Day 5.2

1.3K 102 34
                                    

Sofort endete der schnelle Flug des Messers und der Mann brach vor Yoongi zusammen. Jimin ließ die Waffe fallen und starrte vollkommen verstört auf den reglosen Körper.
"Ist er.. Ist er tot?", fragte er und fühlte sich taub. Langsam beugte der Blonde sich runter und legte seine zwei Finger an die Pulsader des Mannes, welcher im Rücken getroffen worden war. Und genauso langsam nickte er.

Jimin konnte nicht sagen, ob Yoongi beeindruckt oder verstört von ihm war, aber dieser stand nun bloß auf und huschte als erstes zum Cockpit.
"Wir müssen landen, jetzt. Ein letztes Mal vor Tokyo.", erklärte er den Piloten.
"Aber die Reifen müssen dringend inspiziert werde-"
"Die Reifen sind mir so scheiß egal! Landen sie das Flugzeug auf der Insel.", brüllte Yoongi sie an und nun merkte Jimin, dass der Blonde sehr gereizt von der Aktion sein musste.

"Du hättest das nicht tun müssen..", flüsterte er nun dem Jüngeren zu und strich ihm eine Haarsträhne hinter das Ohr.
"Sonst hätte er dich getötet.", entgegnete dieser und hatte sich noch lange nicht von dem Schock erholt, einen Menschen eigenhändig umgebracht zu haben.
"Ich bringe die Leiche raus. Du setzt dich jetzt hin und atmest tief durch.", bat Yoongi ihn und Jimin nickte, ehe er sich auf den Stuhl fallen ließ und die Wand anstarrte. Wenn Yumi das erfuhr, würde sie das ihm nie verzeihen.

Wie war er in so kurzer Zeit zum Entführer-Verbündeten und Mörder geworden? Mit leerem Blick hob er seine Pistole vom Boden auf und tat sie zurück in seine Tasche. Die Besorgnis, die stark von Yoongi ausging, ignorierte er dabei.
"Es ist schwer, sowas zu verkraften. Aber du hast mir das Leben gerettet. Vergiss das nicht, Jimin."
Er nickte und zuckte nicht einmal mit der Wimper, als sie wieder auf der Privatinsel landeten und Yoongi die Tür öffnete.

Der Blonde griff nach den Armen des Toten und schliff ihn über den Boden, sodass eine Blutspur sich den ganzen Gang bis zur Tür entlang zog. Jimin hörte entsetzte Schreie, als Yoongi kurz sichtbar für die Menschen war und vergrub das Gesicht in den Händen. Jetzt dachte Yumi bestimmt, dass er auch tot wäre. Was würde sie vermuten, wenn sie aber sah, dass er noch am Leben war, im Gegensatz zu dem Familienvater?

Er sah aus der Tür und beobachtete, wie Yoongi den Körper hinter sich herzog und im Waldstück ablegte. Dann kam er wieder zurück und sorgte dafür, dass nochmal getankt wurde.
"Mach dich jetzt nicht verrückt, okay?", sagte er wieder zu Jimin und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Wenn wir morgen in Tokyo landen, möchtest du dann mit mir und den anderen beiden flüchten?"
Der Jüngere überlegte und zuckte mit den Schultern. Aber ein normales Leben würde ihm wohl kaum noch möglich sein.

"Entscheide einfach, wenn wir da sind.", munterte Yoongi ihn auf und ging ins Cockpit.
"Wir können wieder fliegen. Fliegen Sie langsam auf Tokyo zu. Um acht haben wir Landeerlaubnis und Taehyung bekommen wir auf dem Flughafen übergeben."
Die Piloten nickten und starteten das Flugzeug, wohl ein letztes Mal.

Endlich hatte Jimin das Gefühl, dass der Schock ihn verließ und richtige Gefühle einsetzten. Er war ein Mörder. Natürlich musste er mit Yoongi flüchten, schließlich war er kein Stück besser als dieser. Und der Ältere hatte im Gegensatz zu ihm noch kein Menschenleben auf dem Gewissen.
"Hast du Angst wegen morgen?", fragte er und sah mit trübseeligem Blick auf.

