16.

902 72 48
                                    

Langsam hatte Jimin das Gefühl, dass sein ganzes Leben nur noch aus Entführungen bestehen würde. Er saß in einem schwarzen Van, Taehyung neben sich und einen vermummten Fahrer vor ihnen. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, wie Yoongi reagieren würde, wenn er von dem ganzen erfuhr. Aber noch weniger wollte er darüber nachdenken, dass Taehyung mehr als bereit war ihn umzubringen.

Er sagte nichts mehr, als sie irgendwann hielten und er von dem Blauhaarigen wieder mitgezogen wurde. Viel konnte er nicht von seiner Umgebung warnehmen, als sie auch schon durch eine Tür einen leeren Raum betraten, in dessen Mitte ein Stuhl stand. An den vorderen zwei Stuhlbeinen waren Metallschnallen befestigt, genauso an den zwei Armteilen. Und ehe Jimin sich versah, zog ihn Taehyung auch dort hin und fixierte ihn mit ein paar schnellen Bewegungen.

"Wieso bringst du mich nicht einfach um?", fragte er verachtend und rüttelte bloß ein Mal an den Schnallen, aber stellte wenig überrascht fest, dass sie sich nicht bewegen ließen.
"Na dann habe ich doch kein Druckmittel mehr.. Yoongi will mich umbringen und ich weiß, dass er mir auf der Spur ist. Aber mit dir in meinem Besitz.. da wird der Gute alles tun."
Taehyung lachte und schlenderte im Raum zu einem Fach, welches in die Wand eingebaut war. Und als er das öffnete, stockte Jimin der Atem, während sein Blick über die vielen Messer, andere Geräte und Waffen wanderte.

"Was findet er nur an dir? Da ist doch gar nichts dran.. Ein kleiner, dünner, verletzlicher Junge. Und schon ganz traumatisiert, obwohl du gerade noch den hellsten Teil der Mafia kennengelernt hast."
Der Blauhaarige nahm ein Messer und musterte es ein wenig, bevor er mit ihm zurückkam.
"Und wieso hast du überhaupt Yoongis Familie getötet?", zischte der Schwarzhaarige und versuchte die scharfe Klinge vor sich nicht zu beachten.

"Als ob ich dir das verrate."
Taehyung schüttelte den Kopf und drückte die Spitze auf Jimins Brust, nur um langsam runterzufahren und damit sein Shirt zu zerschneiden. Der Schwarzhaarige atmete ungewollt etwas schneller und fand so gar keinen Gefallen daran, dass nun sein halber Oberkörper entblößt war.
"Aber keine Sorge, morgen Abend siehst du deinen Schatz wieder. Ich will mit ihm handeln und er wird sicher mein Leben für deines verschonen."

"Und wie willst du sicher sein, dass er dich nicht umbringt, wenn du mich freigibst?"
Jimin warf einen angespannten Blick auf das Messer, welches nun direkt an seinem Bauch zwischen seinen Rippen verharrte. Er hatte keine Ahnung, ob Taehyung ihm nicht vielleicht doch wehtun würde und strengte sich sehr an, sich deswegen nicht verrückt zu machen.

"Ich habe einen Vertrag vorbereitet. Wenn er den unterschreibt, muss er sich daran halten. Und wenn er das nicht tut, löst es einen Krieg zwischen meiner Gang und der Mafia aus, was wiederum sein Adoptivvater gar nicht gut fände."
Der Schwarzhaarige zuckte zusammen, als der Blauhaarige mehr Druck auf das Messer ausübte und die scharfe Klinge gegen seine Haut drückte.
"Auch wenn ich es gar nicht schlecht fände, dich ihm auch noch zu nehmen.. Was für einen Sinn hätte sein Leben dann schon noch?"

