jimin sich etwas sicherer fühlte, hatte er die Nacht durchschlafen können. Er war nicht mehr an den Stuhl gekettet worden, ließ aber jede neue Fluchtaktion bleiben, die ihm in den Kopf kam. Vielleicht half es Yoongi ja, die Kontrolle zu behalten, wenn er als tot galt. Auch wenn sein altes Ich ihn wahrscheinlich dafür verflucht hätte, so schnell die Seite gewechselt zu haben.

Seufzend richtete er sich auf und rieb seinen schmerzenden Nacken. Leider ließ es sich nicht besonders gut auf den Stühlen der Flugbegleiter schlafen, sodass sein Körper jedes Mal an einer anderen Stelle schmerzte. Sein Blick fiel auf das Fenster, doch wie immer war draußen nur der riesige Ozean zu erkennen. Er wurde nervös bei dem Gedanken daran, dass sie am nächsten Tag in Tokyo landen würden.

"Hey, alles gut bei dir?", fragte Yoongi ihn und kam in den Raum geschlendert. Jimin zuckte bloß mit den Schultern und schenkte sich Wasser ein. Das Hungergefühl hatte er schon vom Beginn der Entführung an verloren.
"Ich wollte dich um etwas bitten.", begann er und zog so einen schon deutlich neugierigeren Blick auf sich.
"Ich habe das mit dem Totstellen aufgegeben, weil wir uns hier eh immer viel zu laut unterhalten und ich dich vielleicht noch dazu bringen werde, wegen anderen Sachen laut zu werden."

Der Jüngere verdrehte die Augen und trank einen Schluck aus seinem Wasserglas.
"Du sollst dich ganz normal zurück zu deiner Tante setzen. Erzähl ihr nichts über mich, aber zeig ihr, dass es dir gut geht. Und dann sieh dich um. Guck, ob irgendjemand Pläne schmiedet. Weil es wäre ganz schlecht, wenn uns plötzlich alle überrumpeln. Noch haben sie Angst genug, aber ich merke, wie sie unruhiger werden."

Langsam nickte Jimin und sah zu, wie Yoongi einen Rucksack zu ihm holte, welchen er öffnete und eine Pistole, die noch etwas kleiner als seine eigene war, herausholte. Der Schwarzhaarige schluckte stark und hielt die kalte Waffe ehrfürchtig in seinen Händen, nachdem der Blonde ihm sie gegeben hatte.
"So sehr vertraust du mir..?", fragte er.
"Ich habe mehrmals versucht, dich umzubringen.", fügte er hinzu.

"Ich vertraue dir.", antwortete Yoongi bloß und stockte kein einziges Mal, während er das sagte. Er nahm seine eigene Pistole in die Hand und zeigte Jimin mit ein paar schnellen Bewegungen, wie man sie entsicherte, wieder sicherte und wie man sie auflud.
"Es sind fünf Patronen in deiner drin, also ist sie nicht voll geladen. Schieß aber nur, wenn es unbedingt nötig ist."

Der Jüngere nickte, steckte die Waffe weg und versteckte sie unter seinem T-Shirt. Dann ging er vor Yoongi raus in den Gang und löste ein erstauntes Raunen aus.
"Ist doch am Leben, wie Sie sehen.", erklärte der Blonde hinter ihm kurz und brachte ihn auf den Platz neben Yumi.
"Oh mein Gott, Jimin.. Ich dachte du bist tot!", schluchzte sie und zog ihn in seine Arme. Jimin musste selber einige Tränen unterdrücken und erwiderte die Umarmung fest.

Es kam ihm vor, als hätten sich ihre Falten in der kurzen Zeit verdoppelt und viel geschlafen schien sie auch nicht zu haben.
"Mir geht es gut, Yumi.. Ich bin.. nicht mehr gefährlich geworden, deswegen kann ich zu dir zurück.", erklärte er, während sich alles in ihm bei dieser Lüge zusammenzog. Aber alle konnten sie hören und er war schließlich so etwas wie ein Spitzel.

"Gut.. Du solltest dich auch lieber bedeckt halten. Die beiden Typen, die die Aufsicht machen, haben schon einige geschlagen..", erzählte sie und warf Namjoon und Jungkook feindliche Blicke zu. Jimin nickte, denn sein Eindruck von den beiden war auch nicht unbedingt der beste. Aber jetzt war er wohl auf ihrer Seite.

Unauffällig sah er sich um und konnte auf den ersten Blick niemand verdächtigen erkennen. Zu seiner Erleichterung waren auch keine Kinder an Bord, denn das hätte er wirklich nicht mit ansehen können. Doch beim längeren Hinsehen stach ihm ein Ehepaar ins Auge. Man sah es der Frau nicht an, aber da der Mann ihren Bauch streichelte, musste sie wohl schwanger sein. Die beiden redeten die ganze Zeit, waren aber so weit entfernt, dass Jimin sie nicht verstehen konnte.

Der Mann nickte der Frau zu und stand mit einem Mal auf. In seiner Hand hielt er etwas glänzendes, was Jimin mit geweiteten Augen als Messer erkannte.
"Ey du, setz dich wieder hin!", grummelte Namjoon ihm zu und kam durch den Gang auf ihn zu.
"Sie.. Sie können uns hier nicht für immer festhalten! Es schadet meinem Kind, wenn meine Frau nicht bald etwas zu essen bekommt!", sagte der Mann und bekam ein zustimmendes Raunen von den meisten anderen.

"Setz. Dich. Wieder. Hin."
Namjoon machte sich nichtmal die Mühe, nach seinem Sturmgewehr zu greifen, als der Mann plötzlich nach vorne schnellte und das Messer in seinen Oberschenkel stoch. Neben Jimin quiekte Yumi erschrocken auf, aber der sah nur besorgt zu der Szene, die sich vor ihnen abspielte.

Der Mann zog das Messer schnell wieder heraus und ließ Namjoon zu Boden fallen, bevor er sich schnellen Schrittes auf den Weg in Richtung Cockpit machte. Und in Richtung des Raumes, wo Yoongi sich befinden musste... Ohne weitere Gedanken sprang Jimin auf und schüttelte die Hand von Yumi ab. Er rannte dem Mann förmlich hinterher, welcher nun auf Yoongi zu kam.

Aber konnte er das tun? Das war ein Familienvater, der für seine Rechte kämpfte. Aber er konnte Yoongi nicht sterben lassen, also zog er auf dem Weg die Pistole aus seiner Tasche und bog mit dem Mann um die Ecke. Dieser schlich sich langsam von hinten an und holte weit mit dem Messer aus. Der Blonde schien abgelenkt aus dem Fenster zu gucken und Jimin hatte Angst, dass der Mann zu schnell reagieren würde, wenn er jetzt Yoongi rief.

Panisch sah er zu, wie der Abstand zwischen den beiden vor ihm immer geringer wurde und der Mann immer weiter ausholte. Mit zitternder Hand hob er die Pistole in seiner Hand und wartete bis zur letzten Sekunde, aber als das Messer niedersauste, drückte er den Abzug.

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