Der Blonde schüttelte den Kopf und setzte sich zu ihm.
"Wie gesagt, um mein Leben habe ich eh keine Angst. Was mir mehr Sorgen bereitet ist, ob sie Taehyung wirklich haben. Er ist nämlich ein Meister darin, unauffällig vor all dem Drama zu verschwinden."
"Ich habe aber um dein Leben Angst.."

"Solltest du lieber nicht."
Yoongi lächelte ihn an.
"Man sollte keine Angst um ein Mitglied der Mafia haben. Die sterben wie die Fliegen."
"Mafia..?"
Jimin wusste, dass der Ältere irgendwas angehören musste, aber die Mafia hätte er zu groß für sowas geschätzt. Wenn man allerdings bedachte, dass sie gerade mitten in einer Flugzeugentführung waren, erschien es doch logisch.
"Aber das wurde nicht von denen geplant. Das ist meine eigene Aktion. Und Taehyung gehört einer anderen Gang an, die sich schon lange nicht gut mit uns versteht."

"Verstehe."
Yoongi nickte wieder und stand auf, um einen kurzen Blick in das Cockpit und den Gang zu werfen.
"Komm her Namjoon.. So macht man doch keinen Verband dran.", sagte er und lachte dabei tatsächlich leicht. Er ließ seinen Freund herkommen und wickelte den ungeschickt drangemachten Verband an dessen Oberschenkel ab, um ihm wieder korrekt dranzumachen.

"Ey du. Danke Kleiner!", rief Namjoon ihm zu und schmunzelte kurz. Jimin aber konnte nicht lächeln und nickte ihm bloß zu. Er fühlte sich schlecht, zu den Bösen zu gehören. Nur wegen Yoongi tat er das. Ein Leben wie das von Namjoon war ihm nicht so wichtig. Er sah zu, wie Namjoon von Yoongi versorgt wurde und wieder zurück zu den Passagieren humpelte.

"Du musst dich jetzt entspannen, Jimin. Ich seh doch, wie geschockt du bist und es bricht mir das Herz.", sprach Yoongi ihm sanft zu und setzte sich neben ihn. Danach drehte er ihn an den Schultern um und bettete seinen Kopf auf seinem Schoß.
"Soll ich dir eine Geschichte erzählen, damit du schlafen kannst?", fragte er und kraulte seinen Kopf sanft, sodass Jimin nickte und sich tatsächlich ein wenig schläfrig fühlte.

"Es gab da mal einen Jungen.. Schon damals hatte er gerne seine Haare blond gefärbt. Er lebte ein normales Leben mit seiner Familie in Daegu, bis ihm eines Tages ein Mann Süßigkeiten anbot, die anscheinend bei ihm zuhause waren. Der kleine Junge folgte ihm und erfuhr das erste Mal, was Betrug bedeutete."
"Was hat er dir angetan?", fragte Jimin mit einem Hauch Entsetztheit in der Stimme, aber das stetige Kraulen beruhigte ihn, obwohl so eine Geschichte alles anderes als eine schöne Gutenachtgeschichte war.

"Er hat mich angefasst, mir wehgetan. Ich war verstört und verängstigt, aber dann kamen plötzlich riesige, muskulöse Männer und erschossen ihn. Die stellten sich später als Namjoons und Jungkooks Väter heraus und waren die Brüder des Mafia-Bosses. Dieser Boss nahm mich auf und brachte mir alles bei. Seitdem wusste ich mich zu wehren und wollte für immer Mitglied der Mafia sein, schließlich Schulde ich ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit mein Leben.", erzählte Yoongi weiter und sah runter, nur um in das entspannte Gesicht Jimins zu sehen, dessen Mund leicht offen stand.

"Gute Nacht..", hauchte er und sah zu Namjoon und Jungkook, welche bereits kugelsichere Westen anzogen und sich bereit machten.

Hijacked || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt