Hijacked || Yoonmin

14.

"Er ist erschöpft."
"Wieso das denn?"
"Na er ist eben erschöpft!"
"Was hast du mit dem armen Jungen angestellt? Kater von der Feier ist das ganz sicher nicht mehr."
Zu diesen diskutierenden Stimmen wurde Jimin wieder wach und ein schneller Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er bloß eine Stunde geschlafen hatte. Er rieb sich bloß kurz die Augen und stand schließlich auf, nur um in die Gesichter von Yoongi und Namjoon zu sehen, welche ihn mit ihrer lautstarken Diskussion geweckt hatten.

"Also humpeln tut er nicht.. Hast du deine Hände dieses Mal bei dir behalten?", fragte der Silberhaarige und wirkte ehrlich überrascht. Jimin errötete sofort und verdrehte beschämt die Augen. Als ob er so einfach mit Yoongi schlafen würde. Nein, ihm wurde bloß ein bisschen geholfen, seinen Mord und die Entführung zumindest kurz zu vergessen.

Allerdings war das nicht das erste Mal, dass Namjoon sich über sowas wunderte. Hatte Yoongi etwa sonst mit vielen geschlafen und war sowas total untypisch für ihn? Zweifelnd senkte Jimin seinen Blick und bemerkte so auch nicht Yoongis, welcher wütend auf seinen Freund gerichtet war.
"Ich bin gekommen, weil ich ein Gespräch mit dir führen will, Jimin. Wir sind hier beide von Idioten umgeben und damit du hier nicht ganz schnell wieder weg willst, sollten wir ein Gespräch führen."

Jimin nickte langsam und guckte hoch zu Namjoon, welcher ihn anlächelte und damit seine Grübchen zum Vorschein brachte.
"Gerne Namjoon.", stimmte er zu.
"Ich würde vorschlagen, dass wir einen Spaziergang um das Gelände machen."
"Gu-"
"Wenn ihm etwas zustößt, verantworte ich dich dafür!", unterbrach Yoongi ihn und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Schon klar."

Der Silberhaarige hielt ihm einen Arm hin, bei dem sich Jimin schnell unterhakte und schließlich mit ihm losging. Zum Blonden schauen traute er sich nicht, denn irgendwie wusste er, dass ihm die Geste vielleicht nicht sehr gefallen könnte und außerdem war er von der vorherigen Situation zwischen ihnen noch total beschämt.

Er versuchte sich nun darauf konzentrieten, wo Namjoon ihn hinführte, nachdem sie das Anwesen verlassen hatten. Und das war auf einen Kiesweg, der direkt vom Ausgang eine Weile geradeaus führte, bevor er nach links abknickte und wohl um das ganze Grundstück führte, wozu auch ein Waldteil gehörte.

"Also.. Jimin."
Das war wohl das erste Mal, dass der Silberhaarige ihn mit seinem Namen angesprochen hatte, weshalb er ihn aufmerksam von der Seite ansah.
"Bevor wir anfangen zu reden.. Was hat er mit dir angestellt?"
Der Jüngere lachte und schüttelte den Kopf, während sie langsam in Richtung des Waldstücks spazierten.
"Wir sind uns etwas näher gekommen, aber mehr geht dich das gar nicht an!", ermahnte er den anderen.

"Lass dich nur nicht zu schnell auf ihn ein. Er ist so daran gewöhnt, dass er jeden kriegt, den er will. Lass ihn warten."
Namjoon zwinkerte ihm zu und Jimin grinste schelmisch zurück. Vielleicht würde er darauf zurückgreifen, aber er wusste selber nicht, ob er gegen das Verlangen von Nähe zu Yoongi ankommen konnte.
"Hatte er denn schon oft was mit anderen?", fragte er aber schnell etwas ernster nach und passte sich dem langsamen Tempo des Älteren an, sodass sie nebeneinander schlenderten.

"Ich kann dir nicht alles über ihn erzählen, sonst bringt er mich sicherlich um. Aber was ich sagen kann ist, dass nachdem er seine Familie gefunden hat, alles den Bach runterging. Den Tag danach hat Yoongi nur getrunken und war irgendwann nicht mehr ansprechbar. Er konnte nicht mit dem Gefühl umgehen, seine ganze Familie zu verlieren und lud irgendwann.. Frauen zu sich ein. Ja, Frauen. Vielleicht hat er das Geschlecht gewählt, was ihm weniger gefällt, um seinen Frust noch stärker an ihnen auslassen zu können.. Das hat er wirklich lange gemacht, aber zwei Wochen vor der Flugzeugentführung war er nur noch mit der Planung beschäftigt und damit hat es aufgehört."

"Ich verstehe.."
Jimin nickte und konnte sich selbst kaum vorstellen, wie es ohne seine Eltern und Yumi wäre.
"Seitdem er dich kennt, hat er sich auf jeden Fall stark verändert. Er kümmert sich wieder um jemanden außer sich selbst, obwohl er das unbedingt vermeiden wollte. Und er hat mir auch davon erzählt, wie sehr er sich seit dem Mord um dich sorgt.."
Gerührt musste der Schwarzhaarige tief durchatmen.

"Ich glaube, ich kann langsam damit umgehen.", sagte er ehrlich.
"Das ist gut. Denn ich glaube nicht, dass du so schnell von uns wegkommst."
Namjoon stieß ihn spielerisch von der Seite an und überschätzte seine Kraft ein wenig, weshalb der kleine Jimin lachend zur Seite stolperte.
"Aber ich werde nie wieder jemanden umbringen!", fügte er auch hinzu und der Silberhaarige nickte verstehend.

"Willst du noch mehr über Yoongi wissen? Ich denke, du verdienst diese Informationen."
Der Schwarzhaarige überlegte und trat einen Stein von sich weg, bevor er zu seiner nächsten Frage ansetzte.
"Ist Yoongi sich sicher, dass Taehyung seine Familie umgebracht hat?"
"Er möchte gar nichts anderes glauben. Er denkt, dass er endlich Frieden finden kann, wenn er ihn umgebracht hat. Wir reden nicht darüber, aber sowohl ich als auch natürlich Jungkook haben unsere Zweifel."

Es legte sich große Schatten der Bäume des Waldstückes über sie, als sie es langsam betraten. Zum Glück hatten sie aber noch nicht mal ein Viertel der Strecke zurückgelegt und Jimin hatte viel Zeit für Fragen.
"Wie war Yoongi als Kind? Als eure Väter ihn gerettet haben?", lautete seine nächste Frage, die Namjoon ihm gerne beantwortete.
"Ich war damals zwar noch ein Jahr jünger als er und Jungkook noch ein Säugling, aber er war anders als die 'normalen' Kinder der Mafiosos. Mir wurde gar nicht gesagt, dass er nicht das echte Kind von Mr. Min war, deswegen habe ich ihn einfach mit aufgenommen. Aber er hat nicht viel gespielt und schien zu niemandem so richtig einen Draht zu wollen. Was der Mann ihm angetan hat, hat ihn damals wirklich verstört. Aber jetzt erinnert er sich zum Glück nicht mehr."