Taehyung fuhr mit dem Messer zurück nach oben zu Jimins Brust und brachte ihn zwar nicht zum Bluten, kratzte aber trotzdem über seine Haut und fügte ihm Schmerzen zu. Der Jüngere versuchte es einfach über sich ergehen zu lassen und verzog das Gesicht, als das Messer plötzlich richtig in seine Haut schnitt und Taehyung über seine Brust fuhr.

Sofort keuchte er vor Schmerz auf und kniff die Augen zusammen, als er warmes Blut seinen Oberkörper runterlaufen spürte.
"Aber ganz unversehrt gebe ich dich nicht zurück.. Nein, das wäre mir dann doch eine Spur zu lieb."
"Du bist krank! Wie kann man so wenig Gewissen haben, dass du Jungkook einfach kalt manipulierst und ihn vollkommen ausnutzt?! Er ist in dich verliebt!"
Jimin atmete erleichert aus, als das Messer sich von seiner Haut löste.

Doch Taehyung ließ ihn nicht lange warten und setzte schnell zu einem erneuten Kratzer an, direkt unter dem anderen. Nur dieses Mal ließ er sich etwas mehr Zeit und schnitt unbekümmert durch Jimins Haut.
"Ich manipuliere Jungkook nicht. Nun ja.. Nicht immer. Bevor ich seine Herkunft kannte, habe ich ihn echt gemocht. Und danach fand ich es eben praktisch. Obwohl er mit der Mafia aufgewachsen ist, so will er mir doch unbedingt vertrauen.. Eigentlich ganz süß."

Der Blick des Blauhaarigen fiel auf den Verband an Jimins Schulter und ohne zu zögern wickelte er ihn ab, woraufhin die halb verheilte Schusswunde zum Vorschein kam. Besitzer von ihr saß nur schweratmend auf dem Stuhl und versuchte mit dem brennenden Schmerz auf seiner Brust umzugehen.
"Wann ist das passiert?", fragte Taehyung tatsächlich eine Spur neugierig und fuhr mit seinem Finger über die Wunde.
"Bei.. der Flugzeugentführung."

"Hat Yoongi dich angeschossen?"
"Nein! Das war so ein Soldat.. Ich wurde für einen Entführer gehalten."
Beim nächsten Schnitt knurrte Jimin und wandte sich hin und her, wodurch die Linie nicht gerade wie die anderen war, sondern sich gezackt über seine Brust zog.
"Und du bist mit Yoongi gegangen, obwohl du eine Geisel von ihm warst und er dir anfangs bestimmt gedroht hat? Oh Jimin.. Merkst du nicht, dass eure Beziehung genau wie meine und Jungkooks ist?"

"So ist sie nicht! Ich vertraue Yoongi und er nutzt mich überhaupt nicht so aus, wie du Jungkook ausnutzt."
"Ach.. Manchmal ist das Bedürfnis nach Nähe genauso wichtig, wie eine Verbindung in die engsten Kreise des Feindes."
"Du bist doch gestört!"
Jimin bereute seine Worte nur ein kleines bisschen, da sie ihm einen längeren und tieferen Schnitt einbrachten, aber danach schien Taehyung endlich genug zu haben.

"Ich komme morgen wieder, sobald dein Freund den Handel eingeht. Bis dahin dir eine gute Nacht.~"
Und so war er verschwunden. Der Schwarzhaarige alleine in diesem großen Raum, immer noch am Bluten und nun ohne Verband um seine Schulter. Seine Unterlippe begann verräterisch zu zittern und er legte den Kopf in den Nacken, damit die Tränen nicht über sein Gesicht laufen konnten.

Zwar hatte er keine Zweifel mehr, dass er bei Yoongi bleiben wollte, aber deswegen solche Dinge durchmachen zu müssen nagte schon an ihm. Nur langsam wurde der brennende Schmerz an seiner Brust weniger und er konnte wieder richtig durchatmen, ohne dass das Heben und Senken ihm Schmerzen bereitete.
"Bitte hol mich hier raus, Yoongi..", murmelte er und blinzelte die restliche Tränenflüssigkeit schnell aus seinen Augen.

Hijacked || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt